Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)
schlurfen. Villjamur erzeugte Paranoia.
Aber es ist doch egal, ob mir jemand folgt, solange es nicht die Kinder aus der Gamall Gata sind.
Randur starrte aus dem Fenster, und der seltsam schillernde Himmel beleuchtete seinen schlanken nackten Leib. Schwert, Gewand und Stiefel lagen hinter ihm auf dem Boden verstreut. Mit in die Fensterrahmen gestemmten Armen beobachtete er, wie die verschiedenen Farben über den Himmel schossen. Hoch oben und in weiter Ferne schlängelte sich ein diffuses grün-rotes Leuchten wie ein riesiger Vorhang bei schwachem Wind.
Lady Yvetta Fol trat hinter ihn und legte ihm die Hände aufs Gesäß. »Beeindruckend«, sagte sie, strich ihm genüsslich über die Pobacken und kniff ein wenig zu.
»Und wie!«, sagte Randur. »So hat der Himmel noch nie ausgesehen. Was da wohl geschieht?«
»Ich hab nicht vom Himmel geredet.« Sie gab ihm einen Klaps aufs Hinterteil. Ihre vielen Goldringe taten ihm weh, und ein Frösteln überlief ihn. Ihr Atem kroch ihm langsam den Nacken hoch, während sie sein langes Haar zur Seite strich. Ihre Finger tanzten ihm über Wirbelsäule und Schulterblätter, und sie küsste ihm gierig den Hals.
Als er sich umdrehte, spielten ihre Finger weiter über seinen geschmeidigen Tänzerkörper, den sie bereits mit dem ihres alten, fetten und faulen Mannes verglichen hatte, und sie murmelte vage, schon ihr ganzes Leben auf ihn gewartet zu haben. Aber er konnte das nicht die ganze Nacht lang fortsetzen. Woher, verflixt, nahm sie ihren Appetit? Er fragte sich, ob sie ihr unerfülltes Begehren jahrelang aufgestaut hatte und in dieser Nacht alle Zügel schießen ließ, sodass er nicht mehr Jäger, sondern Beute war.
Mit den Lippen strich er über ihre Ringe und liebkoste diese Zurschaustellungen des Reichtums. Zuvor hatte er sie vor einem Dieb gewarnt und behauptet, eine Verbrechenswelle flute durch die oberen Stadtebenen, und vor allem reiche Damen gerieten ihrer Verwundbarkeit wegen ins Visier. Das war eine von Randurs neuesten Erfindungen. Auf die Besorgnis in ihrem Gesicht hin hatte er ihre Hand an seine Lippen geführt und ihr für den Abend treuen Schutz angeboten. »Du brauchst all diesen Schmuck im Moment einfach nicht«, hatte er gesagt, ihr die Ringe von den Fingern gezogen und sie unauffällig in seinem Stiefel versenkt. »So wie du bist, bist du wunderschön, Liebste.«
Sie schloss die Lider halb und stieß einen Lustseufzer aus, wie er sie schon den ganzen Abend über hatte anhören müssen. »Findest du das wirklich?«
Er legte ihr den Zeigefinger an die Lippen. »Ich glaube, jeder Mann würde das so sehen.«
»Na, er sicher nicht.«
Er war ihr Gatte, der einflussreiche Lord Hanton Fol.
Ihr graues Haar war zerzaust, nachdem sie nun bereits dreimal miteinander geschlafen hatten. Für eine Dame von fünfzig Jahren war sie noch immer schlank und hatte kaum Falten. Er hatte diese Nacht genossen, denn sie war in allen Dingen der Liebe kundig und erfahren – trotz der Kratzer, die ihr Selbstbewusstsein durch das Genörgel ihres Mannes bekommen hatte, und ungeachtet der Tatsache, dass er stets mit viel jüngeren Frauen schlief, wenn er in Villjamur war. Lord Fol war ein Landbesitzer, dessen Proviantlieferungen für die Armee auf die Kasernen des ganzen Archipels verteilt wurden. Auch Lady Yvetta war reich und besaß ein großes Landgut auf Jokull und einige Handelsschiffe. Randur wusste das alles, weil er vor seinem Besuch mit den Dienern geredet hatte. Der Schmuck und Zierrat ihrer balkongekrönten Villa hatten ihm ihren Reichtum nur bestätigt.
Ihre Hand glitt zwischen seine Beine, und er stöhnte – teils vor Lust, teils aus Bestürzung. Sie begann, seinen Nacken zu küssen, und verweilte mit den Lippen kurz auf seinem Schlüsselbein. Er strich ihr das Rückgrat hinunter und bemerkte die Geschmeidigkeit ihrer alternden Haut. Man kann Gelderwerb und Vergnügen durchaus verbinden, solange man seine Aufgabe anständig erledigt . Inzwischen stand er ans Fenster gedrückt da und hatte die kalte Scheibe im Kreuz. Ihre Hand bearbeitete ihn weiter, vielleicht etwas zu gierig.
Bitte kein viertes Mal …
Und wieder zum Bett, ihre Beine streicheln und sie mit der Zunge leidenschaftlich von den Fußgelenken bis zu den Oberschenkeln bearbeiten, bis sie aus dem Stöhnen nicht mehr herauskam. Das Himmelsschauspiel, das als schwaches Licht durchs Fenster drang, verschönerte die Linien ihres Körpers und glättete die Altersfalten. Quälend langsam tastete sein Mund
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