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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Zelle gesperrt. Ihr habt Bubo gezwungen, Gefängnisgitter zu schmieden. Ein Gefängnis!“, wiederholte Coryn angewidert. „Solche Worte haben im Großen Ga’Hoole-Baum nichts, aber auch gar nichts zu suchen!“
    „Was hast du nun mit uns vor?“, fragte Felix kleinlaut.
    Coryn musterte die sechs. Sie warteten offensichtlich darauf, dass er sich eine Bestrafung für sie ausdachte. Aber das wäre viel zu einfach gewesen.
    „Was hättet ihr denn gern? Dass ich euch auch ins Gefängnis stecke?“, erwiderte er mit solchem Abscheu, dass sich die Mägen aller Anwesenden vor Scham zusammenzogen. „Was ist hier bloß geschehen?“, fuhr er wie im Selbstgespräch fort. „Wieso seid ihr geworden wie die Anderen? Vielleicht wäre es am besten, ihr lebtet künftig an einem Ort, wo sich auch die Anderen niederlassen würden. Wobei sie ja ausgestorben sind, soweit ich weiß. Fliegt in eure Höhlen. Wir befassen uns später mit euch.“
    Die sechs verließen den Saal.
    Coryn hob eine Teetasse auf und betrachtete das Bild der würdigen Königin mit den blauen Augen, Königin E. „Hier bitte, Madame Plonk. Ich glaube, diese Tasse gehört Ihnen.“
    „Ich will sie nicht mehr haben, Eure Majestät.“
    „Nein, nein, Plonkie“, sagte Coryn freundlich. „Nimm sie ruhig. Sie gehört dir. Du bist nie in Versuchung geraten, eine Andere zu werden. Du bist durch und durch eine Eule.“
    „Er hat ganz Recht. Nehmen Sie Ihre Tasse ruhig wieder an sich, meine Liebe“, forderte auch Doktor Schönschnabel die Sängerin auf.
    Coryn gab der Bande und Otulissa ein Zeichen. Sie begaben sich in Coryns Höhle.
    Otulissas Blick fiel sofort auf das übel zugerichteteBuch. Sie näherte sich ihm so misstrauisch, als hätte sie es mit einer Schlange zu tun.
    „Ist das etwa Krieths Zauberbuch ? Großer Glaux!“
    „Das hast du ganz richtig erkannt“, bestätigte Soren ruhig. „Nyra hatte es in ihren Besitz gebracht.“
    Die Fleckenkäuzin blinzelte erschrocken. „Hoffentlich hat sie nicht zu viel darin gelesen.“
    „Wir möchten, dass du es dir ansiehst“, sagte Coryn. „Von uns allen kannst du am besten Krakisch.“
    Otulissa schlug das Buch vorsichtig auf, als könnte ihr aus den Seiten ein Giftstrahl entgegenschießen. Minute um Minute verstrich. Die anderen Eulen wagten kaum zu atmen. Dann endlich hob die Fleckenkäuzin den Kopf.
    „Das Gute ist, dass Nyra bestimmt kein Wort verstanden hat. Ich allerdings auch nicht. Das Buch ist auf Alt-Krakisch verfasst. Leider haben wir hier im Baum nicht mal ein Wörterbuch des Alt-Krakischen, sodass ich den Text auch nicht übersetzen kann.“
    „Und wo kriegt man so ein Wörterbuch her?“, fragte Morgengrau.
    Otulissa schaute erst Coryn und dann Soren an. „Weiß Coryn über Bess Bescheid?“, fragte sie mit gedämpfter Stimme.
    „Du meinst ‚die Wissende‘?“, fragte Coryn aufgeregt. „Die Raufußkäuzin, die im Nebelschloss lebt?“
    „Du hast also schon von ihr gehört“, stellte Otulissa sachlich fest. „Bess ist die Einzige, die dieses Buch entschlüsseln kann. Es ist nämlich zum Teil in einer Art Geheimschrift abgefasst, so viel kann auch ich schon sagen. Mit Geheimschriften kennt Bess sich aus.“
    „Heißt das, wir sollen zum Nebelschloss fliegen?“, fragte Gylfie.
    „Irgendwann schon. Fürs Erste rate ich dazu, das Buch geheim zu halten.“
    „Wir könnten es in Ezylrybs Kammer verstecken“, schlug Soren vor.
    „Gute Idee“, sagte Otulissa. „Aber als Erstes sollten wir die Glut verstecken.“ Die Glut brannte inzwischen wieder stärker. Rötliche Schatten flackerten über die Höhlenwände.
    „Aber wo?“, fragte Coryn. „Hast du schon eine Idee?“
    „Ja. Kommt näher. Kein Wort davon darf diese Höhle verlassen.“
    Flüsternd vertraute Otulissa der Bande und Coryn ihren Plan an.

In einem anderen Teil der Insel Hoole, nicht weit vom Großen Baum, trafen sich Coryn, die Bande und Otulissa in der Höhle von Bubo, dem Schmied. Der Frühling war angebrochen, die Tage wurden wieder länger. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, und die anderen Bewohner des Baumes schliefen tief und fest.
    „Hier lagern meine Rumservorräte.“ Bubo wies mit den rußverschmierten Zehen auf eine Grube im Boden, in der es rötlich leuchtete. „Daneben ist die übrige Glut gestapelt, nach Güteklassen geordnet: A, B und C. Alles, was schlechter ist als C, taugt nichts.“
    Er machte eine Pause und fuhr dann tschurrend fort: „Aber wenn man von Glutsammlern wie Soren, Otulissa,

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