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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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einen Vortrag zu halten. „Morgen werdet ihr das erste Mal fliegen. Es ist eigentlich nicht viel anders, als das Glutstück beim Laufen im Schnabel zu tragen. Man muss allerdings aufpassen, dass es nicht erlischt.“
    „Richtig!“, rief Bubo der Schmied dazwischen. „Erloschene Glut ist witzlos, Kinder! Wenn ihr mit ’nem Schnabel voll kalter Asche hier ankommt, hat keiner was davon.“
    „Genau“, stimmte ihm Elvan zu. „Und wir wollen unseren Bubo doch nicht enttäuschen.“
    „Nein, beim Glaux, das wäre unverzeihlich!“, sagte Otulissa halblaut.
    Soren musterte sie verstohlen. Ihr Blick war ausgesprochen gehässig. Na schön, sie ist sauer, dass sie in diese Brigade gekommen ist, dachte Soren, aber dafür kann doch Bubo nichts. Ihm war schon klar, weshalb die Fleckenkäuzin so gekränkt war. Weder Bubo noch irgendeine andere Eule in dieser Brigade stammte aus einer so vornehmen Familie wie Otulissa. In ihren Augen war es ein Skandal, dass sie nicht in Strix Strumas Brigade aufgenommen worden war, das erzählte sie Soren bestimmt vierzigmal pro Nacht.
    Elvan fuhr mit seinem Vortrag fort. „Wenn ihr euch dann ausreichend mit Wetterkunde beschäftigt habt, suchen wir uns einen schönen Waldbrand, natürlich keinen großen. Nur ein nettes Feuerchen in einem Waldgebiet mit möglichst vielen verschiedenen Bäumen: Ga’Hoole-Bäumen, Tannen und Kiefern, Bäumen mit weichem und mit hartem Holz. Für euch Anfänger sollte die Gegend auch nicht allzu hügelig oder bergig sein, weil sonst die Luftströmungen unberechenbar werden können.“
    „Ich hätte da eine Frage“, meldete sich der junge Sägekauz Martin zu Wort, der in derselben Nacht wie Primel gerettet worden war.
    „Ja, Martin?“
    „Ich verstehe nicht, warum wir immerzu neue Glut brauchen. Wenn das Feuer erst mal brennt, ist doch immer genug da.“
    Kluges Kerlchen, dachte Soren. Warum war noch niemand anders auf diese Frage gekommen?
    Elvan wandte sich an den Uhu. „Möchtest du als Leiter der Schmiedewerkstatt Martins Frage beantworten, Bubo?“
    „Mach ich, Kumpel.“ Der große Uhu baute sich vor dem kleinen Sägekauz auf und fing an: „Das ist eine ausgezeichnete Frage. Es stimmt schon: Wenn ein Feuer einmal brennt, braucht man nur dafür zu sorgen, dass es nicht ausgeht, und kann es für alles Mögliche nutzen, zum Beispiel fürs Kochen und Heizen. Für andere Zwecke jedoch, zum Beispiel zum Schmieden von Kampfkrallen, Töpfen und Pfannen, braucht man Holzkohle von lebendigen Bäumen. Das Harz der Bäume erzeugt ein viel heißeres Feuer. Auch auf die Holzart kommt es an. Manche Glut brennt stärker und länger, und dann rumst das Feuer in der Schmiedeesse schön.“
    „Was bedeutet das?“, fragte Martin.
    „Ach, das ist bloß ein alter Schmiedeausdruck. Ich kann’s schwer erklären, aber wenn ihr selbst ein Weilchen mit Feuer arbeitet, merkt ihr ganz von selber, wann es rumst. Dann kriegt ihr mit, wie die Flamme blau wird, und könnt auch den grünen Rand um das Blaue erkennen, was gar nicht so einfach ist.“
    Soren war beeindruckt. Als Schmied musste man offenbar ganz schön viel wissen. Bubo war zwar kein Ryb, aber er war bestimmt trotzdem sehr klug.
    Dann war die Pause zu Ende und Elvan ließ sie wieder Runde um Runde marschieren.
    „Ich halt’s nicht mehr aus!“, schimpfte Otulissa.
    „Wenn wir erst mal mit der Glut fliegen, macht es bestimmt Spaß“, erwiderte Ruby, eine Sumpfohreule mit rötlichem Gefieder.
    „Wie kannst du so etwas sagen, Ruby? Diese Brigade ist einer Eule deiner Herkunft nicht würdig, genauso wenig, wie ich hierher gehöre! Jemand wie du sollte Kundschafter sein.“
    „Dass meinesgleichen auf der Erde nistet, heißt doch nicht, dass ich nicht mal etwas Neues ausprobieren kann.“
    „Aber du fliegst langsam und niedrig. So jemand ist geradezu zum Kundschafter geschaffen.“
    „Durch einen Waldbrand bin ich aber noch nie geflogen. Und ich freue mich auch schon auf die Wetterflüg e – auf meinen ersten Orkan! Das Leben in unserem Bodennest war sehr eintönig. Weit und breit nur hohes Gras, ein Tag wie der andere. Der Wind im Gras hörte sich immer gleich an, das Gras wehte immer nur hin und her. Zugegeben, je nach Windstärke wehte das Gras schneller oder langsamer, trotzdem war es fürchterlich langweilig. Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass ich hier in gleich zwei Brigaden mitmachen darf!“ Ruby seufzte zufrieden.
    Soren blinzelte. Er war ein bisschen neidisch. Er hätte Ruby gern gefragt,

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