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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zurückkehrte? Wer würde mir folgen? Burrich ging mit Kettricken und dem König, auf seinen Einfluß konnte ich nicht zählen. Aber wir waren auch diese versoffenen Inlandsoldaten los und übrig blieb das Kriegsvolk aus Bocksburg, mit einem handfesten Interesse daran, diesen kalten Steinhaufen von einer Festung zu verteidigen. Manche hatten mich aufwachsen sehen, manche hatten zur selben Zeit wie ich gelernt, ein Schwert zu führen und mit dem Stock zu fechten. Kettrickens Garde bestand aus guten Bekannten, und die Veteranen, die immer noch die Farben von König Listenreichs Leibgarde trugen, kannten mich. Lange bevor König Listenreich überhaupt Notiz von mir nahm, hatte ich zu ihrer Gemeinschaft gehört. Würden sie sich daran erinnern?
    Trotz der Wärme des Feuers lief mir ein Schauer über den Rücken, und wäre ich ein Wolf gewesen, hätten sich mir die Nackenhaare gesträubt. Der Funke in mir brannte heißer. »Ich bin kein König. Ich bin kein Prinz. Ich bin nur ein Bastard, aber ich liebe meine Heimat. Ich will keine offenen Feindseligkeiten, keinen Machtkampf zwischen mir und Edel. Wir haben keine Zeit zu vergeuden, und es darf nicht sein, daß die Sechs Provinzen sich gegeneinander wenden. Lassen wir Edel in sein Mauseloch fliehen. Wenn er und die Hunde, die ihn umschwänzeln, fort sind, gehöre ich Euch. Und alle Leute in der Burg und dem Umland, die ich überreden kann, mir zu folgen.«
    Es gab kein Zurück mehr. Verrat, Verräter, wisperte eine leise Stimme in einem Innern, doch in meinem Herzen wußte ich, ich hatte recht getan. Chade mochte es anders sehen, doch ich war überzeugt, die einzige Möglichkeit, mich eindeutig zu König Listenreich und Veritas’ und Kettrickens Kind zu bekennen, war, mich mit jenen zu verbünden, die Edel nicht folgen würden. Doch ich mußte sichergehen, daß es keinen Zweifel daran gab, wem meine Loyalität gehörte. Ich sah Brawndy zwingend in die müden Augen. »Herzog Brawndy von Bearns, ich will Euch deutlich sagen, welches meine Ziele sind und daß ich keinen Schritt davon abweichen werde. Ich will die Sechs Provinzen vereint sehen, ihre Küsten frei von Piraten, und ich will eines Tages die Krone auf das Haupt von Kettrickens und Veritas’ Kind setzen. Ich muß Euch sagen hören, daß Ihr dasselbe wollt.«
    »Das schwöre ich Euch, FitzChivalric, Sohn von Prinz Chivalric.« Zu meinem Entsetzen nahm der alte Kämpe meine Hände in die seinen und legte sie an seine Stirn, in der traditionellen Geste dessen, der Gefolgschaft gelobt. Kaum, daß ich mich daran hindern konnte, sie zurückzureißen. Für Veritas, ermahnte ich mich. Ich habe es angefangen, nun muß ich es zu Ende bringen.
    »Ich werde mit den anderen sprechen«, sagte Brawndy. »Ich werde ihnen sagen, daß das Eure Bedingungen sind. Ihr sollt wissen, daß es auch uns nicht nach Blutvergießen gelüstet. Es ist, wie Ihr sagt, lassen wir den Welpen mit eingeklemmtem Schwanz Reißaus nehmen. Hier bleiben die Wölfe, die zu kämpfen verstehen.«
    Bei der Wahl seiner Worte lief ein Schauer über meinen Rücken. »Wir werden an dieser Zeremonie teilnehmen. Wir werden sogar vor ihm stehen und wieder einmal einem König aus dem Geschlecht der Weitseher Treue schwören. Aber er ist nicht dieser König. Und wird es niemals sein. Wie ich gehört habe, will er am Tag nach dem Fest abreisen, und wir haben beschlossen, ihn gehen zu lassen, obwohl nach dem Gebot der Tradition ein neuer König-zur-Rechten verpflichtet ist, seine Herzöge zu empfangen und ihren Rat anzuhören. Es mag sein, daß wir noch ein, zwei Tage bleiben, nachdem Edel fort ist. Bocksburg wenigstens soll Euch gehören, bevor wir die Rückreise antreten, dafür werden wir sorgen. Und wir müssen einiges besprechen. Den Einsatz unserer Flotte. In den Bootsschuppen liegen noch weitere Schiffe, halb vollendet, nicht wahr?«
    Auf mein knappes Nicken hin, grinste Brawndy mit wölfischer Zufriedenheit. »Jetzt haben wir freie Hand, sie fertigzustellen. Edel hat Bocksburg ausgeplündert, das ist allgemein bekannt. Wir werden dafür sorgen müssen, daß man Eure Vorratslager wieder füllt. Die Bauern und Schafhirten Eurer Provinz werden begreifen, daß sie hergeben müssen, was sie zurückgehalten und versteckt haben, wenn sie wollen, daß ihre Soldaten für sie kämpfen. Es wird für uns alle ein harter Winter, aber magere Wölfe kämpfen am besten, sagt man.«
    Und wir sind mager, mein Bruder, oh, wir sind mager.
    Eine beklemmende Vorahnung stieg in mir

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