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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit Fäustel verband, zog mich weiter.
    Beim Knirschen von Schritten auf Geröll hob ich den Kopf. Nur die Reflexe, die ich Hods unnachsichtigem Drill verdankte, retteten mir das Leben. Ich wirbelte herum, und der in einem Halbkreis geführte Stock zerschmetterte dem hinter mir Stehenden den Kiefer. Die anderen wichen zurück. Drei andere. Alle entfremdet, seelenlos wie Steine. Derjenige, den ich getroffen hatte, wälzte sich schreiend am Boden, doch außer mir schenkte ihm niemand Beachtung. Ich versetzte ihm einen weiteren trockenen Hieb quer über den Rücken. Selbst in dieser bedrohlichen Situation war ich über mich selbst verwundert. Natürlich war es klug, dafür zu sorgen, daß ein außer Gefecht gesetzter Gegner kampfunfähig blieb, andererseits hätte ich es nie fertiggebracht, einen bereits vor Schmerzen jaulenden Hund so brutal zu schlagen. Doch gegen diese Entfremdeten zu kämpfen war dasselbe wie ein Kampf gegen Phantome. Ich empfing keine Signale von ihnen, spürte nichts von den Schmerzen des Verletzten, keinen Widerhall seiner Wut oder Angst. Es war wie das Zuschlagen einer Tür, Gewalt ohne Opfer, als ich ein drittes Mal den Stock niedersausen ließ, bevor ich über den Mann hinwegsprang, um mir den Weg freizumachen.
    Mit der kreisenden Waffe hielt ich den Rest der Bande auf Abstand. Sie sahen alle zerlumpt und mager aus, dennoch fürchtete ich, daß sie mich einholen könnten, falls ich versuchte zu fliehen. Ich war schon müde, und sie besaßen die verzweifelte Kraft hungriger Wölfe. Sie würden mich verfolgen, bis ich umfiel. Einer griff nach mir, und ich zog ihm den Stock über den Unterarm. Er ließ ein rostiges Fischmesser fallen, drückte die Hand an die Brust und stieß ein schrilles Heulen aus. Wieder kümmerten sich die beiden anderen nicht um den Verletzten. Ich tänzelte ein paar Schritte zurück.
    »Was wollt ihr?« fragte ich.
    »Was hast du?« antwortete einer von ihnen mit einer Gegenfrage. Seine Stimme klang rostig und stockend, als hätte er lange keinen Gebrauch mehr davon gemacht. Er bewegte sich langsam um mich herum, so daß ich gezwungen war, mich mit ihm zu drehen. Tote, die reden, dachte ich bei mir und konnte nicht verhindern, daß mir der Satz wieder und wieder durch den Kopf ging.
    »Nichts«, keuchte ich und stieß mit dem Stab zu, um mir den einen Angreifer vom Leib zu halten. »Ich habe gar nichts für euch. Kein Geld, nichts zu essen, gar nichts. Alles verloren, weiter hinten auf der Straße.«
    »Nichts«, wiederholte der dritte, und jetzt erst erkannte ich, daß sie eine Frau gewesen war, früher. Jetzt war sie diese seelenlose, bösartige Marionette, in deren Augen plötzlich ein tückisches Funkeln erschien, als sie sagte: »Umhang. Ich will den Umhang.«
    Der Stolz, diesen Gedanken formuliert zu haben, machte sie unvorsichtig, und ich schlug ihr die Stange gegen das Schienbein. Sie warf einen verständnislosen Blick auf die blutende Platzwunde, dann kam sie humpelnd weiter auf mich zu.
    »Umhang«, sagte ihr Kumpan monoton. Beide starrten sich feindselig an, Rivalen um die Beute. »Mir. Mein«, fügte er hinzu.
    »Nein. Töte dich«, entgegnete sie leidenschaftslos. »Töte dich auch«, wiederholte sie an mich gewandt und näherte sich einen weiteren Schritt. Ich schwang den Stock nach ihr, aber sie sprang zurück und versuchte sogar, ihn zu packen. Mein nächster Schlag traf gerade noch rechtzeitig den Angreifer, dessen Handgelenk ich bereits zerschlagen hatte. Als er taumelte, war ich mit einem Satz an ihm vorbei und floh. Den Stock in der Hand, nestelte ich mit der anderen beim Laufen an der Schließe meines Umhangs. Endlich ging sie auf, und ich ließ ihn einfach von den Schultern fallen. Das weiche Gefühl in den Beinen warnte mich, daß dies meine letzte Chance war, aber die Rechnung schien aufzugehen, denn ein paar Augenblicke später hörte ich zorniges Schreien und Kreischen, als meine Verfolger über die Beute in Streit gerieten. Ich betete, daß es genug war, um sie alle vier zu beschäftigen. Eine Biegung entzog mich ihren Blicken, trotzdem lief ich weiter und trabte schließlich noch ein gutes Stück, bis ich zurückzuschauen wagte. Breit und leer lag die Straße hinter mir. Schwerfällig setzte ich mich wieder in Bewegung, und an einer geeigneten Stelle schlug ich mich in die Büsche.
    Nach einiger Zeit entdeckte ich einen ausgedehnten Verhau aus Dornengestrüpp und zwängte mich mitten hinein. Zitternd und mit meinen Kräften am Ende kauerte ich

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