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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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nämlich strengstens verboten.“
    Sie blickte sich nach allen Seiten um. Es war ein seltsames Gefühl, wieder hier zu sein, und noch viel seltsamer war, dass ihr Bruder sie begleitete.
    Manchmal dachte Eglantine an Kludd, ihren anderen Bruder. Sie hatte dann jedes Mal das unbehagliche Gefühl, er könnte etwas mit ihrem Sturz aus dem Nest zu tun haben. Schließlich hatte er damals Soren aus dem Nest gestoßen. Als Kludd flügge war, hatte er sich oft herumgetrieben. Er hatte das Nest auch verlassen, wenn die Eltern jagen waren und er eigentlich auf seine kleine Schwester aufpassen sollte. Eglantine hatte ihm versprechen müssen, ihn nicht zu verpetzen. Eines Nachts war er mit blutgetränktem Gefieder heimgekehrt. Eglantine hatte keine Ahnung, wo er gewesen war, aber als die Eltern wiederkamen, hatte Kludd sich herausgeredet. Er hatte behauptet, ein Fuchs sei um den Baum geschnürt und er habe ihn erbeuten wollen. Papa war außer sich gewesen. „Das hätte dein Tod sein können, Kludd!“
    „Es war ja noch ein Welpe. Ich wollte Mama und dir eine Freude machen.“
    Das war eine dreiste Lüge gewesen.
    „Und was ist das hier?“ Gylfie hockte in einem Holzkasten, der in die Mauer eingelassen war.
    Eglantine schluckte schwer. „Dieses Ding haben sie den ,Schrein‘ genannt, aber er ist leer!“ Soren sah mit Besorgnis, wie aufgeregt seine kleine Schwester war.
    Gylfie drehte den Kopf nach beiden Seiten herum, bis ihr Schnabel das Gefieder zwischen ihren Schultern streifte. „Stimmt.“
    „Und sie sind fort!“
    „Wer ist fort? Der Hohe Tyto und seine Anhänger?“
    „Die sowieso. Nein, ich meine die Heiligen Tupfen des Höchsten Schreins.“
    „Tupfen!“

Verwirrt

    Der alte Kreischeulerich hockte im Wipfel einer hohen Fichte und krallte sich mit seinen sieben Zehen an einem schlanken Ast fest. Sein Kopf war so wirr, dass er sich gerade noch darauf konzentrieren konnte, nicht vom Baum zu kippen. So ging es ihm schon, seit er den kleinen Fluss überquert hatte, der die Grenze zum Königreich Tyto bildete. Er hätte geschworen, dass er nach Norden flog, aber die Sternbilder sagten etwas anderes. Die Goldenen Krallen, die um diese Jahreszeit so wunderschön zu sehen waren, standen verkehrt herum am Himmel. Er war nach Osten abgebogen, wie er dachte, doch er flog nicht etwa in den Sonnenaufgang hinein, sondern in die Abenddämmerung. Als er sich daraufhin bei der Überlegung ertappt hatte, ob die Sonne nicht tatsächlich im Westen aufging, hatte er begriffen, dass er offenbar allmählich gaga wurde und schon deshalb tagelang im Kreis geflogen war. Erschöpft hatte er sich in der Fichte niedergelassen. Er war sogar zu verwirrt, um ordentlich zu jagen. Zum Glück gab es um die Fichte herum Beute in Hülle und Fülle, und so erwischte er doch ab und zu eine Maus. Doch es war schon Herbst, bald würden bitterkalte Winterstürme über das Land fegen und er würde verhungern. Dabei hatte er sich immer vorgestellt, er würde in der Augenwand eines Orkans den Tod finden oder von einem Wirbeldämon mitgerissen werde n – einem Orkan der schlimmsten Sorte, der ganze Wälder entwurzeln konnte. Man hatte sogar schon von einem Wirbeldämon gehört, der in seinem Wüten einen Waldbrand verschluckt und in einem benachbarten Waldgebiet wieder ausgespien hatte, worauf auch dort die Bäume Feuer gefangen hatten. Das wäre ein passender Tod für einen alten Wetterflieger wie mich gewesen, dachte Ezylryb. Elendig zu verhungern dagege n …
    Mit jedem Tag verwirrte sich sein Verstand meh r – er hatte schon keine rechte Vorstellung mehr davon, wie viele Tage überhaupt vergangen waren. Bald würde er nicht einmal mehr imstande sein, etwas zum Fressen zu erbeuten. So weit war es schon mit ihm gekommen. So sollte also sein Tod aussehe n … Er schauderte, als ihm ein herbstlicher Windstoß, ein Vorgeschmack auf den Winter, durchs Gefieder fuhr. Ihm blieb nur übrig, das Ganze philosophisch zu sehen. Er hatte ein erfülltes Leben gehab t – voller Abenteuer und Bücher, hatte sich an seinen Schülern erfreut, war Lehrer und Freund gewesen und hatte so manchen schmutzigen Witz gerissen. Er hatte viele Gefahren überstanden und einen schmerzlichen Verlust verkraften müssen. Er schloss die Augen und eine Träne lief ihm übers Gesicht, als er an seine geliebte Lil dachte. Im Großen und Ganzen hatte er sich wacker geschlage n … hoffentlich. Nun steht mir im Winter meines Lebens ein anderer Winter bevor, mein letzter, dachte er.
    Und

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