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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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aufstoßt.“
    Aber wie sollen wir bei diesem Wetter ans Ziel kommen?, ging es Soren durch den Kopf. Um sie herum wirbelten die Flocken, unter ihnen verhüllte dichter Nebel auch die höchsten Baumwipfel und von der Windseite schlugen ihnen eiskalte Böen entgegen.
    Morgengrau, der wieder einmal an der Spitze flog, wandte den Kopf. „Auf der Windseite habe ich Klippen geortet. Lasst uns versuchen, in ihren Windschatten zu gelangen, dann fliegt es sich leichter.“
    „Guter Plan“, entgegnete Soren. „Gylfie nehmen wir am besten in die Mitte.“
    Wenn es gar zu stürmisch wurde, nahmen die Freunde die zierliche Elfenkäuzin in die Mitte ihrer keilförmigen Flugformation. Auch dieses Mal wechselte Gylfie gehorsam die Position. „Krebsflug!“, kommandierte Morgengrau daraufhin.
    Beim Krebsflug bewegte man sich im schiefen Winkel zum Win d – also seitwärts wie ein Krebs. Auf diese Weise waren die Freunde nicht der vollen Wucht des Sturmes ausgesetzt. So kamen sie zwar langsam, aber stetig voran. Seit sie die Baumhöhle in der Kiefer verlassen hatten, waren sie mehrmals in den Krebsflug übergewechselt. Jetzt aber stellte sich etwas ganz Unerhörtes ein: Ihre windseitigen Flügel wurden lahm und schmerzten. Doch immerhin vereiste das Gefieder nicht mehr.
    Da war auf einmal ein donnerndes Tosen zu hören. Die Eulen wurden seitlich weggerissen, als hätte eine eisige Klaue sie gepackt. Es donnerte noch ein weiteres Mal und sie wurden gegen eine glatte Eiswand geschleudert.
    Soren rutschte in die Tiefe. „Festhalten, Mr s P.!“, rief er, aber er spürte nicht, ob sich die Blindschlange noch in seinem Schultergefieder verkroch. Er konnte sich nirgends mit den Krallen festhalten, die Flügel versagten ihm den Dienst. Er sauste geschwinder in die Tiefe, als er je geflogen war. Etwas Großes, Graues glitt heran und überholte ihn. War das Morgengrau? Es ging alles so rasend schnell, dass Soren nicht mehr klar denken konnte. Nicht einmal seinen Magen spürte er mehr.
    Dann war der rasende Fall zu Ende. Soren war ganz benommen und außer Atem, aber er war auf einem geschwungenen weißen Sims gelandet und rutschte nicht mehr weiter.
    „Glück gehabt, Eule, Eule, Eule, Eule und das komische Dingsda“, ertönte es leise glucksend über ihnen.
    „Wer ist da?“, fragte Soren ängstlich.
    „Gütiger Glaux!“ Gylfie rückte ein Stück an ihn heran. „Was in alle r …“
    Soren folgte ihrem Blick. Die vier Eulen und die alte Nesthälterin hatten den Sturz heil überstanden. Sie lagen auf dem Rücken und blickten die steile Eiswand empor. Aus einer Öffnung über ihnen lugten drei höchst absonderliche Geschöpfe.
    „Was sind das denn für welche?“, fragte Gylfie im Flüsterton. „Das sind doch keine Vögel!“
    „Nie im Leben!“, bestätigte Morgengrau.
    „Gehören sie überhaupt dem Tierreich an?“
    „Welchem Reich sollen sie denn sonst angehören?“
    „Mein Vater hat mal gesagt, dass es auch ein Pflanzenreich gibt.“
    „Ich finde, sie sehen ziemlich pflanzig aus“, mischte sich Digger ein.
    „Was meinst du mit ,pflanzig‘?“, fragte Soren.
    „Ich weiß schon, was Digger meint, nämlich das komische rötliche Dingens, das sie mitten i m – kann man das Gesicht nennen ? – haben.“
    „Was soll das heißen: ,Kann man das Gesicht nennen?‘“, erwiderte eins der sonderbaren Geschöpfe empört. „Wir sind ja nicht gerade die Hellsten, aber ihr müsst noch viel dümmer sein, wenn ihr ein Gesicht nicht von einer Pflanze unterscheiden könnt!“
    „Du erinnerst mich ein bisschen an einen blühenden Kaktus, wie sie in meiner Heimat, der Wüste, wachsen“, gab Digger zurück.
    „Das ist mein Schnabel, Blödian. Und ich kann dir versichern, dass weder ich noch meine Frau oder meine Kinder ein blühender Kaktus in der Wüste sin d … Was immer das sein soll.“
    „Wer oder was seid ihr denn dann?“, fragte Mr s P.
    „Und wer, beim Eiszapfen, bist du?“, lautete die Gegenfrage.
    „Ich bin eine Schlange. Eine Blindschlange und Nesthälterin. Ich stehe im Dienst dieser jungen Eulen, der vornehmsten aller Vögel.“
    „Aha“, sagte das Geschöpf, das kein Kaktus war. „Also wir sind bloß ’ne Bande Papageientaucher.“
    „Papageientaucher!“, rief Morgengrau aus. „Papageientaucher leben im Norde n – im Hohen Norden.“
    „Boah!“, machte einer der Jungvögel. „Das ist ja ein ganz Schlauer, Papa!“
    „Wenn ihr wirklich Papageientaucher seid“, führte Gylfie den Gedanken zu Ende,

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