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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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von ihren Greueltaten waren in aller Munde. Als Räuber waren sie schlimmer und erbarmungsloser als jedes wilde Tier. Es fiel leicht zu vergessen, daß es sich um Menschen handelte, und sie zu hassen wie nichts sonst auf der Welt.
    Im gleichen Maße wuchs die Angst, selbst entfremdet zu werden. Händler boten in Zucker getauchte Giftpillen an, für Mütter, um sie ihren Kindern zu geben, sollte die Familie den Roten Korsaren in die Hände fallen. Gerüchte kursierten, in Dörfern an der Küste packten Fischer und Kaufleute ihren gesamten Besitz auf Ochsenkarren und zögen landeinwärts, um als Bauern oder Jäger ihr Brot zu verdienen. Tatsächlich sah man in der Stadt immer mehr Bettler. Sogar ein Entfremdeter tauchte auf und wanderte durch die Straßen, und niemand behelligte ihn, wenn er sich an den Marktständen dreist bediente. Doch schon am nächsten Tag war er verschwunden, und man raunte, daß wohl schon bald sein Leichnam am Strand angespült werden würde. Es ging auch die Rede, man hätte für Veritas eine Braut vom Bergvolk gefunden. Manche sagten, um das Wegerecht über die Berge zu garantieren; andere meinten, wir könnten uns keinen potentiellen Feind im Rücken leisten, während wir vom Meer her die Angriffe der Piraten fürchten mußten. Doch es wurde auch anderes gemunkelt, weniger erfreulich, daß mit Prinz Veritas nicht alles zum besten stünde. Müde und krank sei er, hieß es, aber man redete auch über einen nervösen und ängstlichen Bräutigam. Einige wenige lästerten, er hätte angefangen zu trinken und ließe sich nur tags sehen, wenn seine Kopfschmerzen am schlimmsten wären.
    Das Gerede über Veritas traf mich mehr, als ich gedacht hätte. Kein Mitglied der königlichen Familie hatte mir je sonderlich viel menschliche Anteilnahme bewiesen. Listenreich gab mir eine Erziehung und ein Heim im Austausch für meine Loyalität, so daß ich nicht einmal daran denken konnte, mir anderswo ein eigenes Leben aufzubauen. Edel verabscheute mich, ich hatte längst gelernt, seinen gehässigen Blicken und den heimtückischen Stößen und Knüffen auszuweichen, die früher genügt hatten, einen kleinen Jungen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch Veritas war freundlich zu mir gewesen, auf eine geistesabwesende Art, und ich teilte seine Liebe zu Pferden, Hunden und Falken. Ich wünschte mir, ihn aufrecht und stolz bei seiner Vermählung zu erleben, und träumte davon, eines Tages hinter dem Thron zu stehen, auf dem er saß, ähnlich wie jetzt Chade hinter Listenreichs Thron. Deshalb hoffte ich, daß es ihm gutging, doch hätte ich nichts tun können, falls es anders gewesen wäre. Nicht einmal die Gelegenheit, ihn zu sehen, ergab sich. Selbst wenn unser Tagesablauf der gleiche gewesen wäre, wir bewegten uns in unterschiedlichen Kreisen, so daß unsere Wege sich höchst selten kreuzten.
    Noch immer hatte der Frühling den Winter nicht ganz besiegt, da überraschte Galen uns mit seiner Ankündigung. Überall in der Burg traf man Vorbereitungen für das Frühlingsfest. Die Marktbuden wurden mit Sand gescheuert und in leuchtenden Farben frisch gestrichen. Man schnitt Zweige ab und brachte sie ins Warme, damit ihre aufspringenden Knospen und zarten Blättchen am Lenzenabend die Festtafel schmückten. Doch nicht erstes junges Grün und mit Carrissamen bestreute Eierkuchen hatte Galen für uns im Sinn, auch nicht Puppentheater oder Jagdtänze. Nein, zum Anbruch der neuen Jahreszeit sollten wir geprüft werden, um uns entweder als würdig oder als ungenügend zu erweisen.
    »Ungenügend«, wiederholte er, und wenn das das Todesurteil für die Ärmsten gewesen wäre, hätte er sich der Aufmerksamkeit seiner Schüler nicht sicherer sein können. Benommen versuchte ich mir klarzumachen, was es für mich bedeutete, wenn ich versagte. Ich glaubte nicht daran, daß er vorhatte, mich gerecht zu behandeln, oder daß ich die Prüfung bestehen konnte, selbst wenn ich ihn falsch beurteilte und er mir eine Chance gab.
    »Ihr werdet eine Kordiale sein, ihr, die ihr euch würdig erweist. Eine Kordiale, wie es sie nie zuvor gegeben hat, glaube ich sagen zu dürfen. Auf dem Höhepunkt des Frühlingsfestes werde ich euch dem König vorstellen, und er soll sehen, was ich Großes geschaffen habe. Da ihr so weit mit mir gekommen seid, wißt ihr, daß ich nicht gesonnen bin, mich vor ihm beschämen zu lassen. Deshalb werde ich selbst euch auf die Probe stellen, auf eine harte Probe, um sicherzugehen, daß die Waffe, die ich in

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