Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
Galen hatte eine entsprechende Methode entdeckt und seine Schüler darin unterrichtet. Du erinnerst dich an Will, den Sohn des Schankwirts? Mitglied der Kordiale? Er war Meister darin. Er brachte es fertig, sich in seinem Opfer einzunisten, ohne daß es etwas davon bemerkte.«
Will. Ich schüttelte heftig den Kopf, als könnte ich mich dadurch von den Schreckensbildern befreien, die mit seinem Namen verbunden waren. Er brachte das Grauen des Kerkers zurück, die Erinnerungen, die ich in die tiefsten Tiefen meines Bewußtseins verbannt hatte. Ob es mir gelungen war, ihn zu töten? Nein. Ich glaubte nicht, daß die Giftmenge ausreichend gewesen war. Als ich aufschaute, merkte ich, daß Burrich mich forschend betrachtete.
»In jener Nacht, im allerletzten Moment, weigerte sich der König zu gehen«, erzählte ich weiter. »Ich hatte Edel schon so lange als Verräter gesehen, daß ich nicht daran dachte, daß er für König Listenreich immer noch ein Sohn war. Was Edel tat, sich Veritas’ Krone anmaßen, obwohl er wußte, daß sein Bruder lebte... Nach diesem Schlag war König Listenreich ein gebrochener Mann. Er bat mich, ihm als des Königs Born zu dienen, ihm Kraft zu geben, um Veritas mittels der Gabe einen letzten Gruß zu senden. Doch Serene und Justin warteten.« Ich schwieg, das Bild begann sich zu runden. »Ich hätte Verdacht schöpfen müssen. Es war zu einfach. Keine Wachen in des Königs Gemächern. Warum nicht? Sie waren überflüssig. Serene und Justin paßten auf. Edel war fertig mit seinem Vater. Er hatte sich selbst zum König-zur-Rechten gekrönt. Was konnte ihm der alte Mann noch nützen? Also saugten sie König Listenreich die Gabenkraft aus. Sie töteten ihn, bevor er auch nur Gelegenheit gehabt hatte, Veritas Lebwohl zu sagen. Wahrscheinlich hatte Edel ihnen aufgetragen, dafür zu sorgen, daß er ihm nicht wieder in die Quere kommen würde. Daraufhin tötete ich Serene und Justin. So, wie sie meinen König getötet hatten – ohne ihm eine Chance zu geben, ohne Erbarmen.«
»Ruhig. Ganz ruhig.« Burrich war mit zwei Schritten bei mir, legte mir die Hände auf die Schultern und drückte mich auf einen Stuhl. »Du zitterst, als bekämst du gleich einen Anfall. Beruhige dich.«
Ich brachte kein Wort heraus.
»Das war die Frage, auf die Chade und ich keine Antwort finden konnten«, sagte Burrich. »Wer hatte unseren Plan verraten? Wir hatten jeden in Verdacht, sogar den Narren. Eine Zeitlang fürchteten wir, Kettricken in die Obhut eines Verräters gegeben zu haben.«
»Wie konntet ihr das glauben? Der Narr liebte den König mehr als sich selbst.«
»Uns fiel sonst niemand ein, der von unseren Plänen gewußt haben konnte.«
»Nicht der Narr war unser Verderben. Ich war es.«
Das, glaube ich, war der Augenblick, in dem ich ganz und gar wieder FitzChivalric wurde. Ich hatte sie ausgesprochen, die unaussprechliche Wahrheit. Ich hatte meine Freunde verraten. »Der Narr warnte mich. Er sagte, ich würde der Tod von Königen sein, wenn ich nicht lernte, Dinge auf sich beruhen zu lassen. Chade warnte mich. Er versuchte, mir das Versprechen abzunehmen, keine weiteren Räder mehr in Bewegung zu setzen. Aber ich weigerte mich. So habe ich durch mein Handeln den Tod meines Königs herbeigeführt. Hätte ich ihm nicht geholfen, von der Gabe Gebrauch zu machen, wäre er für seine Mörder kein so leichtes Opfer gewesen. Ich öffnete sein Bewußtsein für Veritas, doch herein kamen diese beiden Blutsauger. Des Königs Assassine. Ach, in wieviel mehr als einer Hinsicht! Es tut mir leid, mein König. So leid. Wäre ich nicht gewesen, hätte Edel keinen Grund gehabt, Euch zu ermorden.«
»Fitz.« Burrich schüttelte mich sanft. »Edel brauchte nie einen besonderen Grund, um seinen Vater zu ermorden. Es genügte, daß er keinen Grund mehr sah, ihn am Leben zu lassen. Und darauf hattest du keinen Einfluß.« Er runzelte die Stirn. »Warum haben sie ihn gleich getötet? Warum haben sie nicht gewartet, bis sie auch die Königin in ihrer Gewalt hatten?«
Ich lächelte zu ihm auf. »Du hast sie gerettet. Edel dachte, er hätte die Königin sicher. Er und seine Handlanger glaubten, sie hätten ihr die Flucht unmöglich gemacht, indem sie dich daran hinderten, Pferde aus dem Stall zu schmuggeln. Edel hat sich sogar vor mir damit gebrüstet. Daß sie ohne Pferde fliehen mußte. Und ohne warme Kleidung.«
Burrich grinste breit. »Sie und der Narr nahmen mit, was für König Listenreich bestimmt gewesen war. Und als
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