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Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Titel: Die Legende der Wächter 1: Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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weitersprechen.
    „Oder was?“, hakte Gylfie nach.
    „Oder sie sind noch da, aber ich kann sie nicht finden, und sie erkennen mich ja offenbar nicht mehr. Es kommt mir vor, als wäre ich unsichtbar geworden, hätte mich in Luft aufgelöst. Das ist eine unerträgliche Qual! Ich gehe davon aus, dass es nur noch ein paar Erneuerungen dauert, bis ich mich in ein unwiderruflich mondwirres, älteres Eulenmännchen verwandelt habe.“
    Soren konnte nicht mehr an sich halten. „Aber wozu soll das alles gut sein? Was haben Skench und Spoorn vor? Welche Absicht verfolgt das Sankt Äggie?“
    „Und was hat es mit den Tupfen auf sich?“ Gylfie spähte zu dem Raufußkauz empor, der sie um mehrere Haupteslängen überragte.
    „Ha! Die erste Frage ist leicht zu beantworten, die zweite ist kniffliger. Das Sankt Äggie will sich alle Eulenvölker der Welt unterwerfen.“
    „Und sie vernichten?“, fragte Soren.
    „Auch das, aber eigentlich geht es ums Unterwerfen und Beherrschen. Um andere Eulen zu beherrschen, muss man sie mondwirr machen. Das ist Skenchs und Spoorns wichtigste Waffe, denn mondwirre Eulen verlieren ihre Persönlichkeit, sie sind alle gleich. Die Tupfen sind eine weitere Waffe, die zu Kriegszwecken eingesetzt werden kann.“
    „Was kann so ein Tupf denn Schlimmes anrichten?“, wollte Gylfie wissen.
    „Das weiß niemand so genau, auch ich nicht. Aber wenn man sie richtig einsetzt, verfügen die Tupfen über beträchtliche Kräfte.“
    „Was für welche?“
    „Auch das weiß ich nicht genau. Manchmal üben die Tupfen zum Beispiel eine Art Sog aus, dann ziehen sie Dinge und Lebewesen an. Wenn ich im Tupfenlager der Bibliothek zu tun habe, kommt es mir manchmal vor, als spürte ich diese Anziehungskraft am eigenen Leib.“
    Soren und Gylfie fanden das ungeheuer spannend. „Das ist wirklich merkwürdig“, sagte Gylfie halblaut.
    Doch es war Soren, der herausplatzte: „Bring uns das Fliegen bei, Grimbel! Bitte bring uns das Fliegen bei!“ Er war von dieser Idee so begeistert, dass er es bis in den Magen spürte.
    Auf seine Bitte folgte verblüffte Stille. Gylfie und Grimbel blickten ihn blinzelnd an. Es hatte ihnen anscheinend die Sprache verschlagen.
    Schließlich gab sich Grimbel einen Ruck: „Nun, ihr beiden, ich kann euch natürlich sagen, wie ihr es machen müsst, und ich kann mit euch üben, aber alles kann ich euch nicht abnehmen. Mit dem Fliegen ist das so eine Sache. Ein Eulenkind kann üben und üben, aber wenn es kein Selbstvertrauen ha t …“
    Soren und Gylfie beendeten den Satz wie aus einem Schnabel: „ … wenn es nicht genug Selbstvertrauen hat, nützt das alles nichts und es lernt nie fliegen.“
    „Richtig. Ihr könnt mir offenbar folgen. Das ist auch der Grund, warum kein Eulenkind in den Glaucidien des Sankt Äggie je fliegen lernen wird. Daran sind natürlich auch die Vampirfledermäuse schuld, die den Jungvögeln den Flugdrang rauben und ihr Gefieder brüchig werden lassen. Aber der eigentliche Grund ist, dass eine mondwirre Eule keinerlei Selbstvertrauen besitzt.“
    „Wir beide sind aber nicht mondwirr“, verkündete Gylfie. „Und ich glaube auch nicht, dass du mondwirr bist, Grimbel.“
    „Ach Kinder, ihr macht mir richtig Mut! Ich dachte schon, ich hätte alle Zuversicht verloren, aber jetzt schöpfe ich doch wieder Hoffnung. Also schön, versuchen wir’s. Wir wollen folgendermaßen vorgehen.“ Grimbel war im Sankt Äggie dafür zuständig, alles, was aus den Gewöllen herausgezupft worden war, am Ende jedes Arbeitstages einzulagern: Zähne, Fellbüschel und Tupfen. „Ich räume alles in die Bibliothek und führe Inventarlisten darüber. Ich kann euch die Genehmigung verschaffen, mir dabei zu helfen. Mein Arbeitsplatz befindet sich in einer kleinen Seitenschlucht vor dem Eingang zur Bibliothek, und wenn ich genug Material zusammenhabe, bringe ich alles in die Bibliothek und sortiere es ein. Wenn gerade keine Listen zu führen sind, stehe ich vor dem Bibliothekseingang Wache. Eine Genehmigung für die Bibliothek bekommt ihr sicher nicht, aber ich kann versuchen, euch an meinem Arbeitsplatz das Fliegen beizubringen. Ideal ist das nicht, denn es gibt nicht viel Platz, aber woanders können wir nicht hin. In der Bibliothek ist mehr Platz, aber da kommen wir nicht hinein, denn wenn ich dort Inventarlisten erstelle, bewacht jemand anders den Eingang.“
    „Ich dachte, in der Bibliothek würden Bücher aufbewahrt“, warf Gylfie ein.
    „Unter anderem. Aber auch der Inhalt

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