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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Panzerwesen dagegen gab es Hunderte. Offenbar haben sie ein Lager errichtet.«
    »Und das andere Licht, genau im Norden?«
    »Das hat die Form eines Tors – genau wie Ihr sagtet«, gab Todi zurück. »Es ist groß, etwa vier Mann hoch.«
    Dartun hatte keine rechte Vorstellung davon, wie ein Welten-Tor aussah, doch das klang ermutigend. Allerdings gab er sich Mühe, trotz dieser Aussichten nicht euphorisch zu werden. Und die kampierende Armee war offenbar vorhin durch das Tor gezogen. Ihm war klar, dass etwas Neues auf die Insel gekommen war – etwas ganz und gar nicht Wohlwollendes.
    Die heraufziehende Eiszeit hatte den Boreal-Archipel wirklich verändert.
    Todi gab ihm die Deyja zurück, ein kleines Relikt, das ihn kurzzeitig unsichtbar hatte werden lassen.
    Dartun war von dem jungen Mann beeindruckt: Mochte er auch naiv sein, so war er doch stets scharf darauf, solche gefährlichen kleinen Aufträge zu übernehmen.
    Er wandte sich an die Übrigen. »Macht euch auf einen Geheimeinsatz gefasst, bei dem wir alle zur Verfügung stehenden Relikte nutzen. Wir halten auf das Tor zu.«
    Die Geräusche von Schlitten und Hunden freilich konnte Dartun nicht verbergen, und auch die Untoten waren nur durch das Dunkel der Nacht vor Entdeckung geschützt. In etwa einer Stunde würde der Morgen dämmern, doch am Horizont stand noch kein violetter Schimmer, als die Mitglieder des Ordens der Tagundnachtgleiche übers flache Eis gen Norden hetzten. Hier oben waren Sonnenauf- und -untergang eine plötzliche Angelegenheit. Die bewaffneten Untoten rannten neben ihnen her, und ihre Fußspuren bildeten ein seltsam regelmäßiges Muster, als wären sie alle gleichermaßen mit einem fernen Bewusstsein verbunden. Dartun war es eigentlich egal, womit sie da verbunden waren, solange sie ihm einen gewissen Schutz boten. Ob sie sich der neuen Gattung, die in Tineag’l eindrang, entgegenstellten, stand auf einem anderen Blatt, doch er hatte seine Relikte und war immer noch der erfahrenste Kultist im ganzen Archipel. Jahre des Wissenserwerbs würden nicht vergeudet sein.
    Die Knie hochgezogen, kauerte er mit Verain, Todi und Tuung – seinen vertrauenswürdigsten Kultisten – auf einem kleinen Schlitten. Sie waren an der Spitze ihrer Schar unterwegs, doch das Deyja ließ sie unsichtbar sein; nur ihre Spuren im Schnee waren zu sehen.
    Schon bald war die Wanderarmee genauer zu erkennen. Als er sie zu dieser Dämmerstunde erstmals sah, schienen ihm all diese Geschöpfe das Licht zu scheuen und die Finsternis zu suchen. Das war kein gutes Vorzeichen.
    Auch ihre bloße Zahl war beunruhigend. Aufgrund der Ausmaße des Lagers schätzte Dartun sie auf mehrere Tausend. Rumel hatten sich unter die neue Gattung gemischt, und ihre charakteristische Haut spiegelte das Licht der Fackeln, die in sauberen Reihen von nahezu mathematischer Genauigkeit aufgestellt waren. Dartun blickte vor allem auf das Tor selbst, das Ziel seiner Reise und seiner Sehnsucht. Dort lag seine einzige Hoffnung auf etwas, das sein Leben wieder verlängern konnte.
    Im Osten schlug ein Gerät an.
    Fackeln begannen sich zu bewegen und auf eine Art zu sammeln, als hätte man eine Störung bemerkt. Dartun wusste, dass diese Aufmerksamkeit ihm galt. Er tippte Tuung auf die Schulter; der zog die Zügel an, und die Hunde blieben stehen. Dartun erhob sich, stieg vom Schlitten und nahm einen Skjaldborg , eine schwere Messingkiste nach Art der Reisetruhen, die er Jahrzehnte zuvor für die Jamur-Truppen entworfen hatte. Einen Moment lang ging er damit vorwärts, als wollte er die Truppen begrüßen, obwohl er doch argwöhnte, dass sie keine friedlichen Absichten hatten. Dann setzte er den Skjaldborg ächzend ab und rückte ihn im Schnee so zurecht, dass er den Eindringlingen entgegensah. Die sammelten sich in Scharen, eine gewaltige Zahl schwarzer Soldaten im Fackelschein. Tausende. Er öffnete das Relikt, zog die Handschuhe aus und stellte die winzigen Zeiger in der Kiste. Dann schloss er die Augen, um noch die kleinste Bewegung im Gerät zu spüren. Das war bei jedem Wetter eine heikle Aufgabe, erst recht aber unter diesen Bedingungen. Als die Mechanik mit einem Klick einrastete, öffnete er die Augen und sah Funken von Dawnir-Kraft aus der Kiste schlagen. Er trat zurück, schloss ihren Deckel und blickte erst nach rechts, dann nach links.
    Die Mitglieder seines Ordens verharrten reglos in seinem Rücken. In ihren Mienen stand Furcht.
    »Keine Sorge.« Er gesellte sich wieder zu ihnen. »Daran

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