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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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großen Grasharfe ein jubelnder Akkord. Der Große Baum erbebte unter Hunderten Flügelschlägen. Hunderte Stimmen riefen: „Die Bande ist wieder da! Der König kehrt zurück!“ Hunderte Eulen flatterten aus ihren Höhlen. Die Luft brauste von ihren Rufen: „Wir grüßen dich, Coryn, König von Ga’Hoole! Nun wird die Glut wieder lodern!“ Dann krachte und splitterte es auf einmal ohrenbetäubend.
    Primel fuhr in die Höhe. „Was war das? Was ist da los?“
    „Coryn und die Bande sind wieder da!“, brachte Otulissa heraus.
    „Aber was ist das für ein Lärm? Wird da gekämpft?“
    „Ich weiß es nicht.“ Furcht wallte in Otulissas Magen auf. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“
    Otulissa konnte tatsächlich nicht ahnen, was los war. Die Bande, Madame Plonk, Coryn und Doktor Schönschnabel kamen in die Große Höhle geflogen, die den Eulen im Baum als Festsaal diente. Die Höhle war nicht wiederzuerkennen. Die Wände waren mit allen möglichen bestickten Stoffen und Teppichen bedeckt, die von der Näherinnengilde angefertigt worden waren. Die Glut stand in ihrem Behälter auf einem Altar, der mit Perlenschnüren und Ketten behängt war, Schmuck, der augenscheinlich aus Krämer-Ellies „Kollektion“ stammte.
    „Hier sieht es ja aus wie in einer Kirche!“, rief Gylfie entsetzt aus.
    „Wie bei den ANDEREN !“, entfuhr es Soren.
    „Überhaupt nicht mehr eulenhaft!“ Morgengrau war außer sich. Der Bartkauz kam allmählich wieder zu Kräften. Doch als er jetzt auf den Wandteppich hinter dem Altar losflog, ihn mit dem Schnabel packte und herunterriss, schien er urplötzlich vollständig genesen.
    „Blasphemie!“, schrie jemand. „Verhaftet ihn!“
    „Schnabel halten!“, brüllte Bubo. „Oder du kriegst es mit mir zu tun!“
    „Bubo – du fliegst sofort los und befreist Otulissa“, befahl Coryn. „Dann holst du deinen größten Hammer und deine kräftigste Zange und zerstörst die Gefängnisgitter.“
    Coryn und die Bande schossen kreuz und quer durch die Große Höhle, rissen Wandteppiche ab und kippten Tassen und Schüsseln mit Asche aus. Die Wächter der Wächter der Glut schauten mit angstvoll angelegtem Gefieder zu. Ihr ganzes Selbstbewusstsein hatte sich verflüchtigt. Sie tuschelten miteinander und wechselten erschrockene Blicke.
    Als der ganze Glitzerkram und andere Schmuck entfernt war und die Große Höhle wieder so schlicht wie vorher aussah, befahl Coryn auch den Glutpriesterinnen und Chören, die immer noch unverdrossen ihre Anbetungssprüche aufsagten und ihre Loblieder sangen, still zu sein.
    „Ich berufe eine Parlamentsversammlung ein. Hier und jetzt!“, verkündete der junge König.
    Die Parlamentsmitglieder nahmen vor ihm Platz.
    „Und jetzt möchte ich, dass diese … diese …“, am liebsten hätte Coryn „diese gemeingefährlichen Schwachköpfe“ gesagt, „… dass die Wächter der Wächter der Glut vortreten.“
    Sechs Eulen flatterten auf und landeten vor dem jungen König: Elyan, Gemma, Yiena, der Sägekauz Penfold, der Fleckenkauz Humbert und ein Bartkauz namens Felix.
    „Eine Schande für unsere Art!“, sagte Morgengrau halblaut mit einem verächtlichen Blick auf Felix.
    Elyan ergriff das Wort. „Wir haben es nur gut gemeint. Wir wollten die Glut und den Baum beschützen.“
    „Das ist euch gründlich misslungen“, erwiderte Coryn zornig. „Ihr habt den Baum und den Geist unserer Gemeinschaft beschmutzt! Ein Gefängnis! Welcher kranke Magen ist auf diese abscheuliche Idee gekommen?“ Coryn flog auf die sechs zu und herrschte sie an. Der kleine Sägekauz wurde vom Luftzug seiner wütenden Flügelschläge umgeworfen. „Und diese alberneVerehrung der Glut!“ Coryn packte den Eisenbehälter und schüttelte ihn. Die Glut loderte rot auf.
    „Die Glut ist doch kein Lebewesen! Ja, sie besitzt besondere Kräfte und muss vor Verbrechern wie Nyra beschützt werden. Aber das ist noch lange kein Grund, sie anzubeten! Der Große Ga’Hoole-Baum und seine edelmütigen Eulen sind weit verehrungswürdiger als dieses Glutstück. Eure Treue, eure Liebe zu unserer Gemeinschaft und ihren Grundsätzen ist wertvoller als alle Schätze der Eulenwelt. Wenn ihr die Glut weiterhin auf diese abwegige Weise verehrt, bringe ich sie wieder in die Hinterlande zurück. Wir sind Eulen! Eulen beten keine Glutbrocken an. So etwas ist ganz und gar uneulenhaft!
    Ihr sechs habt im Namen der Glut schändliche Taten begangen. Ihr habt eine unserer angesehensten Rybs, Otulissa, in eine

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