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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hund.«
    »Aber auch nicht der Bastardsohn eines königlichen Prinzen«, entgegnete er. »Du wohnst von nun an im Palas, Fitz, und damit basta!«
    Ich sah verstohlen zu ihm hin. Er sprach wieder zu seinen Händen.
    »Dann wäre ich lieber ein streunender Hund«, brach es aus mir heraus, doch als ich fortfuhr, hatte ich einen dicken Kloß im Hals. »Bei einem Hund würdest du das nicht dulden, daß man auf einen Schlag sein ganzes Leben umkrempelt. Als man Lord Grimsby den Bluthundwelpen bringen sollte, hast du dein altes Hemd mitgegeben, zum Trost in der Fremde.«
    »Aber, aber«, sagte Burrich unbeholfen, »ich habe nicht ... komm her, Fitz. Komm zu mir, Junge.«
    Und wie ein junger Hund ging ich zu ihm, dem einzigen Herrn, den ich kannte, und er klopfte mir den Rücken und zauste mir das Haar, ganz so, als wäre ich tatsächlich einer seiner vierbeinigen Schützlinge gewesen.
    »Hab keine Angst. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten. Und außerdem«, seine Stimme verriet, daß er bereit war, Zugeständnisse zu machen, »man hat uns nur gesagt, daß du in ein Zimmer oben im Palas umziehen sollst. Nicht die Rede davon, daß du jede Nacht dort schlafen mußt. Manchmal, wenn es dir da oben zu einsam wird, kannst du wohl den Weg hierher zurück finden. Nun Fitz? Ist dir das recht?«
    »Ich glaube schon«, murmelte ich.
     
    In den nächsten vierzehn Tagen brach eine Lawine neuer Erfahrungen über mich herein. Am ersten Morgen weckte Burrich mich in der Dämmerung, dann wurde ich in den Zuber gesteckt und geschrubbt. Er schnitt mir das Stirnhaar und band den Rest im Nacken zusammen, wie ich es bei den erwachsenen Männern in der Burg gesehen hatte. Anschließend mußte ich meine besten Kleider anlegen, und er schnalzte mit der Zunge, als er sah, wie eng und kurz sie geworden waren. Er zuckte mit den Schultern und meinte, das ließe sich leider vorerst nicht ändern.
    Dann ging es in den Stall, wo er mir die Stute zeigte, die von nun an mir gehören sollte – ein Grauschimmel, kaum sichtbar beäpfelt. Mähne und Schweif, Nase und Strümpfe waren schwarz, wie mit Ruß bestäubt. Daher auch ihr Name: Rußflocke. Sie war ein ruhiges Tier, gut gebaut und gut gepflegt. Ein weniger herausforderndes Pferd wäre kaum vorstellbar gewesen. Nach Jungenart hatte ich wenigstens auf einen temperamentvollen Wallach gehofft, und nun bekam ich diesen Ausbund an Sanftmut. Ich gab mir Mühe, meine Enttäuschung zu verbergen, aber Burrich durchschaute mich. »Du hältst nicht viel von dem alten Mädchen, stimmt's? Nun, was für ein edles Roß hattest du denn gestern, Fitz, daß du dir erlauben kannst, über ein williges, gesundes Tier wie Rußflocke die Nase zu rümpfen? Sie ist trächtig von diesem tückischen Fuchs von Lord Temperenz. Also behandle sie rücksichtsvoll. Cob hatte sie in der Schule. Er hoffte, ein Jagdpferd aus ihr zu machen, aber ich beschloß, daß sie für dich genau richtig wäre. Es ging ihm gegen den Strich, aber ich habe ihm versprochen, daß er sein Glück mit dem Fohlen versuchen darf.«
    Burrich hatte einen alten Sattel für mich hergerichtet, denn er schwor, ganz gleich was Seine Majestät, der König, sagen mochte, ich würde mich erst als Reitersmann erweisen müssen, bevor er mir einen neuen anfertigen ließe. Rußflocke trabte brav an und reagierte prompt auf den Zügel und meine Knie. Cob hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Ihr Temperament und ihr Bewußtsein erinnerten mich an einen stillen Teich. Falls sie überhaupt dachte, dann nicht an das, was wir taten, und Burrich beobachtete mich zu scharf, als daß ich den Versuch riskiert hätte, mit ihr Verbindung aufzunehmen. Also ritt ich sie blind und übermittelte ihr meine Wünsche ausschließlich durch Schenkeldruck, Zügelführung und Verlagerung des Gewichts. Lange vor dem Ende des Unterrichts waren meine Kräfte erschöpft, und Burrich wußte es, aber deshalb befreite er mich doch nicht von der Pflicht, mein Reittier zu striegeln und zu füttern und anschließend Sattel und Zaumzeug zu reinigen. Rußflockes Mähne schimmerte wie Seide, und das alte Leder glänzte vor Fett, bevor ich gehen durfte, um meinen hungrigen Magen zu füllen.
    Doch als ich den Weg zum Hintereingang der Küche einschlug, fiel Burrichs Hand auf meine Schulter.
    »Nichts mehr davon«, sagte er bestimmt. »Das taugt für Soldaten und Gärtner und ihresgleichen, doch es gibt einen Saal, wo die Hochgeborenen und ihre engeren Gefolgsleute speisen. Auch du wirst von heute an deine

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