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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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lange durchhält. Er kann nicht mehr richtig fliegen.“
    „Welcher Flügel ist denn verletzt?“, erkundigte sich Mr s Plithiver.
    „Der windabgewandte“, erwiderte Morgengrau.
    „Schnell, flieg zu ihm, Soren! Vielleicht kann ich Digger behilflich sein.“
    „Sie?“, fragte Morgengrau skeptisch.
    „Weißt du noch, wie mir Digger in der Wüste angeboten hat, mich zu tragen, mein Lieber? Ich glaube, ich nehme das Angebot jetzt an.“
    Sie flogen von der Windseite an Digger heran.
    „Du bist verletzt, Digger“, sagte Soren zu seinem Freund.
    „Ich glaub, ich schaff’s nicht mehr lange“, erwiderte der Höhlenkauz ächzend. „Wenn ich doch bloß laufen könnte!“
    „Da vorn kommt eine Baumgruppe. Außerdem hat Mr s P. eine Idee, wie sie dir helfen kann.“
    „Wie denn?“
    „Indem sie sich auf deinen gesunden Flügel setzt. Dadurch käme dein verletzter Flügel wieder höher und du wärst ausbalanciert. Gylfie wird unter deinem verletzten Flügel fliegen und dich mit ein bisschen Aufwind versorgen. Es könnte klappen.“
    „Also ich weiß nich t …“ Digger stöhnte gequält.
    „Nur Mut, mein Junge!“, mahnte Mr s Plithiver. „Wir versuchen es einfach mal.“
    „Ich schaff das nicht!“, jammerte der Höhlenkauz.
    „Oh doch!“ Die Blindschlange klang ungewohnt energisch. „Du bringst gefälligst zu Ende, was du dir vorgenommen hast! Du fliegst weiter bis zum Wald und bis zum Hoolemeer. Du hast den Kampf gegen die Krähen gewonnen. Du hast endlose Wüsten durchquert. Und jetzt kämpfst du, indem du weiterfliegst: ins Licht, in den Wind, in den neuen Tag. Wie mühevoll es auch sein mag, du fliegst weiter. Du verzagst nicht und gibst nicht auf. Du vollendest, was du dir vorgenommen hast. Du fliegst weiter.“ Je heller es wurde, desto lauter sprach die Schlange und steckte nicht nur Digger, sondern auch seine drei Gefährten mit ihrer Zuversicht an.
    Soren flog so dicht an Digger heran, dass seine Flügelspitze den gesunden Flügel des Höhlenkauzes berührte. „Jetzt, Mr s P.!“, rief er.
    Die alte Nesthälterin kroch los. Soren spürte, wie sich die Lufttaschen unter seinen Schwingen verschoben. Die Luft um ihn herum leistete weniger Widerstand, er musste aufpassen, dass er nicht ins Trudeln geriet. Aber wenn er es schon mit der Angst zu tun bekam, wie musste dann erst Mr s P. zumute sein, als sie nun blind zur Spitze seines Flügels kroch und sich anschickte, auf Diggers Flügel hinüberzuwechseln.
    „Bin gleich drüben, mein Lieber. Halt den Flügel still.“ Dann wurde Sorens Flügel auf einmal ganz leicht. Er wandte den Kopf. Es hatte geklappt. Mr s Plithiver schlängelte sich zu Diggers Flügelansatz vor, und der Flug des Höhlenkauzes wurde tatsächlich ruhiger.
    „Wir helfen auch mit! Wir geben dir Auftrieb!“, rief Morgengrau und erzeugte zusammen mit Gylfie unter Diggers verletztem Flügel einen kräftigen Aufwind.
    Schließlich landeten sie auf einer mächtigen Fichte. Der Baum hatte sogar eine Höhle, in der sie alle fünf den Tag verbringen konnten. Mr s Plithiver rief sogleich geschäftig: „Ich brauche Würmer! Schöne dicke Würmer und Blutegel. Los, Kinder, holt sie mir! Ich bleibe bei Digger.“ Sie kroch auf die Schulter des Höhlenkauzes. „Es tut nicht weh, mein Lieber, ich will nur herausfinden, was dir die bösen Krähen angetan haben.“ Mit ihrer gespaltenen Zunge tastete sie die Verletzung behutsam ab. „Zum Glück ist die Wunde nicht tief. Bis die anderen wiederkommen, lege ich mich am besten zusammengerollt darauf. Schlangenhaut hat manchmal eine heilende Wirkung. Aber irgendwann trocknen meine Schuppen die Wunde zu sehr aus, deswegen habe ich die anderen zum Würmerholen geschickt.“
    Die drei Freunde waren bald wieder da und brachten Mr s P. das Verlangte. Die alte Nesthälterin wies Soren an, zwei Blutegel auf die Wunde zu legen. „Zum Säubern. Krähen sind furchtbar schmutzige Vögel!“
    Als die Blutegel ihr Werk verrichtet hatten, nahm Mr s Plithiver sie ab und legte stattdessen zwei dicke Würmer auf die Wunde.
    Digger sagte seufzend: „Tut das gut!“
    „Um Wundschmerzen zu lindern, gibt es nichts Besseres als einen dicken, glitschigen Wurm. Morgen Abend bist du wieder flugtüchtig.“
    „Danke, Mr s P., vielen, vielen Dank!“ Digger betrachtete die alte Nesthälterin blinzelnd. Seine großen gelben Augen blickten nachdenklich drein. Früher, als er noch in der Wüste gelebt hatte, wäre die Schlange für ihn nur ein saftiger Leckerbissen

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