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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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doch war es schwer, Abschied zu nehmen. Was würde ihm wohl am meisten fehlen? Die taufunkelnde Frühstunde zwischen der vergehenden Nacht und dem rosigen Licht des neuen Morgens? Seine Schüler? Ja, die zu verlassen, fiel ihm am schwersten, die vielen jungen Eulen, die er im Lauf seines Lebens zu furchtlosen Wetterfliegern ausgebildet hatte. Überhaupt das Wette r … Das missfiel ihm an seinem nahenden Ende am meisten, dass er nicht im Kampf mit den Elementen einen ehrenvollen Tod fand. Frierend und geistesverwirrt in einem Wald zu verenden, in dem er geglaubt hatte, sich im Schlaf auszukennen: Das war wirklich würdelos.

Der Schrecken kehrt zurück

    Wie versteinert starrten Soren und Gylfie den leeren Schrein an, der Eglantine so beunruhigte. Unwillkürlich ging ihnen das grässliche Lied durch den Kopf, das sie bei der Arbeit im Gewöllorium von Sankt Ägolius hatten singen müssen:
    Jedes Gewölle kann was berichten,
Jedes erzählt uns viele Geschichten,
Wir müssen nur den Inhalt sichten.
Fell und Zähne und lose Gebeine
Und dazu noch ein, zwei Stein e –
Jedes Gewölle kann was berichten.

Es zu zerlegen, das macht uns Freude,
Wir trennen Knochen, Sehnen, Häute,
Das ist unsre Passion.
Und entdecken wir beim Zupfen
Die heiß begehrten Tupfen,
So ist das unser Lohn.
    Eglantine hatte eben von „Heiligen Tupfen“ gesprochen. „Tupfen!“, wiederholten Soren und Gylfie noch einmal und schauten einander mit großen Augen an. Die anderen Eulen sagten nichts. Das ungelöste Rätsel der Tupfen, das die beiden Freunde so lange beschäftigt hatt e … endlich dämmerte ihnen eine Erklärung. Sie durchlebten noch einmal ihre Flucht aus dem angeblichen Internat für verwaiste Eulen, sahen wieder vor sich, wie die Uhu-Generalin Skench in voller Rüstung in die Bibliothek gestürmt war. Von dort aus hatten Soren und Gylfie fliehen wollen, weil die Bibliothek der am höchsten gelegene Punkt in den Schluchten von Sankt Äggie war. Mit gezückten Kampfkrallen war Skench auf die beiden verängstigten jungen Eulen losgegangen, doch auf einmal war das Uhuweibchen wie von einer unsichtbaren Macht gezogen gegen die Wand gelaufen und benommen liegen geblieben. Soren und Gylfie hatten entkommen können.
    Soren erinnerte sich an seine erste längere Unterhaltung mit dem Schmied Bubo. Er hatte den Uhu gefragt, weshalb er lieber in einer unterirdischen Höhle lebe als in einem Baum. Bubo hatte geantwortet: „Eine unerklärliche Kraft zieht uns Schmiede immer wieder runter auf die Erde, als wären wir in all den Jahren, in denen wir mit Eisen arbeiten, selber ein bisschen magnetisch geworden. Als wären wir selber aus Eisen. Ein magnetisches Feld nennt man das, aber was es damit auf sich hat, lernst du noch in Magnetkunde für Fortgeschrittene. Da geht’s um diese ganzen unsichtbaren Kräfte. Denen ist jeder ausgesetzt, du genauso wie ich, und mich ziehen nun mal die Tupfen in der Erde an, die Eisentupfen.“
    Endlich begriff Soren, was Skench widerfahren war.
    Doch Gylfie machte zuerst den Schnabel auf. „In der Bibliothek von Sankt Äggie wurden doch außer Büchern auch die Tupfen aufbewahrt, nicht wahr?“
    „Stimmt, und sie übten irgendeine starke Wirkung auf Skenchs eiserne Rüstung aus. Skench war zu dumm, um das vorauszusehen.“
    „Das ist doch ganz einfach“, mischte sich Otulissa ein.
    „Einfach?“
    „Magnetkunde für Fortgeschrittene. Der zweite Band von Strix Emerillas Werk handelt von magnetischen Störfeldern. Mag sein, dass sich die Eulen von Sankt Ägolius nicht mit der Wirkung von Tupfen auskennen, die Eulen in dieser Burg wussten ganz genau darüber Bescheid, das könnt ihr mir glauben.“ Die Fleckenkäuzin machte eine bedeutungsvolle Pause.
    Wieso das? Die Frage hing unausgesprochen in der Luft.
    „Soll ich es euch erklären?“, fragte Otulissa. Sie genoss ihren Wissensvorsprung sichtlich.
    „Um Glaux’ willen, ja!“ Morgengrau plusterte sich ärgerlich auf.
    Otulissa erläuterte ihnen, dass der Verstand einer Eule durch magnetische Einflüsse so durcheinandergeraten konnte, dass sie völlig die Orientierung verlor. Die Fleckenkäuzin erging sich in endlosen, langweiligen technischen Einzelheiten, bis ihr Soren schließlich einfach ins Wort fiel: „Wie viele Heilige Tupfen gab es denn, Eglantine?“
    „Drei goldene Beutel voll.“
    „Und wie groß waren die Beutel?“
    Eglantine überlegte. „So groß wie der Kopf vo n …“, ihr Blick blieb an Morgengrau hängen, „ … von einem

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