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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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so wertvoll ist, und fragen konnten wir natürlich nicht. Wir wussten nur, dass die Tupfen in der Bibliothek gelagert wurden.“
    „Eisen in ’ner Bibliothek? Ganz schön verrückt.“
    „Sind die Tupfen denn dasselbe wie Eisen?“
    „Tupfen nennt man Eisen in kleinsten Mengen. Besser ist es natürlich, wenn man ’nen richtig großen Klumpen findet oder in einem Bach einen Brocken Gold oder Silber entdeckt. Neulich hat mir die Erzbrigade einen hübschen Goldbrocken gebracht. Die Burschen waren noch nicht wieder abgeflogen, da kam Plonk schon an und hat mich angebettelt, aus dem Gold etwas für sie zu schmieden. Darüber muss ich natürlich erst mal mit Boron und Barran reden. Silber- und Goldfunde gehören dem ganzen Baum, nicht einer einzelnen kindischen Schnee-Eule, die nicht genug Glitzerkram kriegen kann.“ Der Schmied lachte tschurrend. „Übrigens wird Plonk gleich das Morgenlied anstimmen, Kleiner, da fliegst du besser hoch in deine Schlafhöhle. Du hast morgen ’ne anstrengende Nacht vor dir. Elvan meinte, ihr seid jetzt so weit, dass ihr mit der Glut fliegen könnt. Pass bloß auf, dass du nicht wieder mit Otulissa zusammenstößt, Kleiner.“ Er sah Soren aus halb geschlossenen Augen an. „Passiert nicht jedem, dass er doppelt eingeteilt wird, Kleiner. Boron und Barran halten große Stücke auf dich. Ezylryb auch.“
    „Ich verstehe bloß nicht, warum. Ich bin nichts Besonderes.“
    „Oh doch. Du trägst das Zeichen.“
    „Welches Zeichen? Was meinst du damit?“
    „Ezylryb hat’s entdeckt. Er ist ja auch der Einzige, der so was sieht. Hängt irgendwie mit seinem Schlitzauge zusammen. Du hattest schon früher mit Glut zu tun, stimmt’s, Kleiner? Brauchst dich nicht dafür zu schämen, nein, beim Glaux! Bist vielleicht sogar schon mit ’nem Glutbrocken geflogen?“ Bubo legte den Kopf schief und betrachtete Soren forschend.
    „Ja, aber ich habe den Ruß wieder abgewaschen.“
    „Trotzdem trägst du das Zeichen, auch wenn das außer Ezylryb keiner erkennen kann. Zäher Bursche, der alte Ezylryb, und verdammt klug obendrein. Im ganzen Baum gibt’s keine klügere Eule. Er hat sich nicht irgendwen ausgesucht, verlass dich drauf. Er wollte dich, Zeichen hin oder her. Also zeig, was in dir steckt, Soren.“
    Zeig, was in dir steck t … Was bedeutete das nun wieder? Soren fand sowieso schon, dass er sich selbst gar nicht gut kannte. Er wusste nur eins: Er wollte weder mit Otulissa Doppelschichten fliegen, noch Ezylryb als Lehrer haben. Madame Plonks Lied war längst verklungen, Morgengrau, Gylfie und Digger schliefen schon, da grübelte Soren noch über Bubos Worte nach. Von draußen sickerte trübes Morgenlicht durch die Öffnung in der Höhlenwand.
    Auf einmal ertönte Diggers heisere Stimme: „Alles in Ordnung, Soren?“
    „Ja, wieso?“
    „Ich mach mir ein bisschen Sorgen um dich. Seit der Brigadenzuteilung bist du so still und beim Tee warst du auch nicht und überhaupt.“
    „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Digger, das ist nicht dein Problem.“
    „Doch.“
    „Nein. Du machst dir sowieso zu viele Sorgen um andere, Digger. Du brauchst dich nur um dich selber zu kümmern, nicht um mich. Das ist nicht deine Aufgabe.“
    „Das ist für mich keine Aufgabe, Soren, ich bin einfach so.“ Diggers Ton war ein wenig gereizt.
    „Wie bist du denn?“
    „In deinen Augen bin ich wahrscheinlich einfach nur ein Höhlenkauz, ein ausdauernder Läufer, aber ich bestehe nicht nur aus Federn und langen, kahlen Beinen. Ach, es ist schwer zu erklären. Ich spüre manches, was anderen vielleicht entgeht. Was dich betrifft, spüre ich, dass du unglücklich bist, und das tut mir furchtbar leid.“
    Soren musste an das Gespräch mit Bubo denken. Der Schmied hatte etwas Ähnliches gesagt. Als er ihn gefragt hatte, weshalb er in einer Erdhöhle wohnte, hatte Bubo geantwortet, er sei eben kein gewöhnlicher Uhu. Anders ausgedrückt: Wie Digger bestand auch Bubo nicht nur aus einem gefiederten, geflügelten Leib auf zwei Beinen. An ihm war mehr dran. Irgendetwas, was ihn dazu brachte, in einer unterirdischen Höhle zu leben, weil er dort den Metallen, die er verarbeitete, näher war.
    Hatte Bubo so etwas gemeint, als er sagte: „Zeig, was in dir steckt, Soren“? Ging es darum, das wahre Wesen einer Eule zu erkennen? Das, was über die typischen Eigenschaften der jeweiligen Gattung hinausging? Soren schwirrte der Kopf.
    Ausgerechnet da fragte Digger: „Was glaubst du, macht eine Eule aus,

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