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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Sankt Äggie ihr Unwesen treiben. Meine Eltern hatten schon zwei Eier verloren und waren ausgeflogen, weil sie hofften, die Eier zurückerobern zu können. Meine zerstreute Tante sollte auf mich aufpassen. Sie flog aber lieber eine Freundin besuchen und ließ mich allein, und da bekam ich Angst. Ich war noch nicht flügge, aber denkt jetzt bloß nicht, ich hätte verbotenerweise Flugversuche unternommen! Ich war stets ein musterhaftes Eulenkind. Ich habe nur am Eingang unserer Höhle Ausschau nach meiner Tante gehalten und plötzlich bin ich rausgepurzelt, so wahr ich Otulissa heiße!“
    Waschbärkacke!, dachte Soren. Natürlich hatte Otulissa verbotenerweise versucht zu fliegen, da war sie nicht besser als Gylfie und unzählige andere Eulenkinder. Aber Gylfie war wenigstens ehrlich und hatte es zugegeben. Otulissa tat immer so, als wäre sie etwas Besseres, obwohl das gar nicht stimmte.
    Die Fleckenkäuzin erzählte weiter. „Ich hatte Glück. Eine Rettungsbrigade aus Ga’Hoole entdeckte mich. Sie trugen mich wieder hoch in mein Nest. Wir warteten eine Ewigkeit auf meine Tante und meine Eltern. Vergebens. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass meinen Eltern auf der Suche nach den gestohlenen Eiern etwas zugestoßen ist. Was allerdings aus meiner Tante geworden ist, weiß ich nicht. Wie gesagt, für eine Fleckenkäuzin ist sie ziemlich schusselig. Vielleicht hat sie mich einfach vergessen. Schließlich hat mich die Brigade mitgenommen und seitdem lebe ich hier.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte blinzelnd an: „Ich bin eine Waise wie ihr auch.“
    Soren staunte. Das war bei Weitem die freundlichste Bemerkung, die er von Otulissa je zu hören bekommen hatte. Üblicherweise pflegte sich die junge Fleckenkäuzin nicht auf eine Stufe mit anderen zu stellen, außer mit den vornehmsten ihrer Strix-Vorfahren.
    Boron hatte vernehmlich mit dem Schnabel geknackt. Das war das Zeichen, dass der Nachtflug zu Ende war. Strix Struma kam angeflogen, um die Jungvögel zu übernehmen und in Navigation zu unterrichten.
    „Wir machen es heute kurz, Kinder“, verkündete sie. „Ihr wisst ja, was heute für eine Nacht ist, da wollen wir vor dem ersten Hell wieder im Baum sein.“
    So geschah es. Sie kehrten um jene Zeit zurück, die bei den Eulen das „Dunkelgrau“ heißt, jene Stunde, da die Schwärze der Nacht verblasst, aber die ersten zaghaften Strahlen der Sonne noch nicht am Horizont erschienen sind. Wieder angekommen, hatte niemand recht Lust, Tee zu trinken. Es dauerte ihnen viel zu lange und die mit Tassen beladenen Nesthälterinnen schienen langsamer als Schnecken in den Speisesaal zu kriechen. Im Saal war es ungewöhnlich still. Jeder war viel zu sehr mit sich beschäftigt, um sich zu unterhalten, schon gar nicht darüber, was ihm sein Magen sagte oder nicht sagte. Sogar Otulissa hielt erstaunlicherweise den Schnabel.
    „Soll ich jemandem nachschenken?“, fragte Mr s P. „Ich kann gern noch einmal in die Küche kriechen. Dort gibt’s auch noch mehr Nussküchlein.“
    Soren sah, dass Otulissa die Augen zukniff und fest geschlossen hielt. Sie dachte an Nüsse, so viel stand fest, aber nicht an die Nüsse in den Küchlein. Nein, sie stellte sich zehn zum Sternbild des Großen Glaux angeordnete Nüsse vor. Beinahe tat sie ihm leid.
    Endlich war es an der Zeit, einander „Gut Licht!“ zu wünschen. Wie sonst auch würde Madame Plonk ihr Lied anstimmen und sie durften endlich in ihren Dunenlagern nach dem Zeichen ihrer zukünftigen Brigade stöbern.
    Sonst war es immer ganz still, wenn Madame Plonk ihr Lied beendet hatte. Heute aber würden überall im Baum Freudenschreie und Ausrufe der Enttäuschung ertönen, Rufe wie: „Ich hab’s gewusst! Ich hab dir doch gesagt, dass du in diese Brigade kommst.“ Andere Jungvögel würden in stummes Grübeln versinken: Wie soll ich bloß in der Ga’Hoolologie-Brigade diesen sterbenslangweiligen Höhlenkauz ertragen?
    Soren, Gylfie und Morgengrau betraten ihre gemeinsame Schlafhöhle. „Viel Glück, Freunde“, sagte Digger in die Runde. „Ich hoffe, du kriegst, was du willst, Morgengrau. Ich weiß ja, wie wichtig dir das ist.“
    Auf einmal begriff Soren, was sein Problem war. Er wusste nicht, was er wollte. Er wusste nur, was er nicht wollte. Er war unreif und sein Magen genauso.
    Jeder verzog sich in seinen Schlafwinkel. Die ersten Harfenakkorde ertönten, dann sang Madame Plonk mit verführerischen Pling -Lauten ihr Lied. Die letzte Strophe kam Soren viel zu

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