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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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sehen, wer geredet hatte. Eine Reihe Dragoner stand reglos und auf ihre Langschilde gestützt in schwarz-grüner Uniform da und beobachtete die in der Ferne verschwindende Welle. Die Männer und Frauen trugen noch keine Rüstung, nur den traditionellen braunen Umhang, auf dessen linke Brustseite der goldene Stern der Jamur gestickt war. In ihrer Gesellschaft machte es den Hauptmann längst nicht mehr verlegen, ein Albino zu sein.
    Neben manch anderem.
    »Und wer hat das gesagt?«, fragte Brynd.
    »Ich«, erwiderte diesmal eine deutlich höhere Stimme.
    Unterdrücktes Gelächter.
    Kapp Brimir, ein Junge aus Folke, schlängelte sich zwischen den Soldaten hervor. In der Ferne waren weitere Insulaner zu erkennen, die sich um ihre Feuer versammelt hatten. Die erste Stimme war sicher nicht die von Kapp gewesen, denn der war höchstens zehn Jahre alt. Um Aufstände der Einheimischen zu vermeiden, waren die Soldaten angewiesen, den Inselbewohnern vor dem Feldzug freundlich zu begegnen, aber manchen Insulanern gegenüber war das schwer. Vor allem dieser Junge schien es darauf angelegt zu haben, die Soldaten zu ärgern. Kapp bestand darauf, allen höheren Offizieren, die er auf Ule traf, Fragen zu stellen, und wollte Genaues übers Fechten wissen, darüber, wie sich die Menschen in Villjamur kleideten, was sie in ihrer Freizeit taten und ob sie tanzten.
    »Ja?«, fragte Brynd. »Deine Stimme ist ziemlich tief für einen so jungen Menschen, und fluchen kannst du auch auf Jamur? Das erstaunt mich bei einem Einheimischen. Wenn das kein großes Gefecht ist, schätz dich einfach glücklich. Sehnst du dich etwa nach einem ausgewachsenen Krieg?«
    »Nein.« Kapp trat vor, stellte sich neben Brynd und sah zu ihm hoch. »Aber es kommt mir recht unfair vor, einen von denen einzusetzen.« Er wies auf den Kultisten am Ufer.
    »Sollten wir stattdessen lieber alle sterben?«
    Kapp zuckte die Achseln, blickte aufs Meer und spielte mit einer Haarlocke, als hätte er ihre Unterhaltung bereits vergessen.
    »Willst du Soldat werden?«, fragte Brynd weiter.
    »Auf keinen Fall.«
    »Kämpfen zu lernen, könnte eines Tages nützlich sein.«
    »Ich kann schon kämpfen.« Kapp wandte sich wieder der sich unnatürlich auftürmenden Flut zu.
    »Hauptmann Lathraea!«, rief der Kultist und watete ohne sein Relikt an den Strand. Er war grauhaarig und hatte vogelartige Gesichtszüge. Um den Hals trug er ein flaches Medaillon, dessen Symbol aufgrund des schlechten Lichts nicht zu erkennen war. »Die haben auch einen Kultisten!«
    »Wie ist das möglich?«
    »Das weiß ich nicht, aber seht!« Er wies auf die Brandungsmauer, die geradewegs auf sie zukam und sich jeden Moment zu überschlagen drohte.
    Brynd sah Kapp gerade noch zwischen den Soldaten verduften.
    »Vermutlich kann ich sie aufhalten oder wenigstens ihre Wirkung abschwächen«, fuhr der Kultist fort. »Trotzdem würde ich alle Soldaten vom Ufer abziehen.«
    »Ich dachte, ich befehle hier«, erwiderte Brynd und legte die Hand auf sein in der Scheide steckendes Schwert.
    »Für solches Geplänkel bleibt keine Zeit, Hauptmann.«
    »Das stimmt wahrscheinlich.«
    »Habt Ihr die übrigen Mitglieder meines Ordens gesehen?«
    »Seit einiger Zeit nicht.« Brynd schüttelte den Kopf. »Könnt ihr nicht eins eurer blöden Geräte dazu verwenden, euch nicht aus den Augen zu verlieren?«
    »Ihr tätet gut daran, freundlich zu bleiben, Bruder«, fuhr der Kultist ihn an, rannte wieder zum Ufer, rutschte über den Sand und hielt sein Relikt erneut ins Wasser.
    Brynd befahl den Dragonern, sich zurückzuziehen, und die Soldaten stiegen den Hang hinauf.
    Im Norden der Insel erkletterten mit Äxten bewaffnete Stammeskrieger vom Ufer aus den grasbewachsenen Höhenzug. Wie es ihnen gelungen war, unbemerkt anzulanden, vermochte Brynd nicht zu sagen, denn die Garudas hätten sie entdecken sollen. Doch wo steckten die überhaupt?
    Wenn dieser Junge wirklich einen Kampf gewollt hat , dachte Brynd und zog seinen Säbel, kommt er jetzt auf seine Kosten .
    Kapp rannte, als könnte er nicht mehr anhalten. Sein Weg war von zerstörten Gebäuden flankiert, und er jagte über den Schinderhügel hinab nach Hause.
    Er blieb erst stehen, als er die erste Brandungswelle an die Küste prallen hörte und den Boden unter sich zittern spürte. Kaum drehte er sich um, sah er Meerwasser schäumend und im Mondlicht glitzernd über den Hügelrücken spritzen. Die Wucht der Woge hatte nicht gereicht, um das Ufer völlig zu überfluten, doch

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