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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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verdrängt, aber Borons und Barrans strahlendes Weiß schien den dichten Dunst zu vertreiben. Die Nacht ringsum wurde wieder schwarz, die Sterne kamen hervor. Im Schein des Halbmonds sahen die vier jungen Eulen unter sich eine riesige Wasserfläche glitzern, und da, vor ihnen, breitete der größte Baum, den die vier je gesehen hatten, seine knorrigen Äste au s – der Große Ga’Hoole-Baum.
    „Wir sind da, Mr s Plithiver! Wir sind da!“, flüsterte Soren.
    „Ich weiß, mein Lieber. Ich spür’s!“
    Boron und Barran geleiteten die vier Freunde durch die Baumkrone, bis sie an den Eingang einer Höhle kamen. Zwei Uhus hielten ihnen mit den Schnäbeln die Moosvorhänge auf und die kleine Schar flog hinein. Soren kam die Höhle nicht nur ungewöhnlich geräumig vor, sie unterschied sich auch sonst von denen, die er kannte. Obwohl draußen Nacht war, war es hier drinnen nicht stockdunkel. Hier und da flackerten seltsame Lichter.
    Boron wandte sich an die Jungvögel: „Sicherlich sind euch schon unsere Kerzen aufgefallen. Hier in Hoole ist es uns gelungen, das Feuer einzufangen und so zu zähmen, dass wir es uns zunutze machen können. Aber das werdet ihr alles schon bald erfahren. Wer wei ß – vielleicht wird ja sogar einer von euch irgendwann Glutsammler.“
    „Was ist ein Glutsammler?“, fragte Soren.
    „Man kann auch ,Glutträger‘ dazu sagen. Doch hier im Großen Ga’Hoole-Baum gibt es noch viele andere Fertigkeiten zu erlernen, und wir werden uns alle als eure Rybs darum kümmern.“
    Boron deutete mit dem Flügel auf die Wände der Höhle. Jetzt erst erkannten die verblüfften Freunde, dass dort auf zahlreichen Vorsprüngen Eulen hockte n – alle Arten von Eulen: Höhlenkäuze und Schleiereulen, Sperlings- und Elfenkäuze, Kreisch- und Rußeulen, Uhus und Schnee-Eulen. Sämtliche nur denkbaren Eulengattungen waren vertreten. Ihre gelben, schwarzen und braunen Augen blickten die fünf Neuankömmlinge forschend, aber freundlich an.
    Barran fuhr fort: „Willkommen, Neulinge. Willkommen im Großen Ga’Hoole-Baum. Eure erste Reise ist nun zu Ende.“
    Wieso „erste“?, wunderte sich Soren im Stillen.
    Im nächsten Moment erbebte der ganze Baum unter einer Folge tiefer, hallender Gongschläge. Barran sprach nicht weiter.
    „Alle Brigaden zu den Waffen!“, rief ein großer Bartkauz von einem Wandvorsprung. In der Höhle schien es noch heller zu werden, als die Eulen eilig Kampfkrallen und Helme anlegten und die Kerzenflammen das Metall aufblinken ließen.
    „Beim Glau x – eine Schlacht! Los, wir holen uns auch Kampfkrallen!“ Morgengrau hüpfte von einem Fuß auf den anderen und spreizte ungeduldig die Schwingen.
    „Immer mit der Ruhe, mein Junge.“ Ein untersetztes Sumpfohreulenweibchen kam zu ihnen herübergetapst.
    „Wo findet die Schlacht denn statt?“, fragte Morgengrau.
    „In den Hinterlanden.“ Die Sumpfohreule musterte den Bartkauz. „Und du und d u …“, sie deutete mit dem Schnabel erst auf Morgengrau und dann auf Gylfie, „ … und du und du“, das galt Digger und Soren, „ihr vier habt damit nichts zu tun. Und wer bist du eigentlich?“ Sie betrachtete Mr s Plithiver.
    „Mr s Horace Plithiver, Nesthälterin. Ich kann Empfehlungen vorweisen.“
    „Aha. Dann kommt mal alle mit.“
    Morgengrau fragte ungeduldig: „Abe r … aber die Schlacht?!“
    „Was soll damit sein? Das ist bloß ein kleines Scharmützel im Grenzgebiet von Silberschleier und den Hinterlanden.“

Die erste Nacht

    Matrona, so hieß das Sumpfohreulenweibchen, führte die vier durch das Innere des gewaltigen Baumes. Unzählige Gänge wanden sich durch den Stamm und mündeten in Höhlen der verschiedensten Größen. Manche waren zum Schlafen gedacht, andere dienten als Studierstuben, wieder andere als Lager- und Vorratsräume. In einer Höhle erspähte Soren ganze Stapel der sonderbaren Flackerdinger, die Boron „Kerzen“ genannt hatte. Etliche Gänge mündeten auch ins Freie, von wo aus sie zur nächsthöheren Ebene der Baumkrone flogen und die Führung durch eine andere Öffnung im Stamm fortsetzten. Es war alles ziemlich verwirrend. Soren begriff nur so viel: Die Schlafhöhlen waren weiter oben gelegen, wogegen die Versammlungshöhlen für größere und kleinere Eulengruppen weiter unten lagen. Ebenfalls im unteren Bereich befand sich eine „Küche“ genannte Höhle, aus der köstliche Düfte drangen. In den Aufenthaltsräumen trafen sich die Eulen auf ein Schwätzchen. Solche Höhlen lagen an

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