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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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seufzte wieder. »Ich will nicht sagen, daß ich unbedingt mit dir übereinstimme, doch ich werde dein Geheimnis wahren.« Er stieß ein kurzes Lachen aus, dann wurde es still zwischen uns. Die Flasche war leer. Das Fieber und der Alkohol glühten in meinen Adern und spukten in meinem Kopf; es gab zu viele Dinge, über die ich nachdenken mußte und zu wenige, die ich zu ändern vermochte. Wenn ich vollkommen still lag und mich nicht bewegte, verebbte der Schmerz in meinem Rücken zu einem roten Pulsieren im Takt meines Herzschlags.
    »Zu schade, daß es dir nicht gelungen ist, Edel zu töten«, bemerkte der Narr plötzlich.
    »Ich weiß. Ich hatte die besten Absichten, aber als Verschwörer wie auch als Meuchelmörder bin ich ein Versager.«
    Er zuckte die Achseln. »Du eignest dich nicht dafür. Du besaßest eine Unschuld, die nichts von all dem Häßlichen zu besudeln vermochte, als glaubtest du nicht an die Existenz des Bösen. Das habe ich am meisten an dir gemocht.« Sein Oberkörper pendelte sacht hin und her. Er hatte Mühe, sich zu fangen und aufrecht sitzenzubleiben. »Und das habe ich am meisten vermißt, als du tot warst.«
    Ich lächelte töricht. »Und ich dachte, es wäre meine große Schönheit gewesen.«
    Eine Weile sah der Narr mich wortlos an, dann wandte er den Kopf zur Seite. »Hinterhältig«, sagte er leise. »Wäre ich bei mir, hätte ich diese Worte niemals ausgesprochen. Trotzdem, ach, Fitz!« Er schüttelte voller Zuneigung den Kopf, und als er weitersprach, fehlte der vertraute spöttische Unterton in seiner Stimme. »Vielleicht lag es daran, daß du dir selbst dessen nicht bewußt warst. Im Gegensatz zu Edel. Er ist ein schöner Mann, aber er weiß es zu genau. Man würde ihn nie mit wirrem Haar sehen oder mit vom Wind geröteten Wangen.«
    Im ersten Augenblick fühlte ich mich seltsam unbehaglich, dann fügte ich hinzu: »Und auch nicht mit einem Pfeil im Rücken, leider«, woraufhin wir in das alberne Gelächter ausbrachen, das nur Betrunkene verstehen. Der Schmerz in meinem Rücken loderte auf wie eine Stichflamme und schnürte mir den Atem ab. Der Narr erhob sich und schwankte kaum, als er einen tropfenden Beutel mit etwas von meinem Rücken nahm und durch einen fast unangenehm warmen aus einem Topf auf dem Herd ersetzte. Anschließend hockte er sich neben mir nieder und sah mich an. In seinen gelben Augen war so schwer zu lesen wie früher in seinen wasserhellen. Er legte eine kühle Hand an meine Wange und strich mir dann sanft das Haar aus den Augen.
    »Morgen«, sagte er leise, »sind wir wieder der Narr und der Bastard. Oder der Weiße Prophet und der Katalysator, wenn du willst. Wir müssen unser Leben annehmen, ob es uns gefällt oder nicht, und erfüllen, was das Schicksal uns zugedacht hat. Doch hier und in diesem Augenblick und nur unter uns beiden und aus keinem anderen Grund, als daß ich ich bin und du du bist, sage ich dir dies: Ich bin froh, daß du lebst. Dich atmen zu sehen weitet auch meine Brust. Wenn es schon einen anderen geben muß, mit dem mein Schicksal verknüpft ist, dann bin ich froh, daß du es bist.«
    Er beugte sich vor und legte für einen kurzen Augenblick seine Stirn gegen die meine; dann richtete er sich tief seufzend auf. »Schlaf jetzt, Junge«, sagte er in einer guten Nachahmung von Chades Stimme. »Bald ist wieder Morgen. Und wir haben viel zu tun.« Er lachte unsicher. »Wir müssen die Welt retten, du und ich.«

Kapitel 21
Konfrontationen
     
    Diplomatie ist im Grunde genommen die Kunst, Geheimnisse zu manipulieren. Wie sollte man Verhandlungen führen, gäbe es nicht Geheimnisse entweder zu teilen oder zu bewahren? Dies gilt sowohl für einen Heiratsvertrag wie auch für Handelsabkommen zwischen Königreichen. Jede Seite weiß genau, wieviel sie preiszugeben bereit ist, um zu bekommen, was sie will, und wird versuchen, durch den klugen Einsatz dieser Trümpfe dem Partner Zugeständnisse abzuringen. In allen Interessenbereichen spielen Geheimnisse eine Rolle, sei es ein Kartenspiel oder der Verkauf einer Kuh, und stets liegt der Vorteil bei dem, der genauer abzuwägen versteht, was und wieviel man offenbaren sollte und wann. König Listenreich pflegte zu sagen, es gäbe keinen größeren Vorteil, als das Geheimnis seines Feindes zu kennen, ohne daß er es ahnt. Ein solches ist vielleicht das wichtigste Geheimnis überhaupt.
     
    Die Tage, die folgten, waren für mich nicht Tage, sondern zusammenhanglose Phasen des Wachseins, unterbrochen von

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