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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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danach?«
    Diesmal ließ er sich Zeit mit einer Antwort. »Ich muß zugeben, darüber habe ich nicht viel nachgedacht. Zuerst ging es nur um einen sicheren Platz, an dem du dich erholen konntest. Dann sah es eine Weile so aus, als würdest du nie wieder du selbst sein...«
    »Aber ich bin jetzt wieder ich selbst.« Ich zögerte. »Philia...«
    »Glaubt, du bist tot«, fiel Burrich mir ins Wort, vielleicht schroffer als er beabsichtigt hatte. »Chade und ich sind die einzigen, die wissen, daß du lebst. Bis wir dich aus diesem Sarg befreiten, waren wir auch nicht sicher. War die Dosis zu stark gewesen, hatte sie dich umgebracht, warst du in deinem Grab erfroren? So, wie sie dich zugerichtet hatten...« Er verstummte und sah mich an, mit einem starren, abwesenden Blick, dann schüttelte er leicht den Kopf. »Schwer zu glauben, daß du eine solche Behandlung überleben könntest, ganz zu schweigen von dem Gift. Deshalb hielten wir es für besser, keine falschen Hoffnungen zu wecken. Und dann, als wir dich ausgegraben hatten...« Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal heftiger. »Du warst dermaßen zerschunden. Ich weiß nicht, was Philia veranlaßt hat, eines Toten Wunden zu säubern und zu verbinden, aber hätte sie es nicht getan... Und später, das warst nicht du. Nach den ersten Wochen verfluchte ich mich für das, was wir getan hatten. Die Seele eines Wolfs in den Körper eines Menschen versetzt, so kam es mir vor.«
    Sein Blick forschte in meinem Gesicht, als wollte er sich vergewissern, daß wirklich ich es war, der aus meinen Augen schaute. »Du bist auf mich losgegangen. Kaum daß du auf den Beinen stehen konntest, wolltest du weglaufen. Ich ließ es nicht zu, und du bist mir an die Kehle gesprungen. Wie konnte ich Philia dieses knurrende, zähnefletschende Geschöpf zeigen, das du geworden warst? Wie sollte ich ihr erklären...?«
    »Glaubst du, Molly...?« Meine Stimme versagte.
    Burrich wandte den Kopf zur Seite. »Sie hat wahrscheinlich gehört, du wärst gestorben.« Nach einer Pause fügte er widerwillig hinzu: »Jemand hatte eine Kerze auf deinem Grab angezündet. Der Schnee war beiseite gefegt und der Stummel war noch da, als ich kam, um dich auszugraben.«
    »Wie ein Hund einen Knochen.«
    »Ich fürchtete, du würdest es nicht verstehen.«
    »Tue ich auch nicht. Ich verlasse mich auf Nachtauges Wort.«
    Mehr konnte ich nicht ertragen, wollte ich nicht hören. Ich versuchte, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, aber Burrich war erbarmungslos. »Wenn du dich in Bocksburg oder Burgstadt blicken läßt, wird man dich töten. Sie hängen dich über Wasser auf und verbrennen deine Leiche. Oder reißen sie in Stücke. Aber die Leute werden dafür sorgen, daß du diesmal nicht wieder aus dem Grab zurückkehrst.«
    »Haben sie mich so gehaßt?«
    »Gehaßt? Nein. Du warst recht beliebt bei denen, die dich kannten. Doch stell dir vor: Ein Mann, tot, begraben, erscheint in ihrer Mitte, geht zwischen ihnen umher... Sie würden dich fürchten. Und diesmal kannst du dich nicht auf einen Taschenspielertrick herausreden. Die Alte Macht ist eine Magie, die mit Argwohn betrachtet wird. Wird ein Mann ihrer beschuldigt und hingerichtet und begraben, nun... wenn man deiner mit Wohlwollen gedenken soll, mußt du tot sein und bleiben. Sähe man dich umhergehen, nähme man es als Beweis, daß Edel recht hatte, daß du von der Alten Macht Gebrauch gemacht hast, um den König zu ermorden. Man würde dich ein zweites Mal töten – mit aller Gründlichkeit.« Burrich sprang auf und wanderte durchs Zimmer. »Verflucht, aber ich könnte einen Schluck gebrauchen«, brummte er.
    »Ich auch«, sagte ich leise.
     
    Zehn Tage später kam Chade den Pfad hinaufgestiegen. Der alte Assassine ging langsam, auf einen Stab gestützt, und er trug den Habersack hoch auf den Schultern. Es war ein warmer Tag. Chade hatte die Kapuze seines Umhangs zurückgeworfen. Sein langes graues Haar flatterte im Wind. Er hatte sich den Bart wachsen lassen, so daß er mehr von seinem Gesicht verdeckte. Wind und Sonne hatten seine Haut gegerbt. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein fahrender Händler. Ein von den Jahren und einem Leben unter freiem Himmel gezeichneter alter Mann vielleicht, aber nicht mehr der gefürchtete Narbenmann.
    Burrich war zum Angeln gegangen; er zog es vor, dabei allein zu sein. Nachtauge hatte seine Abwesenheit ausgenutzt, um sich auf unserer Schwelle in der Sonne zu aalen, war aber bei dem ersten Hauch von Chades

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