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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schwer zu machen. Nein. Nicht morgen nacht. Ich werde dafür sorgen, daß sie alles erfährt, sobald sie in Sicherheit ist. Und du mußt weiter versuchen, Veritas zu erreichen, aber paß auf, daß man euch nicht belauscht. Bist du sicher, daß sie nichts von unseren Plänen wissen?«
    »Ziemlich sicher. Ich habe Veritas gleich zu Anfang davon erzählt, und erst später sagte er, daß jemand versuchte, uns zu belauschen.«
    »Wahrscheinlich hättest du Justin töten sollen«, brummte Chade vor sich hin, dann lachte er über meinen entrüsteten Gesichtsausdruck. »Nein, nein, schon gut. Ich will dich nicht dafür tadeln, daß du ihn geschont hast. Wärst du nur ebenso umsichtig gewesen, als Brawndy dir sein Angebot unterbreitete. Schon ein Hauch davon würde Edel genügen, um dich mit des Seilers Tochter zu vermählen, und wäre er ruchlos und unvernünftig, könnte er versuchen, auch seine Herzöge an den Galgen zu bringen. Nein, denken wir nicht einmal daran! In den Sälen von Bocksburg würde das Blut in Strömen fließen, bevor es dazu käme. Besser wäre es gewesen, du hättest die Möglichkeit gefunden, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, bevor er davon anfangen konnte. Nur, daß sie dann vielleicht einen anderen mit weniger Skrupeln gefunden hätten. Nun ja. Wir können nicht alte Köpfe auf junge Schultern setzen. Unglücklicherweise verfügt Edel über die nötigen Mittel, dir ohne Mühe deinen jungen Kopf von den jungen Schultern zu entfernen.« Er kniete sich hin, um ein neues Stück Holz aufs Feuer zu legen, holte tief Atem und stieß ihn seufzend aus. »Hast du alles andere vorbereitet?« fragte er plötzlich.
    Ich war heilfroh, das Thema wechseln zu können. »So gut ich konnte. Burrich wird auf euch warten, in dem Erlenhain, wo der Fuchsrüde seinen Bau hatte.«
    Chade verdrehte die Augen. »Und wie finde ich hin? Soll ich einen Fuchsrüden fragen, wenn ich einen treffe?«
    Ich mußte unwillkürlich lächeln. »Fast geraten. Wo befindet sich dein Ausgang aus dem Palas?«
    Er preßte die Lippen zusammen. Trotz der ernsten Lage war es dem alten Geheimniskrämer zuwider, seine Hintertür preiszugeben. Endlich sagte er: »Wir kommen aus dem Kornspeicher heraus, dem dritten hinter dem Stall.«
    Ich nickte langsam. »Haltet nach einem grauen Wolf Ausschau. Folgt ihm, und er zeigt euch, wie ihr die Mauern der Burg verlassen könnt, ohne das Tor zu passieren.«
    Eine geraume Weile sah Chade mich nur an. Ich wartete. Auf die Verurteilung, auf einen Ausdruck des Abscheus, vielleicht Neugier. Aber der alte Assassine war zu versiert darin, seine Gefühle zu verbergen.
    Endlich meinte er: »Wir sind Narren, wenn wir nicht jede Waffe benutzen, die uns in die Hände fällt. Kann er uns gefährlich werden?«
    »Nicht gefährlicher als ich. Du brauchst nicht Eisenhut bei dir zu tragen oder ihm Hammelfleisch vorzuwerfen, damit er euch unbehelligt läßt.« Ich kannte mich im Volksglauben ebenso gut aus wie Chade. »Zeigt euch nur, und er wird kommen, um euch zu führen. Er weiß den Weg durch die Mauer und zu der Baumgruppe, wo Burrich mit den Pferden wartet.«
    »Ist es ein weiter Weg?«
    Ich wußte, er dachte an den König. »Nicht besonders lang, aber auch nicht kurz, und der Schnee ist tief und weich. Es wird nicht einfach sein, durch die Bresche in der Mauer zu klettern, aber es läßt sich bewerkstelligen. Ich könnte Burrich bitten, innerhalb der Mauern auf euch zu warten, aber ich will nicht riskieren, daß jemand aufmerksam wird. Vielleicht kann der Narr euch helfen?«
    »Wie es aussieht, wird er es müssen. Noch mehr Mitwisser können wir nicht gebrauchen. Die Situation scheint immer unhaltbarer zu werden.«
    Er hatte recht. »Und du?« gestattete ich mir zu fragen.
    »Ich bin mit allem fertig, sogar vor der Zeit. Der Narr war mir eine willkommene Hilfe. Er hat Kleidung und Geld für die Reise seines Königs herbeigeschafft. Listenreich hat sich zögernd mit unserem Plan einverstanden erklärt. Er weiß, es muß sein, aber es kostet ihn Überwindung. Trotz allem, Fitz, Edel ist sein Sohn, der Jüngste, sein Liebling. Selbst nachdem er am eigenen Leib erfahren mußte, wozu Edel fähig ist, fällt es ihm schwer einzugestehen, daß der Prinz nicht davor zurückschrecken würde, ihn zu ermorden. Wie er es auch dreht und wendet, es wird nicht besser: zuzugeben, daß Edel ihm nach dem Leben trachtet, heißt zugeben, daß er sich in seinem Sohn getäuscht hat. Aus Bocksburg zu fliehen ist noch schlimmer, denn

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