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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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Ein anderer Wolf nahm den Knochen in die Schnauze und brachte ihn der Wölfin. Gyllban stellte die Pfote darauf und wandte sich an Nyra. „Ein wahrhaft selbstloses Versprechen, Oberste Mutter! Denn Ihr bringt Euch damit selbst in Gefahr.“
    Die Zuhörer knurrten und schnauften zustimmend.
    „Ein solcher Schwur wird bei uns mit Blut besiegelt.“
    Wieder allgemeine Zustimmung.
    „Das ist richtig“, sagte auch der Clanführer. „Hol den Schwurknochen, edler Fleance.“
    Der Angesprochene brachte einen Knochen herbei, der an einem Ende tödlich angespitzt war.
    Bestimmt geht es wieder um eine Narbe , dachte Nyra. Aber sie hatte aus vielen Gefechten Narben davongetragen, da kam es auf eine mehr oder weniger auch nicht an.
    Der Clanführer trat ohne weitere Vorrede auf sie zu. Er hielt den Schwurknochen im Maul und stach sich die Spitze in die Pfote. Blut trat in einem dünnen Rinnsal aus. Dann legte er den Knochen vor Nyra hin.
    Das Ding ist so scharf wie eine geschliffene Kampfkralle! Wenn die Wölfe solche Waffen herstellen können … Nyra nahm den Knochen in den Schnabel. Sie zögerte kurz, aber nicht, weil sie den Schmerz fürchtete, sondern weil Eulenfüße wenig Blut enthalten. Sie stach sich zwischen die Zehen und förderte tatsächlich ein paar Tropfen zutage.
    Nyra und der Anführer drückten Fuß gegen Pfote und sprachen einen feierlichen Schwur.
    „Ich, Oberste Mutter und Oberbefehlshaberin der Reinen, schwöre beim Blut meiner Zehen, dass ich die Rechte der MacHeath verteidigen und den Eulerich Coryn verfolgen und töten werde, falls dieser die Glut von Hoole in seine Gewalt bringt. Nach seinem Tod werde ich die Glut dem Anführer des MacHeath-Clans überlassen.“
    „Ich, Dunleavy Betmore MacHeath, Clanführer der MacHeath, schwöre bei meinem Blut, dass ich und die Meinen die Oberbefehlshaberin in all ihren Schlachten tatkräftig unterstützen werden. Von nun an sind ihre Freunde auch unsere Freunde. Und ihre Feinde sind auch unsere Feinde.“
    „Hört, hört!“, knurrten die anwesenden Wölfe zustimmend.
    Nur Gyllban schwieg. Sie war sich jetzt ganz sicher: Der Eulerich namens Coryn war Nyras Sohn. Die anderen Wölfe hatten es entweder nicht gemerkt oder es interessierte sie nicht. Aber konnte man diese Ähnlichkeit übersehen? Vielleicht ließen sich die anderen von Nyras Versprechungen blenden – von der Aussicht auf künftigen Ruhm und Rache an den MacDuncans. Nyra hatte soeben geschworen, ihren eigenen Sohn zu töten. Was ist das für eine Mutter? Sie beschmutzt unseren Schwurknochen! Die MacHeath erwartet kein Ruhm. Das sind alles falsche Versprechungen.
    In diesem Augenblick kam der kleine Cody hereingehumpelt. Gyllban schossen die Tränen in die Augen, als sie ihn sah. Und er weiß nicht einmal, dass ich seine Mutter bin!

Dunmore, Morgan, Hrat’gar, Kjell und Sturm – so hießen die fünf Heiligen Vulkane. Jeder dieser Vulkane verhielt sich anders. Darum lernte Hamisch in seiner Ausbildung zur Wache, in welchen Abständen jeder der fünf auszubrechen pflegte, welche Geräusche er dabei machte und wie der Schwefeldampf roch, der bei einem Ausbruch emporwallte. Wenn ab und zu doch einmal Lava aus dem Krater quoll, musste Hamisch die einzelnen Lava-Arten unterscheiden und den Lauf des glühenden Flusses vorhersagen können. Vor allem aber musste er sich von den dienstälteren Wachen erklären lassen, woran man erkannte, dass sich eine Eule in böser Absicht näherte.
    Hamisch absolvierte seine Ausbildung am Südhang des Dunmore und erlebte mit, wie Coryn seinen ersten Glutsammlerflug ausgezeichnet hinter sich brachte. Banco, Hamischs Taiga, führte dem jungen Wolf gerade vor, wie sich das Splittern der erkalteten Lavaschicht anhörte. Denn das war ein erstes Warnzeichen für einen Vulkanausbruch. „Natürlich knackt es im Ernstfall noch lauter. Aber es kommt nur darauf an, dass du das Geräusch sofort erkennst.“
    „Verstehe“, wollte Hamisch erwidern, da ertönte über ihnen ein lautes Grollen. Beide Wölfe hoben die Köpfe.
    „Das ist ja Coryn!“, rief Hamisch aus, als er seinen Freund durch den Gluthagel fliegen sah.
    „Bei den Pfoten meines Onkels – schaut euch das an!“, sagte Banco bewundernd.
    Die Freien Schmiede ringsum unterbrachen ihre Preisverhandlungen und die Wölfe auf den Knochenhügeln heulten anerkennend. Selbst die Wolfsvögel krächzten heiser.
    Das war nun schon ein paar Tage her, und Hamisch hatte vergeblich darauf gewartet, dass Coryn ihn wieder

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