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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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machte die Schwanzstellung vor.
    „Genau. Und hier steht einfach nur, dass die Breite des Überlaufstrudels mit der Schwanzbreite der betreffenden Eule gemessen wird. Wenn man also auf beiden Seiten des Schwanzgefieders einen Windstrom spürt, misst der Strudel an dieser Stelle eine Schwanzbreite.“
    „Das kann ich mir nie im Leben alles merken! Die ganzen Wörter, die Zahle n … es ist einfach zu viel!“
    „Doch, das kannst du, Ruby.“
    Otulissa hatte die Bibliothek betreten und nahm ihrerseits ein Buch über Wetterkunde aus dem Regal.
    Weil Soren wusste, dass sie nach dem Wetterflug schnurstracks zu Barran marschiert war, fragte er mit gedämpfter Stimme: „Und? Darfst du die Brigade wechseln?“
    Otulissa hatte dicke Tränen in den Augen. „Nein! Ich muss in der Wetterbrigade bleiben, obwohl ich längst keine so gute Fliegerin bin wie ihr alle. Das wird mein Tod sein!“
    Zum ersten Mal tat sie Soren richtig leid. Da kullerte eine getrocknete Raupe in das Buch, das die Fleckenkäuzin eben aufgeschlagen hatte.
    „Kopf hoch, Kind. Dafür haben Fleckenkäuze ein außerordentlich feines Gespür für Druckunterschiede. Keine Gabe, mit der es sich einfach lebt, denn deinesgleichen ist deswegen oft überempfindlich. Ich würde dir ein anderes Buch empfehlen: Turbulenzen und atmosphärischer Luftdruc k – ein Leitfaden . Die Verfasserin ist Strix Emerilla, eine bedeutende Wetterwissenschaftlerin aus dem letzten Jahrhundert. Ich lege großen Wert darauf, dass in meiner Brigade ein Vertreter deiner Gattung mitfliegt, auch wenn ihr Fleckenkäuze andauernd was zu nörgeln habt.“ Damit humpelte Ezylryb zum Ausgang der Bibliothek.
    Versteh einer diese Eule, dachte Soren. Seine Laune schlägt offenbar so unvermittelt um wie das Wetter! Vorhin war der Alte noch so abweisend gewesen, und jetzt gab er sich plötzlich große Mühe, Otulissa zu trösten.
    Otulissa schlug das empfohlene Buch auf. „Das hat eine Strix geschrieben? Vielleicht bin ich ja eine Nachfahrin von ihr! Als Wetterwissenschaftlerin muss man nämlich außerordentlich empfindsam sein. Bestimmt hat sich diese seltene Fähigkeit im Lauf der Generationen noch weiter ausgeprägt.“
    Beim Glaux, muss sie denn immer angeben?, dachte Soren ärgerlich und beschloss, Mr s P. noch rasch einen Besuch abzustatten.
    „Ich weiß nich t … ich weiß es einfach nicht. Ich weiß gar nichts mehr!“ Soren blieb vor der Höhle der drei Nesthälterinnen stehen. Mr s P. klang so verzweifelt, wie es gar nicht ihre Art war. Sonst war sie immer so munter und zuversichtlich. Soren lauschte wieder.
    „Die Harfengilde genießt von allen Gilden das größte Ansehen und ich habe so eine Ahnung, dass ich zum Mitglied berufen werde“, entgegnete eine der anderen Schlangen. „Die Eulen spüren so etwas ja immer zuerst im Muskelmagen. Wir Schlangen haben zwar keinen Muskelmagen, aber das Gefühl ist dasselbe.“
    „So etwas darfst du nicht sagen!“ Mr s P. klang entrüstet. In scharfem Ton fuhr sie fort: „Es wäre vermessen, uns in irgendeiner Hinsicht mit Eulen zu vergleichen. Dafür sind wir diesen vornehmen Vögeln viel zu weit unterlegen.“ Das klang wieder nach der Mr s P., die Soren kannte. Die alte Blindschlange litt nicht etwa unter Minderwertigkeitskomplexen. Sie hielt sich für die tüchtigste Nesthälterin aller Zeiten, aber sie wäre nie darauf gekommen, dass sie irgendetwas mit einer Eule gemeinsam hatte. Sie hatte sich ganz und gar dem Dienst an diesen edelsten aller Vögel verschrieben.
    Die andere Schlange ließ sich nicht beirren. „Trotzdem, Mr s P., es muss doch Gilden geben, denen Sie lieber beitreten würden als anderen.“
    „Aber natürlich. Bei der Einführungsveranstaltung zu den verschiedenen Gilden habe ich gleich gemerkt, dass mir das Harfespielen ganz besonders liegt. War das herrlic h – sich durch die Saiten zu schlängeln, die Tonleiter zu erklimmen, eine Oktave anzuschlagen, die Schwingungen der Tön e … Aber das Schönste war doc h – wie soll ich es erklären ? – das Schönste war, die Harfenmelodie so mit Madame Plonks Gesang zu verflechten, dass dieser überwältigende Gesamtklang entstand.“
    Soren blinzelte verwundert. Allem Anschein nach verfügte Mr s P. über ein noch viel feinfühligeres Organ, als es ein Muskelmagen war.
    „Ich muss los“, meinte die andere Schlange fröhlich. „Ich will zu Oktavia und ihr ein paar schöne reife Milchbeeren bringen. Die frisst sie so gern, außerdem ist sie Nesthälterin bei Madame

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