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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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keinen Zweck!“, rief Morgengrau den anderen zu.
    Wenn schon der Bartkauz der Meinung war, dass sie diesem Wind nicht gewachsen waren, konnte ihm der Rest der Bande nur zustimmen. Schließlich war Morgengrau der größte und kräftigste Flieger der kleinen Truppe.
    Sie landeten auf einer uralten Zeder, in deren Stamm sie eine geräumige Höhle entdeckten. Der Regen verstärkte den stechenden Harzgeruch des Baumes noch.
    „Zeder ist nicht grade mein Lieblingsduft“, beschwerte sich Gylfie. Trotzdem war sie im Nu eingeschlafen.
    Ihren Freunden ging es nicht anders. Nur Coryn konnte nicht schlafen. Er war hellwach. „Die Wissende“, wiederholte er leise. Der Gedanke an Bess ließ ihn einfach nicht los.
    Bilder schwirrten ihm durch den Kopf. Ein Ort, der ausschließlich dem Lernen gewidmet war … mehrere Bibliotheken … kunstvoll zusammengefügte Mauern … nie gesehene Landkarten und Sternkarten …
    Die Anderen galten allgemein als ein Volk, das sehr fortschrittlich gewesen war. Aber die Schilderung des Nebelschlosses übertraf alles, was Coryn bis dahin über sie erfahren hatte. Es überstieg beinahe seine Vorstellungskraft. Die Augenlider wurden ihm schwer. Konnten die Anderen zaubern? , lautete sein letzter klarer Gedanke. Oder ist das alles Dämonenmagie?
    Er träumte von Gärten, in denen steinerne Figuren von Anderen und allen möglichen Tieren standen, darunter der Steinvogel, von dem Soren gesprochen hatte. Ein Bild erschien. Der Kopf des Steinvogels. Aber nein – das war kein Vogelkopf, das war der Kopf von … Krieth!
    Coryn fuhr in die Höhe. Wieso träume ich auf einmal von Krieth?
    Die abscheuliche Dämonin aus den alten Legenden war schon lange tot. Hätte ihr der Steinvogel tatsächlich ähnlich gesehen, hätte Soren das bestimmt erwähnt. Zwar hatte die Bande bei ihrem Besuch im Nebelschloss die alten Legenden noch nicht gekannt, aber spätestens jetzt wäre ihnen etwas aufgefallen. Das ist doch völliger Unsinn! , dachte Coryn.
    Krieth war durch und durch eine Dämonin, bezeichnete sich aber gern als Philosophin, Forscherin oder Wissenschaftlerin. Doch was sie betrieb, war keine Wissenschaft, sondern Dämonenmagie. Coryn verdächtigte seine Mutter, unter ihrem Schleiereulengefieder in Wahrheit ebenfalls eine Dämonin zu sein. Wieder kam ihm der noch viel ungeheuerlichere Gedanke, dass Nyra womöglich einem von Krieths Experimenten entsprungen war. Diese Vorstellung war so entsetzlich, dass Coryn sie am liebsten gleich wieder verdrängt hätte. Er blinzelte heftig. Aber er war ein König, der Anführer seines Volkes. Er musste sich der Wahrheit stellen!
    Er betrachtete seine friedlich schlafenden Gefährten. Draußen stand die Sonne inzwischen hoch am Himmel. Krähen hin oder her – Coryn musste sich auf die Suche machen. Auf die Suche nach der Wahrheit über seine Mutter.
    Nachdem König Hoole seinerzeit die Glut aus dem Vulkan geborgen hatte, waren die Dämonen ausgestorben, so hieß es. Doch sie warfen immer noch ihre Schatten auf die Eulenwelt, wenn auch in abgeschwächter Form. War es nicht auch das, was den Umgang mit der Glut von Hoole so heikel machte? Denn trotz all ihrer segensreichen Eigenschaften musste man immer fürchten, dass zugleich mit der guten Magie auch die Dämonenmagie zurückkehrte. Dass die Hägsdämonen den „Ätherschleier über dem Eulenuniversum“ zerreißen könnten, wie Otulissa es nannte, und zurückkehrten.
    „Äther“ nannte man die windstillen obersten Luftschichten, von denen die Eulenwelt umschlossen wurde. Die Eulen früherer Zeiten hatten geglaubt, dass winzige Risse in dieser Schicht fremden Mächten als Pforte dienen konnten. Die Glut besaß die Kraft, diese Risse sowohl zu öffnen als auch zu schließen. Geriet sie aber in die Fänge der falschen Eule, so konnte es geschehen, dass die Ätherschicht gänzlich aufriss.
    Eigentlich war Coryn sicher, dass das nicht passiert war – jedenfalls jetzt noch nicht. In den Legenden stand, dass Krieth gestorben war. Aber waren auch wirklich alle ihre Artgenossen ausgestorben? Gab es wirklich keine Hägsdämonen mehr, so wie es keine Anderen mehr gab? Oder war Nyra ein verhängnisvolles Überbleibsel aus jener Zeit?
    Coryn wusste, was er zu tun hatte. Er musste in den Schattenwald fliegen. Er hatte allerdings nicht vor, Bess aufzusuchen. Auch die „Wissende“ konnte nicht wissen, wie die Antwort auf seine Frage lautete. Das konnte nur einer – ein ganz bestimmtes Kaninchen. Dieses Kaninchen musste

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