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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, über die Wiesen bis zum Bach und dann am Ufer entlang zu der sumpfigen Stelle, wo die Binsen wuchsen. Ich pflückte die grünen Spitzen, um sie Burrich für den Haferbrei zu geben. Die Namen sämtlicher Pflanzen waren mir wieder geläufig; ungewollt wußte ich, welche von ihnen einen Menschen töten konnten und wie sie anzuwenden waren. Das alte Wissen war da und wartete darauf, wieder von mir Besitz zu ergreifen, gebeten oder nicht.
    Als ich mit den Binsenspitzen hereinkam, rührte Burrich im Kochtopf. Ich legte sie auf den Tisch und füllte am Faß eine Schüssel mit Wasser. Während ich die Binsen säuberte und abzupfte, stellte ich endlich die Frage, die mir am meisten auf der Seele brannte. »Was ist geschehen? In der Nacht damals?«
    Burrich drehte sich sehr langsam zu mir herum, als wäre ich ein Stück Wild, das man durch eine hastige Bewegung verscheuchen konnte. »In der Nacht damals?«
    »Die Nacht, in der König Listenreich und Kettricken aus Bocksburg fliehen sollten. Weshalb standen die Pferde und die Sänfte nicht bereit?«
    »Oh, die Nacht.« Er seufzte, als erinnerte er sich an einen alten Schmerz, dann begann er sehr langsam und sehr ruhig zu sprechen, als hätte er Angst, mich zu erschrecken. »Sie haben uns beobachtet, Fitz. Die ganze Zeit. Edel wußte alles. Ich hätte nicht einmal einen Strohhalm aus dem Stall schmuggeln können, geschweige denn drei Pferde, eine Sänfte und ein Maultier. Überall lungerten Soldaten aus Farrow herum, die den Anschein zu erwecken suchten, sie wären gekommen, um die leeren Boxen zu inspizieren. Ich wagte nicht, zu dir zu gehen und dir Bescheid zu sagen. Also wartete ich, bis das Fest in vollem Gange war, Edel sich die Krone aufgesetzt hatte und sich als Sieger fühlte. Dann schlich ich mich davon und holte die einzigen beiden Pferde, deren ich habhaft werden konnte, Rußflocke und Rötel. Ich hatte sie in der Schmiede untergestellt, damit Edel sie nicht ebenfalls verhökerte. Der einzige Proviant, den ich auftreiben konnte, stammte aus der Wachstube. Etwas Besseres wollte mir nicht einfallen.«
    »Und Königin Kettricken und der Narr sind entkommen.« Die Namen gingen mir seltsam hölzern über die Lippen. Ich wollte nicht an sie denken, mich überhaupt nicht an sie erinnern. Als ich den Narren das letzte Mal gesehen hatte, hatte er geweint und mir vorgeworfen, ich sei der Mörder seines Königs. Auf mein Betreiben war er anstelle des Königs geflohen, um sein Leben zu retten. Es war nicht die beste Erinnerung an den Abschied von jemandem, den ich meinen Freund genannt hatte.
    »Ja.« Burrich stellte den Topf auf den Tisch, um den Haferbrei quellen zu lassen. »Chade und der Wolf führten sie zu mir. Ich hätte sie gern begleitet, aber es wäre unklug gewesen. Ich hätte sie nur aufgehalten. Mein Bein... Ich hätte nicht lange Schritt halten können, und zwei Reiter zu tragen, bei dem Wetter, hätte die Pferde ermüdet. Ich mußte sie allein auf den Weg schicken.« Schweigen. Dann knurrte er grimmig: »Wenn ich je herausfinde, wer uns an Edel verraten hat...«
    »Ich war’s.«
    Er starrte mich an, auf seinem Gesicht malten sich Entsetzen und Unglauben. Ich senkte den Blick auf meine Hände. Sie zitterten.
    »Ich war unvorsichtig. Es war mein Fehler. Die kleine Zofe der Königin, Rosemarie. Immer zugegen, überall dabei. Sie muß Edels Spitzel gewesen sein. Sie hörte, wie ich der Königin sagte, sie solle sich bereithalten, König Listenreich werde sie begleiten. Sie hörte, wie ich Kettricken riet, für warme Kleidung zu sorgen. Daraus konnte Edel schließen, daß sie vorhatte, aus Bocksburg zu fliehen. Er wußte, daß sie Pferde brauchen würde. Und vielleicht war Klein-Rosemarie noch zu anderem als zu Spitzeldiensten zu gebrauchen. Vielleicht brachte sie einer alten Frau einen Korb mit vergifteten Leckereien. Vielleicht strich sie Fett auf die Stufen einer Treppe, von der sie wußte, daß ihre Königin sie bald hinuntergehen würde.«
    Ich zwang mich, von den Binsen aufzuschauen und Burrichs verstörtem Blick zu begegnen. »Und was Rosemarie nicht hörte, erfuhren Justin und Serene. Sie hafteten wie Blutegel am Bewußtsein des Königs, saugten ihm die Gabenkraft aus und waren Mitwisser jeder Botschaft, die er zu Veritas dachte oder von ihm erhielt. Sobald sie wußten, was ich tat, dem König als Born dienen, fingen sie an, auch meine Gedanken zu belauschen. Ich hatte keine Ahnung, daß so etwas möglich war. Doch

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