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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Leben zum Schutz der Kaiserin!«
    »Sir«, erwiderten die beiden wie aus einem Munde, zogen ihr Schwert und bezogen neben der Kutsche Posten.
    »Lupus«, sagte Brynd und wandte sich an seinen dritten Gardisten, »begleitet mich und nehmt Eure Pfeile mit!«
    »Jawohl, Kommandeur.«
    Die beiden sprangen aufs Pferd und folgten der Dragonerin ins Dunkel des Birkenwalds.
    »Soldatin, worum geht’s?«, fragte Brynd und duckte sich – den Säbel in der Hand – unter einem Ast durch.
    »Diese Draugr, vor denen Ihr gewarnt habt – wir haben einige gesichtet.«
    »Wie viele?«
    »Schätzungsweise fünfzehn, Kommandeur, am Waldrand, auf der Baering-Heide.«
    Brynd war felsenfest entschlossen zu verhindern, dass diese Geschöpfe der neuen Kaiserin etwas antaten. Außerdem wollte er herausfinden, woher sie kamen, welche Absichten sie verfolgten und wer sie gesandt hatte. Er hatte noch nie von solchen Wesen im Kaiserreich gehört. Warum also tauchten sie gerade jetzt auf? Und warum auf Jokull?
    Hufe dröhnten auf dem Waldboden, und Zweige brachen im Vorbeireiten.
    Schließlich stießen sie auf die Wolfsbrigade der Dritten Dragoner, ungefähr vierzig Mann, deren Helme im Mondlicht schimmerten und deren offizielle Standarte – ein aufgerichteter weißer Wolf vor grünem Hintergrund – an einem Baum inmitten der Lichtung lehnte. Die vielen Soldaten beruhigten Brynd.
    Ihr Feldwebel trat vor, eine blonde Frau in der schwarz-grünen Uniform der Dragoner. Sie steckte ihr Schwert in die Scheide und legte den Schild mit dem Wolfskopf beiseite. Ihr Gesicht war noch immer voller Schürfwunden von den Kriegszügen gegen die Stämme, die sie kürzlich erfolgreich angeführt hatte.
    »Kommandeur Lathraea«, sagte sie. »Ich bin Feldwebel Woodyr. Hat Soldatin Fendur Euch die Lage beschrieben?«
    »Ja«, bestätigte Brynd.
    Lupus saß ab und band sein Pferd und das des Kommandeurs an einen Baum.
    Dann gingen die drei zum Waldrand. Woodyr streckte den Arm aus und sagte leise: »Dort.«
    Brynd kniff die Augen zusammen.
    Etwa hundertfünfzig Schritte entfernt standen Draugr über die Heide verteilt, und das Licht des Mondes Astrid warf ihre Schatten dunkel und unheimlich auf den Boden. Der Wind peitschte das kurze Gras, doch die Draugr rührten sich nicht. Nur ihre Gewänder flatterten. Es war ein unwirklicher Anblick.
    »Sie stehen seit einiger Zeit so da – als wollten sie sich nicht bewegen«, erklärte Woodyr. »Wir haben sie vor mindestens einer halben Stunde entdeckt.«
    Brynds Augen gewöhnten sich an die Szenerie, und er erkannte, dass die Gestalten – Männer und Frauen – in Lumpen gekleidet waren. »Haben sie bisher etwas getan?«
    »Nein, Kommandeur«, erwiderte der Feldwebel.
    »Hat sich ihnen jemand genähert?«
    »Nein, Ihr hattet ja davor gewarnt. Wir haben auf Euch gewartet, damit Ihr die Lage beurteilt.«
    »Gut so.« Brynd wandte sich unvermittelt an Lupus: »Schießt einen ab!«
    Der Soldat trat aus dem Wald und hatte nun freie Sicht auf die meisten Draugr. Er legte einen Pfeil ein und spannte den Bogen. »Soll’s ein Bestimmter sein, Kommandeur?«
    Brynd neigte den Kopf zur Seite. »Der da«, sagte er und wies auf die nächststehende reglose Gestalt. »Zielt auf den Kopf! Ein Schuss in den Oberkörper ist nicht allzu wirksam.«
    Lupus’ Pfeil pfiff durch die Luft, traf den Draugr ins Auge und ließ seinen Schädel mit einem lauten Knack brechen. Die Wucht des Treffers ließ das Wesen zu Boden gehen, und es zitterte wie ein Fisch an Land. Die anderen Draugr blieben völlig ungerührt im Mondlicht stehen und starrten nach vorn oder ins Unbestimmte.
    »Gebt mir Deckung!«, befahl Brynd. »Und Feldwebel, lasst Eure Bogenschützen in einer Linie antreten! Sie sollen mir den Rücken freihalten und die übrigen Wesen abschrecken.«
    »Jawohl, Kommandeur«, erwiderte Woodyr und kehrte zu ihrer Einheit zurück.
    Links von ihm traten die Schützen am Waldrand an.
    Brynd ging über die Heide, stakste vorsichtig durchs durchweichte Gras und näherte sich langsam dem von Lupus erschossenen Wesen. Die Wucht des Treffers hatte ihm den Schädel gespalten, und der Pfeil steckte tief in seinem Kopf. Am Hals des Geschöpfs war ringsum eine schwarze Linie auf der blau gefärbten Haut zu erkennen. Brynd zog sein Schwert und stieß das Wesen an, doch es reagierte nicht. Vielleicht spürte es die Berührung des Metalls nicht – ein besorgniserregendes Zeichen.
    Der Kommandeur warf einen raschen Blick zurück, und das im Mondlicht

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