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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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begreifen zu können. Obwohl »Sieg« vielleicht nicht das richtige Wort war – die Bewohner Villirens hatten eigentlich nur überlebt.
    Aber was nun? Die Stadt musste neu angelegt und wiederaufgebaut werden.
    Kaum waren die letzten Gegner eine Stunde tot, da schlenderten die ersten Überlebenden schon durch die Straßen und nahmen Abkürzungen durch die Trümmer. Bürgerwehrler saßen erschöpft auf den Ruinen. Sogar Kinder kamen aus ihren Verstecken und blickten zur Roten Sonne auf, als hätten sie sie nie zuvor gesehen.
    Umherschweifend stieß Malum auf eine zerbrochene Maske. Das ließ ihn die eigene abnehmen, und unvermittelt fragte er sich, warum er sich stets dahinter verbarg. Welchen Vorteil hatte sie ihm verschafft? Und nun, da ihn mit Beami der einzige Mensch verlassen hatte, durch den sein Leben ein bisschen Normalität besessen hatte: Wieso sollte er sich da noch verbergen?
    Malum warf seine Maske in den Schutt und ging weiter.
    Er war, was er war: ein Vampyr. Und nun würde er sich zum König der neuen Stadt krönen.
    »Aber die Nachtgarde verlassen? Sie ist dein Leben … dein Ein und Alles.« Beami lag neben ihm auf dem Bett, und ihre Augen schmerzten vor Müdigkeit. »Sie ist dein Beruf und dein Dasein. Du bist für die Leute ein Held, nachdem du so viele Bewohner hast retten helfen.«
    »Villiren ist kein Ort für Helden«, erwiderte Lupus kategorisch.
    Seitdem sie zurückgekommen waren, hatte er unausgesetzt an die Decke gestarrt. Also war es vorbei, und das war immerhin etwas. Und doch kam es ihnen eigentlich nicht wie ein Ende vor.
    »Es gibt so viel Tod. Sonst gibt es hier nichts. Diese schreckliche Welt bringt uns nur das, stimmt’s? Diese Wesen greifen unser Land an, aber genau das tut das Kaiserreich seit Jahrhunderten auch. Wir behandeln andere Gesellschaften ohne Rücksicht auf deren Kultur oder die Art ihres Verhältnisses zur Welt. Ich habe das nun von der anderen Seite erlebt … Früher war ich noch stolz auf mein Tun, doch diese Art von Krieg hat nichts Ehrenhaftes.« Er hielt inne und atmete tief ein. »Ich möchte einfach aus all dem heraus. Und zwar mit dir.«
    »Wenn es dir wirklich ernst damit ist«, erwiderte Beami nachdenklich. »Aber du weißt, dass wir – sollten wir einmal zurückkehren – wieder genau in dem Moment landen, in dem wir gegangen sind?«
    »Begnadete Bogenschützen sind im Baugewerbe unnütz, und die Stadt braucht Baumeister und Handwerker. Und Pfleger. Zerstör hinterher einfach dein Relikt, wenn du magst. Oder versteck es. Egal. Ich werde mein Glück an diesem anderen Ort suchen, und wenn wir uns dort mit niemandem verständigen können, ist es eben so. Das ist mir gleich. Wir haben nichts zu verlieren. Hol deine ganze Ausrüstung, alles, woran dir liegt, und lass uns einen Neuanfang wagen – fern von allem, was wir kennen.«
    Beami setzte das Heimr auf sein Stativ und drehte den Ball an der Spitze. Dieses Relikt hatte sie seit Längerem nicht benutzt und empfand plötzlich eine unerklärliche Angst, vergessen zu haben, wie es funktionierte.
    Sie hatten ihre Habseligkeiten bereits zusammen. Lupus besaß wenig und verspottete Beami, die vieles angeschleppt hatte. Wo wollte sie das lassen? Schließlich erwartete sie kein Haus, sie stürzten sich vielmehr in ein ungewisses Abenteuer.
    Eng umschlungen standen sie in Beamis trostloser Kammer in der Zitadelle, und sein Kopf lag an ihrer Schulter. Er war fast wieder gesund und umarmte sie zärtlicher denn je. All seine Berührungen waren neugierig tastend, als wäre er ungemein froh darüber, sie im Arm zu halten.
    Sie schichteten ihre Besitztümer um das Relikt herum zu einem sauberen Haufen auf.
    »Das ist vielleicht die lächerlichste Entscheidung, die wir je getroffen haben«, stellte Beami fest.
    »Nein, meine Entscheidung für die Armee war weit lächerlicher. Und nun verlasse ich die Truppe deinetwegen: Wie viel Zeit und Mühe wir uns hätten sparen können!«
    Sie lächelte. »Na, jetzt haben wir alle Zeit der Welt.«
    Kaum berührte sie das Heimr , da pulsierte es schon.
    Und plötzlich dehnte sich die Z-e-i-t---

KAPITEL 54
    E in Ende.
    Aber kann man bei hunderttausend Toten von einem Sieg sprechen? Kann von »Gewinnen« die Rede sein, wenn die eigene Armee nahezu aufgerieben wurde?
    Völlig erschöpft hatte Brynd stundenlang allein in der Obsidianroten Kammer im Dunkeln gesessen. Seine Muskeln zitterten, als ihm ein Schmerz durch den Leib fuhr, den die Kultisten sicher bald mit einem magischen Kniff

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