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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Mahlzeiten dort einnehmen.«
    Mit diesen Worten bugsierte er mich in einen halbdunklen Raum, der von einer langen Tafel beherrscht wurde, mit einem am Kopfende quergestellten zweiten, erhöhten Tisch. Er war reich gedeckt, mit allen möglichen Speisen, und die Leute auf den Bänken saßen teils vor einem späten Frühstück, teils vor einem frühen Mittagessen. Wenn kein Mitglied der königlichen Familie anwesend war wie heute, achtete man nicht auf feste Zeiten und Förmlichkeit.
    Burrich schob mich zu einem Platz an der linken Seite der langen Tafel, etwas oberhalb der Mitte. Er selbst nahm etliche Sitze weiter unten Platz. Ich hatte Hunger, und da ich mich von keinen allzu aufdringlichen Blicken gehemmt fühlte, machte ich kurzen Prozeß mit einem gehäuft vollen Teller. Die aus der Küche stibitzten Leckerbissen waren heißer und frischer gewesen, aber solche Feinheiten zählen nicht groß für einen heranwachsenden Jungen, und ich aß tüchtig nach meinem anstrengenden Morgen.
    Endlich war ich satt und zufrieden, und meine Gedanken wanderten zu einer bestimmten sandigen Böschung, beschienen von der Nachmittagssonne und Heimstätte einer großen Kaninchensippe, wo die Jagdhundwelpen und ich oft die Mußestunden verdösten. Ich schickte mich an, den Tisch zu verlassen, aber sofort stand ein halbwüchsiger Bursche hinter mir und fragte: »Junger Herr?«
    Ich blickte mich um, wen er wohl meinte, doch alle anderen saßen über ihre Teller gebeugt. Er war größer als ich und um einige Sommer älter, daher sah ich verwundert zu ihm auf, als er mir ins Gesicht schaute und wiederholte: »Junger Herr? Seid Ihr fertig mit essen?«
    Ich nickte, zu verdutzt, um Worte zu finden.
    »Dann sollt Ihr mit mir kommen. Hod schickt mich. Man erwartet Euch zu den Waffenübungen im Hof heute nachmittag. Sofern Meister Burrich keine Einwände hat, heißt das.«
    Wie gerufen tauchte Burrich auf und vergrößerte mein Erstaunen, indem er sich vor mir auf ein Knie niederließ. Während er redete, zog er mein Wams zurecht und strich mir das Haar aus der Stirn. »Nein, Meister Burrich hat keine Einwände. Mach nicht so ein dummes Gesicht, Fitz. Hast du geglaubt, der König stünde nicht zu seinem Wort? Wisch dir den Mund ab und dann lauf. Hod ist strenger, als ich es bin; auf dem Übungsplatz wird keine Saumseligkeit geduldet. Nun geh mit Brant.«
    Ich gehorchte schweren Herzens. Während ich dem Pagen aus der Halle folgte, versuchte ich mir einen strengeren Lehrmeister vorzustellen als Burrich – beängstigend.
    Draußen ließ der Page schnell seine höfischen Manieren fallen. »Wie heißt du?« wollte er wissen, dabei bog er auf den Kiesweg ein, der zum Zeughaus und dem Übungsplatz davor führte.
    Ich zuckte die Schultern und tat so, als wäre ich brennend an den Sträuchern interessiert, die den Weg säumten.
    Brant nickte schlau. »Nun, irgendwie muß ich dich doch nennen. Wie ruft dich Hinkebein Burrich denn?«
    Die offensichtliche Geringschätzung des Jungen für Burrich überraschte mich derart, daß ich herausplatzte: »Fitz. Er nennt mich Fitz.«
    »Fitz?« Er kicherte boshaft. »Ja, sieht ihm ähnlich. Immer frisch von der Leber weg, der alte Krauter.«
    »Ein Keiler hat sein Bein so zugerichtet«, erklärte ich. Der Junge redete, als wäre Burrichs Hinken nur Getue, mit dem er sich aufspielen wollte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich von seinem Hohn getroffen.
    »Ich weiß!« Er schnaufte herablassend. »Hat ihm das Fleisch bis zum Knochen aufgerissen. Ein bösartiger alter Einzelgänger, hätte Chiv niedergewalzt, wäre Burrich nicht dazwischen gesprungen. Also hat er Burrich erwischt und einem halben Dutzend Hunden den Garaus gemacht, wie man hört.« Wir traten durch eine Öffnung in der efeuberankten Mauer, und plötzlich lag der Übungsplatz vor uns. »Chiv war abgestiegen, um dem Bassen den Gnadenstoß zu geben, als er aufsprang und sich auf ihn stürzte. Hat die Saufeder des Prinzen zerknickt wie ein Schilfrohr, wie man hört.«
    Unvermittelt drehte er sich zu mir herum. Ich ging dicht hinter ihm und zuckte so heftig zurück, daß ich um ein Haar gefallen wäre. Der Junge lachte. »Scheint's war es Burrichs Jahr, um für seinen Herrn die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Habe ich die Männer sagen gehört. Daß Burrich Chivalric vor dem Tod bewahrte und sich dafür ein lahmes Bein einhandelte. Daß er Chivs Bastard aufnahm und zu seinem Schoßhündchen machte. Ich möchte nur wissen, wie es kommt, daß du jetzt auf

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