Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
eigentlich nie da, wenn Eglantine kam?
    Der Wind blies immer kräftiger, und Ginger hatte Mühe, nicht hinter Eglantine zurückzufallen. Dann erblickten sie endlich die Gipfel der Schnabelberge, und kurz darauf flogen sie über die Spiegelseen.
    Wie konnte ich nur so dumm sein? , dachte Eglantine. Mr s Plithiver hat uns doch oft genug von dem verhängnisvollen Zauber dieser Seen erzählt, die Soren, Gylfie, Morgengrau und Digger damals in ihren Bann geschlagen habe n – „hypnotisiert“, hat Mr s P. es genannt. Soren und seine Freunde hatten ihre Spiegelbilder im Wasser erblickt und sich nicht mehr von ihnen trennen wollen. Die Schnabelberge sind gefährlic h … Ist meine Mutter etwa auch gefährlich?
    Die Tanne kam in Sicht. Jetzt musste sich Eglantine ganz normal benehme n … Aber was war „normal“? Wie lange war es her, dass sie zuletzt normal gewesen war? Eine Art Nebel legte sich über ihren Verstand, und sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an.
    „Mein Herzchen!“, rief ihre Mutter. „Ich freu mich ja so! Wie schön, dass du bei diesem schauderhaften Wetter herfliegst.“
    Meine richtige Mama hätte mich ausgeschimpft, weil ich den Baum bei diesem Wetter verlassen habe.
    „Komm doch herein. Ich habe auch wieder leckere Tausendfüßer für dich. Aber sag mal, Herzchen, hast du mir denn nichts mitgebracht? Du weißt doch, wie ich mich immer über die Seiten aus euren Büchern freue!“
    „Ä h … es hat geregnet, Mama. Ich wollte nicht, dass die Blätter nass werden.“
    „Na kla r – wie dumm von mir. Dein Papa sagt auch immer, dass ich ein dummes altes Weibchen bin.“
    „So etwas sagt er?“, fragte Eglantine erstaunt. „Das kann ich gar nicht glauben.“
    Die Eule mit dem blendend weißen Gesichtsschleier kniff die Augen zusammen, und Eglantine spürte ihren prüfenden Blick. Pass au f – lass dir nichts anmerken. Eglantines Magen erbebte furchtsam, doch dass sich ihr Magen überhaupt regte, machte ihr Mut.
    „Außerdem habe ich eine tolle Überraschung für dich.“
    „Ist Papa da? Oder Soren?“ Auch Eglantine musterte ihr Gegenüber forschend. Ist das wirklich meine Mutter? Meine ECHTE Mutter? Woran soll ich das bloß erkennen?
    Primel hörte die beiden miteinander sprechen, denn sie war in der Höhle gleich darüber eingesperrt. Was redet Eglantine da für wirres Zeug? Wie kommt sie darauf, dass Soren und ihr Vater hier sind, und warum nennt sie eine wildfremde Eule „Mama“? Primel wunderte sich nicht zum ersten Mal darüber. Sie hatte eine ganz ähnliche Unterhaltung belauscht, bevor der Ruß-Schleiereulerich sie in den Sack gesteckt hatte.
    Primels eindrucksvolle Darstellung einer Zersprungenen hatte ihren Aufpasser überzeugt. Die Sperlingskäuzin hatte sogar Eglantines starren, verschleierten Blick nachgeahmt, den sie anfangs für eine Folge der nicht ganz auskurierten Durchflusserkrankung ihrer Freundin gehalten hatte. Doch Primel war weiterhin eine Gefangen e – wie Eglantine übrigens auch. Das Schleiereulenmädchen konnte zwar ungehindert vom Großen Ga’Hoole-Baum hierher- und wieder zurückfliegen, aber ihre Gedanken wurden von den fremden Eule n – den Reine n – ganz und gar beherrscht. Hier an den Spiegelseen war nicht das gesamte Heer der Feinde versammelt, aber es waren doch so viele, dass an Flucht nicht zu denken war. Der schreckliche Eisenschnabel war mit mehreren Hundertschaften irgendwo unterwegs. Inzwischen gab Primel Otulissa Recht. Nach der Belagerung ihrer Insel im letzten Winter hätten die Wächter von Ga’Hoole unverzüglich zum Gegenangriff übergehen müssen. Mit Verteidigungsmaßnahmen allein war es nicht mehr getan. Aber was konnte eine fünfzig Gramm leichte und zwanzig Zentimeter kurze Sperlingskäuzin ganz allein gegen diese Schurken ausrichten?
    Primel reckte lauschend den Hals. Draußen heulte der Wind und die Äste der alten Tanne knarrten. Dann hörte sie wieder Stimmen aus der Höhle unter ihrem Gefängnis.
    „Solches Wetter haben wir hier in den Schnabelbergen nicht oft“, sagte die große Schleiereule. „Aber ich hatte dir ja eine Überraschung versprochen!“ Sie legte den Kopf zurück und kreischte schrill. Ein Federknäuel purzelte aus einer Öffnung in der Höhlendecke, und Eglantine traute ihren Augen nicht. Das war doch Primel! Die Sperlingskäuzin war neben Ginger gelandet und rappelte sich jetzt auf. Eglantine und Primel schauten sich verdutzt an.
    „Hier ist deine kleine Freundin“, sagte das Schleiereulenweibchen. „Da

Weitere Kostenlose Bücher