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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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los? Wieso ist Dunkelheit auf einmal gefährlich? Wieso herrscht plötzlich verkehrte Welt?
    Sie musste an die Geschichten denken, die Soren und Gylfie über das Internat von Sankt Ägolius erzählt hatten. Dort waren die jungen Eulen gezwungen worden, nachts zu schlafen und tagsüber zu arbeiten. Auch in Sankt Äggie hatte verkehrte Welt geherrscht. Otulissas Magen zog sich beklommen zusammen. Wie hatte es im Großen Baum nur so weit kommen können?
    Schon vor dem Aufbruch der Bande hatten sich viele Eulen Sorgen um das Wohlergehen der Glut gemacht, fiel ihr ein. Als die fünf dann abgeflogen waren, hatte Gemma vorgeschlagen, die Glut aus Coryns Höhle zu holen. Dort könne die von Coryn ernannte Wachenicht richtig darauf aufpassen, hatte sie gemeint. Der Vorschlag schien nicht unvernünftig. Coryns Wohnhöhle war klein. Nur wenige Eulen konnten sich gleichzeitig darin aufhalten.
    Als Nächstes hatte Elyan beim Parlament den Antrag gestellt, aus den Mitgliedern der Wache einen „inneren Kreis“ zu bilden, sozusagen eine Elitewache. Das widersprach Coryns Anordnung, dass die Wache aus Vertretern aller Brigaden und Gilden des Baumes bestehen sollte. Otulissa, Bubo, Eglantine und Ruby hatten gegen Elyans Vorschlag gestimmt. Fliemus hatte sich der Stimme enthalten. Trotzdem war der Antrag angenommen worden.
    Dann aber hieß es plötzlich, eine Ehrenwache reiche nicht aus. Es müsse zusätzlich eine bewaffnete Einheit her, die militärisch ausgebildet war. Kein richtiges Kriegerregiment, aber doch eine Kampftruppe. Sie nannte sich „Wächter der Wächter der Glut“, abgekürzt WWG . Über diesen Vorschlag hatte das Parlament gar nicht erst abgestimmt. Die Truppe hatte sich einfach gegründet. Die überlieferten Regeln galten plötzlich nicht mehr.
    Und jetzt wurde die „Erhebung“ von Elyan, Gemma und Yiena gefeiert. Die drei waren bei den WWG aufgenommen worden.
    Otulissa ließ sich die Abfolge der Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen. Dann hatte sie endlicheine Eingebung. Es war ein Besuch von Krämer-Ellie gewesen, nach dem sich die Lage derart zugespitzt hatte!
    Die Elster hatte wieder einmal ein paar Ruinen der Anderen entdeckt. Sie war mit einer Riesenladung geschmacklosem Plunder im Baum eingetroffen, darunter alberne Hüte, die niemand tragen konnte. Einer davon diente inzwischen als „heilige Ascheurne“ und enthielt die erkalteten Flocken, die sich auf dem Boden des Glutbehälters sammelten. Auch den Hermelinpelz hatte Ellie bei diesem Besuch mitgebracht. Madame Plonk hatte sich sofort darauf gestürzt. „Das ist eine echte Königsrobe“, hatte Ellie verkündet. „Diesmal habe ich einen großartigen Fund gemacht! In der Ruine hatte ein Herrscher der Anderen seine Schätze versteckt.“ Andenken an Krönungsfeiern, kirchliche Gerätschaften, bergeweise mit Silber- und Goldfäden durchwirkte Stoffe … Sofort hatte sich noch eine neue Nesthälterinnengilde zusammengefunden: die Stickerinnen und Näherinnen.
    Für den Transport der Waren hatte Ellie ein Dutzend Hilfskräfte angeheuert. Sie hatte auch ein paar Gemälde mitgebracht, die eine Königin der Anderen und ihre Höflinge zeigten, sowie Porträts von Kirchenoberhäuptern, die für Feiern gekleidet waren, auf denen der Glaux der Anderen verehrt wurde. So konnten sich die Bewohner des Großen Baumes vor Augen führen,was für prunkvolle Gewänder die Anderen getragen hatten.
    Otulissa verfluchte im Stillen den Tag, an dem Ellie mit ihrem ganzen Krempel eingetroffen war. Was hätte wohl die Königin mit dem freundlichen Gesicht und den schönen blauen Augen von der Horde Eulen gehalten, die sich mit den Zeichen ihrer Herrscherwürde schmückten und angeberisch umherflatterten? Beim Glaux – wir sind Eulen, keine Anderen! Aber schon da hatte Otulissa lieber den Schnabel gehalten.
    Die Prozession, die nun um den Glutbehälter zog, bot ein echtes Spektakel. Eine kleine Abordnung Sägekäuze und Sperlingskäuze ging über dem Behälter in den Sturzflug. Sie trugen kleine elfenbeinerne Gefäße, so wie das, mit dem Primel um die Glut gekreist war. Die Gefäße stellten sie in einer Reihe vor dem Glutbehälter auf. Dann wurde die erkaltete Asche der Glut hineingefüllt, ebenso in einige bemalte Teetassen, die daneben standen.
    Die Asche und die Funken der Glut zu untersuchen, hatte sich zu einem beliebten Forschungsgebiet entwickelt, vor allem bei den Mitgliedern der WWG . Außerdem gehörte es zur Zeremonie der „Erhebung“, dass ein paar

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