Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
ein Dutzend weiterer Adepten finden, die bekunden, daß der Initiand würdig und bereit ist. Aus den Gesprächen der Soldaten hatte ich von der Zeremonie erfahren und wußte genug über ihr Gewicht und ihre Bedeutung, daß ich nicht damit rechnete, je selbst diese Erfahrung zu machen. Allein deshalb nicht, weil niemand mein Geburtsdatum kannte. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wer ein Adept war, ganz zu schweigen, ob es zwölf weitere Adepten gab, die einwilligten, für mich auszusagen.
    Doch eines Nachts, Monate nach der Konfrontation mit Galen, erwachte ich, und mein Bett war umstanden von verhüllten Gestalten. Im Schatten der Kapuzen erkannte ich die Masken der Pfeiler.
    Niemandem ist gestattet, Einzelheiten der Zeremonie zu verraten, aber so viel, denke ich, darf ich sagen. Als jedes Leben in meine Hand gegeben wurde, Fisch, Vogel und vierfüßiges Tier, wählte ich für diese Wesen Leben und Freiheit. Deshalb starb nichts bei meiner Zeremonie, und niemand speiste. Doch selbst in meiner Gemütsverfassung zu jener Zeit fand ich, daß es um mich herum genügend Blut und Tod gegeben hatte, um für ein ganzes Leben zu reichen, und ich weigerte mich zu töten, mit Händen oder mit Zähnen. Mein Pate beschloß dennoch, mir einen Namen zu geben, deshalb kann er nicht gänzlich enttäuscht von mir gewesen sein. Der Name wird traditionell der alten Sprache entnommen, die kein Alphabet besitzt und nicht geschrieben werden kann. Ich habe auch nie jemanden gefunden, mit dem ich das Geheimnis meines Männernamens zu teilen wünschte. Doch seine alte Bedeutung kann ich an dieser Stelle wohl preisgeben: Der Wandler.
     
    Ich ging geradewegs zu den Stallungen, erst zu Fäustel, dann zu Rußflocke. Die Beklommenheit, die ich bei dem Gedanken an den nächsten Tag empfand, schlug mir auf den Magen. In Rußflockes Stand lehnte ich den Kopf an ihren Widerrist und kämpfte gegen die Übelkeit an. Dort fand mich Burrich. Seine schweren Schritte kamen näher, verstummten. Ich spürte, wie er mich anschaute.
    »Nun? Was gibt's?« fragte er schroff, und sein Tonfall verriet, wie satt er mich und meine Probleme hatte. Wäre mir nicht so unsäglich elend zumute gewesen, hätte ich mich aufgerichtet und trotzig erklärt, es sei nichts.
    So aber murmelte ich in Rußflockes Fell: »Morgen will Galen uns prüfen.«
    »Ich weiß. Er ist heute aufgetaucht und hat verlangt, daß ich ihm Pferde für sein idiotisches Vorhaben bereithalte. Ich hätte mich geweigert, doch er zeigte mir ein Siegel des Königs, das ihn zu seinen Forderungen berechtigt. Mehr weiß ich auch nicht, also stell mir keine Fragen«, schloß er barsch, als ich rasch den Kopf hob und ihn ansah.
    »Ich hätte nicht gefragt«, erklärte ich beleidigt. Wenn überhaupt, wollte ich die gestellte Aufgabe meistern, ohne mir einen unerlaubten Vorteil verschafft zu haben.
    »Du kannst nicht damit rechnen, diese Bewährungsprobe, die er sich ausgedacht hat, zu bestehen, oder?« Burrich stellte die Frage in beiläufigem Ton, doch ich hörte seiner Stimme an, daß er auf eine Enttäuschung vorbereitet war.
    »Nein«, antwortete ich kurz. Beide schwiegen wir einen Moment und lauschten auf die lakonische Endgültigkeit dieses einen Wortes.
    »Nun.« Er räusperte sich und zog den Leibgurt hoch. »Dann sieh am besten zu, daß du es hinter dich bringst und hierher zurückkommst. Es ist ja nicht so, als hättest du auf anderen Gebieten keine Erfolge zu verzeichnen. Ein Mann kann nicht überall gewinnen.« Er bemühte sich, mein Versagen in der Gabe darzustellen, als handelte es sich nur um eine belanglose Kleinigkeit.
    »Wahrscheinlich hast du recht. Sorgst du für Fäustel, während ich weg bin?«
    »Natürlich.« Er schickte sich an, weiterzugehen, dann aber drehte er sich noch einmal zu mir herum, fast zögernd. »Wie sehr wird dieser Hund dich vermissen?«
    Ich verstand die unausgesprochene Frage und bemühte mich, ihr auszuweichen. »Ich weiß nicht. Ich habe ihn so oft allein lassen müssen, daß ich befürchte, er wird mich überhaupt nicht vermissen.«
    »Das bezweifle ich«, meinte Burrich bedeutungsvoll, »das bezweifle ich sehr«, und setzte seinen Weg die Stallgasse hinunter fort. Ich wußte, daß er wußte und es mir verübelte, nicht nur meine Verbindung mit Fäustel, sondern daß ich es nicht zugeben wollte.
    »Als würde dadurch etwas besser«, sagte ich leise zu Rußflocke. Ich verabschiedete mich von meinen vierbeinigen Freunden, und Fäustel unterrichtete ich davon, daß

Weitere Kostenlose Bücher