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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Beschreibung schien Morgengraus Vorfreude nur noch zu steigern, Soren jedoch bekam es mit der Angst zu tun. War er einer solchen Aufgabe gewachsen? Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als es zu versuchen. Zusammen mit seinen Freunden traute er es sich zu. Schließlich hatten sie schon einige Gefahren mit vereinten Kräften gemeistert! „Kommen wir denn alle in die gleiche Brigade?“
    „Eher nicht.“
    „Aber wir sind doch Freunde! Wir gehören zusammen!“ Soren gab sich Mühe, nicht allzu verzweifelt zu klingen.
    „Das spielt keine Rolle. Hier seid ihr Teil einer größeren Gemeinschaft. Ich muss jetzt übrigens weg.“
    „Die Pflicht ruft, was?“, sagte Gylfie. Es klang ein bisschen spitz.
    „Jawohl, die Pflicht ruft“, bestätigte Otulissa, musterte die kleine Elfenkäuzin noch einmal mit erhobenem Schnabel, dann rauschte sie hinaus. Soren glaubte schon, Gylfie würde ihr hinterherspucken.
    „Ich finde sie grässlich“, verkündete Morgengrau.
    „Ich auch. Habt ihr mitgekriegt, wie sie mich angeschaut hat? Sie tut schrecklich wohlerzogen und trägt den Schnabel ganz schön hoch, aber ich wette, sie macht sich andauernd über Eulen lustig, die kleiner sind als sie.“ Wie viele Elfenkäuze war Gylfie sehr empfindlich, was Anspielungen auf ihre Statur betraf. Ihre Großmutter hatte die Vereinigung kleiner Eulen mitbegründet. Deren Ziel war es, geschmacklose und kränkende Bemerkungen über mangelnde Körpergröße zu bekämpfen.
    „Achtun g – aus dem Weg!“ Zwei große Uhus flogen am Eingang der Höhle vorbei. Sie trugen eine Hängematte, in der eine verwundete Eule lag. Die Verwundete hatte den Helm schief auf dem Kopf, ein Flügel hing verdreht und lahm über den Rand der Trage.
    In diesem Moment glaubte Soren, durch die Wand das jämmerliche Klagen eines Eulenkindes zu hören. Daraufhin sagte jemand beschwichtigend: „Na, na.“ Soren wurde neugierig und schlüpfte in den nächsten Gang, der sich tief ins Innere des Baumstamms wand. Von diesen Gängen gab es so viele, dass man sich bestimmt rettungslos verlaufen konnte, aber das hielt Soren nicht davon ab, den Geräuschen zu folgen. Bald stand er vor einer weiteren Höhle, die wie die meisten Unterkünfte im Großen Ga’Hoole-Baum zwei Ausgänge besaß: einen ins Innere des Baumstamms und einen ins Freie. Drinnen war die Sumpfohreule Matrona eifrig damit beschäftigt, sich Dunen aus dem Brustgefieder zu zupfen und sie um eine noch ganz junge Eule herum festzustopfen. „Nun beruhige dich, Schätzchen. Wir wissen doch, dass du dein Möglichstes getan hast.“
    „Was sollen Mama und Papa bloß von mir denken?“ Sorens Magen krampfte sich zusammen. War das etwa seine kleine Schwester Eglantine?
    „Die werden denken, dass du ein tapferes Sperlingskauzmädchen bist“, gab Matrona zurück.
    Soren seufzte enttäuscht.
    „Was hast du da draußen zu suchen? Steh nicht rum, komm lieber rein und mach dich nützlich!“ Soren trat zögernd ein. Das Kauzmädchen war nicht viel größer als Gylfie. Ihr flaumiges Federkleid roch nach Ruß und war stellenweise angesengt.
    „Wie heißt du noch mal, Kleine?“ Matrona beugte sich über die Käuzin.
    „Primel.“
    „Ach, richtig. Die kleine Primel hat kein Nest mehr.“
    Das Sperlingskauzmädchen setzte mit erstickter Stimme hinzu: „Der ganze Baum ist abgebrannt.“
    „Richtig. Ihre Eltern sind zur Grenze geflogen, um mitzukämpfen. Da war noch alles in bester Ordnung.“
    „Ich sollte die beiden neuen Eier warm halten. Mama wollte nicht kämpfen, sie ist auf die Jagd geflogen. Sie ist gleich wieder da, hat sie gesagt.“
    „Und dann?“, fragte Soren.
    „Dann hat es gebrannt. Der ganze Wald. Erst dachte ich, das Feuer kommt nicht bis zu unserem Baum, und als er dann doch in Brand geraten ist, wollte ich wenigstens eins der Eier retten. Aber ich habe gerade erst Fliegen gelern t … un d … un d … und das E i …“ Die kleine Sperlingskäuzin schluchzte bitterlich.
    Eine plustrige Streifenkauzdame steckte den Kopf durch den Eingang. „Möchte hier jemand Tee?“
    „Gern! Ein Tässchen Milchbeerentee wäre jetzt genau das Richtige.“
    „Ich hab das Ei fallen lasse n … ich habe nicht verdient zu leben!“ Primel stieß einen lang gezogenen Laut aus, halb Pfeifen, halb Jammern.
    „Unsinn!“, widersprach Soren energisch. „Jede Eule verdient es zu leben. Darum sind meine Freunde und ich ja hierhergekommen.“
    Matrona hielt inne und musterte den jungen Schleiereulerich mit schief gelegtem

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