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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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besuchen käme. Die Knochennager der Heiligen Garde mussten sich eigentlich von anderen Lebewesen fernhalten. Hamisch hoffte aber, dass sich diese Vorschrift nicht auf Coryn bezog. Banco war schwer beeindruckt gewesen, dass sein Lehrling mit dem wagemutigen jungen Eulerich befreundet war. Oder war sich Coryn jetzt etwa zu gut dafür, sich mit einem Lahmen abzugeben? Nein, das war nicht seine Art. Coryn war überhaupt nicht eingebildet, sondern sehr bescheiden. So bescheiden, dass er seit seinem ersten Erfolg keinen zweiten Glutsammlerflug unternommen hatte. Auch die anderen Wölfe bestätigten Hamisch, dass sie den jungen Eulerich nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten, seit er drei Glutstücke auf einen Streich aus dem Feuer geholt hatte.
    Eines Abends begann es zu schneien. Die heißen Luftströme über den Vulkankratern hatten nachgelassen, nur wenige Funken mischten sich unter die Schneeflocken. Hamisch lief zwischen den Vulkanen Dunmore und Morgan Patrouille. Er kam an zwei Freien Schmieden vorbei, die miteinander feilschten.
    „Ich geb dir drei Rumser für einen von den drei Brocken in deinem Behälter.“
    „Die tausche ich nicht. Die hat mir der Kleine geschenkt.“
    Hamisch horchte auf und lief langsamer. Er erkannte den Maskeneulerich Gwyndor, einen alten Freund von Coryn. Coryn hatte sie einander vorgestellt, aber danach hatten sie nichts mehr miteinander zu tun gehabt. Hamisch hätte sich gern bei Gwyndor nach Coryn erkundigt, aber er war im Dienst. Außerdem wollte er nicht, dass der andere Schmied mithörte. Er musste warten, bis seine Schicht zu Ende war. Hoffentlich war Gwyndor dann noch da. Er konnte ihn immerhin kurz bitten, irgendwo zu warten – hinter einem Knochenhügel zum Beispiel.
    Der Mond war gerade erst aufgegangen, als Hamisch an dem Knochenhügel eintraf. Gwyndor hockte oben auf den gebleichten Gebeinen.
    „Beim Glaux – bist du aber kräftig geworden!“, begrüßte der Schmied den jungen Wolf.
    „Es stimmt tatsächlich, was man immer hört: Die Ausbildung hier macht stark.“
    „Hast du schon mit dem Springen angefangen?“
    „Ja, gestern. Es ist sehr anstrengend, vor allem, wenn man einen Hinkefuß hat wie ich. Aber irgendwann hab ich bestimmt den Bogen raus.“
    „Klar doch. Ich hab mal einen alten Wolf gekannt, der auch in eurer Wache war. Er hatte nur noch drei Beine. Eines Nachts kam so ein Halunke von Eulerich und wollte in den Vulkankreis einbrechen. Das ist schon viele Jahre her, aber ich sehe immer noch vor mir, wie der alte Macbeth MacDuncan aus dem Stand hochgesprungen ist und den Schuft gepackt hat. Aber weswegen wolltest du mich eigentlich sprechen?“
    „Wegen Coryn. Du weißt ja, dass er mein bester Freund ist.“
    „Ja, das weiß ich.“
    „Ich habe ihn seit seinem ersten Glutsammlerflug nicht mehr gesehen.“
    „Das war ein Anblick!“ Der Schmied tschurrte leise.
    „Ist ihm womöglich etwas zugestoßen?“
    „Keine Angst, Kleiner! Coryn muss nur mal in Ruhe nachdenken. Wenn er wiederkommt, sag ich ihm, dass er dich mal besuchen soll. Versprochen.“
    „Das wäre toll – vielen, vielen Dank!“
    „Keine Ursache, Kleiner.“

„Du musst herausfinden, was deine Stärken sind, Coryn, deine ganz besonderen Fähigkeiten.“
    Seit Coryns Kunststück redete Otulissa so auf ihn ein, aber Coryn verstand nicht recht, was sie von ihm wollte. Sie drückte sich immer so unklar aus.
    „Besondere Fähigkeiten?“, wiederholte er ihre Worte. „So etwas habe ich nicht.“ Dass er im Feuer lesen konnte, behielt er lieber für sich. Otulissa war schrecklich neugierig. Sie würde wissen wollen, was ihm die Flammen gezeigt hatten.
    „Du hast drei Rumser auf einmal im Flug gefangen“, widersprach sie ihm heftig und fügte hinzu: „Das kann nicht jeder.“
    „Vielleicht war das einfach Glück. Kann doch sein, oder?“
    „Das war nicht nur Glück. Du bist in die Lavafontäne hineingeflogen wie ein erfahrener Glutsammler. Hör auf das, was ich dir sage …“, Otulissa unterbrach sich, „… nein, hör auf das, was dein Magen und dein Herz dir sagen, Coryn!“ Ihre gelben Augen leuchteten so eindringlich, als wollte sie hinzusetzen: Jetzt begreif es doch endlich! Coryn nickte bedächtig.
    „Vielleicht sollte ich mich mal eine Weile zurückziehen und nachdenken.“
    „Das ist eine gute Idee. Hier sind viel zu viele Eulen und die Vulkane sind so laut. Such dir ein ruhiges Plätzchen und lass dir alles noch mal durch den Kopf gehen.“
    Coryn zog sich an den Fluss

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