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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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Teil ihres Vorschlags nutzte Nyra geschickt, was sie über die Urzeitwölfe in den Hinterlanden herausgefunden hatte. Obwohl sie noch nicht lange da war, hatte sie viele Gerüchte aufgeschnappt. Eines davon hatte ihren Magen in Aufruhr versetzt. Anscheinend hatte ein junger Schleiereulerich, ein Neuankömmling, die Wölfe mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten beeindruckt. Nyra musste unbedingt herausfinden, um wen es sich handelte, und vor allem, was den jungen Eulerich hergeführt hatte. Sie wollte die Wölfe unbedingt als Verbündete gewinnen. Sie hatte sich gut gemerkt, wovor die Wölfe sich fürchteten und auf was sie hofften. Sie wusste, was ihnen Kummer machte und was für Streitigkeiten zu endlosen Clanfehden führten. Der MacHeath-Clan war besonders unzufrieden und das kam Nyra gerade recht. Jenen Wölfen, die sich benachteiligt fühlten, würde sie Macht und Einfluss versprechen, auch wenn sie diese Zugeständnisse nicht einhalten konnte oder wollte. Fing sie es nur schlau genug an, so würden die MacHeath dieser Verlockung nicht widerstehen können.
    „Wie ihr alle wisst, wird die Glut von Hoole seit Jahrhunderten von den Wölfen des MacDuncan-Clans bewacht.“
    „Das wissen wir nur zu gut.“
    „Angeblich hat König Hoole persönlich die MacDuncans für dieses ehrenvolle Amt ausgewählt, als er die Glut wieder in einem der Vulkane versteckte.“
    „ Angeblich? “ Die Augen des Clanführers leuchteten gefährlich auf.
    „Jawohl, angeblich . Mit anderen Worten, es handelt sich um reines Hörensagen.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Könnt Ihr lesen, edler MacHeath?“
    „Nein.“
    „Ich schon.“ Das war eine glatte Lüge. Nyra beherrschte kaum das Alphabet. Sie hatte sich aber fest vorgenommen, nach der Eroberung des Großen Baumes in der berühmten Bibliothek lesen zu lernen. „Vor ein paar Jahren habe ich mich in den Großen Baum eingeschlichen und ein altes Dokument studiert. Darin steht, dass König Hoole ursprünglich nicht die MacDuncans für diese Aufgabe ausgewählt hat, sondern die MacHeath.“
    „Wie bitte?“ Dumpfes Knurren, unterbrochen von empörten Kläfflauten, erfüllte die Streunerburg.
    „Wenn ihr mich bei meinem Vorhaben unterstützt, verhelfe ich euch zu eurem angestammten Recht.“
    „Zu unserem angestammten Recht!“ Die Augen des Anführers glühten so leidenschaftlich, dass Nyra seinem Blick kaum standzuhalten vermochte. „Verehrte Oberbefehlshaberin der Reinen, wenn Euch das gelingt und unser Clan fortan die Heilige Garde stellt, stehen wir auf ewig in Eurer Schuld und schließen uns Euren Truppen an.“
    Nyra hatte es geschafft!
    „Und nun, Verehrteste …“
    „Meine Offiziere sprechen mich mit ‚Herrin‘ oder ‚Oberste Mutter‘ an.“
    „Sehr wohl, Oberste Mutter. Was für eine Auskunft braucht Ihr denn nun von uns?“
    „Hier in der Gegend soll es eine Schleiereule geben, der außergewöhnliche Fähigkeiten nachgesagt werden.“
    „Ich weiß, wen Ihr meint. Der junge Schleiereulerich heißt Coryn, glaube ich.“
    „Coryn? Nicht Nyroc?“
    „Er wurde uns als ‚Coryn‘ vorgestellt.“
    „Er war hier?“ Unwillkürlich flatterte Nyra auf.
    „Ihr müsst den Fuß auf dem Redestab lassen, Oberste Mutter.“
    „Ach so. Entschuldigung.“ Nyra landete wieder und legte die Zehen auf den Stab.
    „Ich weiß, dass unsere Bräuche ein bisschen gewöhnungsbedürftig sind“, sagte der Clanführer fast entschuldigend.
    „Könnt Ihr mir sagen, MacHeath, was der junge Eulerich hier wollte?“
    „Ich weiß selbst nicht genau, warum ihn der alte Duncan MacDuncan mitgebracht hat. Es sollte wohl eine Ehre für uns sein. Ihr habt sicher von der Geschichte mit dem Bären gehört.“ Nyra nickte. „Seit Fengos Zeiten ist es noch nie vorgekommen, dass ein Bär seine Beute mit einem Wolfsclan geteilt hat.“
    „Wer ist Fengo?“, wollte Nyra wissen.
    „Fengo war der erste Urzeitwolf in den Hinterlanden. Vor langer, langer Zeit führte er auf der Flucht vor der letzten Eiszeit sein Rudel hierher. Damals sagte man noch ‚Rudel‘ und nicht ‚Clan‘. Zu seinen Ehren heißt seither jeder Hauptwolf der Heiligen Garde ‚Fengo‘.“
    Eine hellbraune Wölfin namens Gyllban ließ Nyra nicht aus den Augen. Da ist doch was faul! Wenn diese Eule wirklich so belesen ist, warum hat sie dann noch nie von Fengo gehört?
    Die gesamte Geschichte der Hinterlande war in Schriftform überliefert und zwar beginnend mit Fengo, nicht erst mit dem Auftauchen von Gränk und

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