Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
sieht. Sonst wird sie später diejenigen fürchten, die ihre Dienerinnen sein sollen.«
    Burrich gehorchte. Von allen Ereignissen, deren Zeuge ich in dieser Nacht gewesen war, erschien mir das am bemerkenswertesten. Sobald er draußen war, ging Molly Schritt für Schritt rückwärts zur Tür. »Wagt nicht, uns zu folgen«, warnte sie. »Meine kleinen Schwestern werden für mich Wache halten!« Ein letztes Mal schüttelte sie den Kasten. Das Brausen im Innern schwoll an, und weitere Bienen entkamen zornig summend aus einem Spalt im Holz. Der vierschrötige Mann erstarrte. Rotbart hob das Schwert, wie um sich zu verteidigen.
    Der Verwundete stieß einen Schrei aus und kroch zur Seite, als Molly an ihm vorbei nach draußen trat. Sie zog die Tür hinter sich zu, lehnte den Bienenkasten dagegen, klappte den Deckel auf und versetzte dem Kasten einen Tritt, bevor sie sich umdrehte und davonlief.
    »Burrich!« rief sie leise. »Ich komme.« Sie wandte sich nicht zur Straße, sondern schlug die Richtung zum Waldrand ein. Sie schaute sich nicht um.
    »Es ist genug, Fitz.« Dies war nicht die Gabe, sondern Veritas’ gedämpfte Stimme dicht neben mir. »Du hast gesehen, daß sie unversehrt davongekommen sind. Laß sie nun, damit nicht andere durch deine Augen sehen und wissen, wohin sie sich flüchten. Es ist besser, wenn auch du selbst es nicht weißt. Komm zurück.«
    Ich schlug die Augen auf und sah das dunkle Innere der Jurte. Nicht nur Veritas, auch Krähe saß neben mir. Krähes Lippen waren zu einem mißbilligenden Strich zusammengepreßt. Veritas’ Miene war streng, doch auch verständnisvoll. Er sprach, ehe ich mich besonnen hatte.
    »Müßte ich glauben, du hättest das mit Absicht getan, wäre ich sehr zornig auf dich. Ich sage es dir nun mit aller Deutlichkeit: Es ist besser, wenn du nichts von ihnen weißt. Hättest du gleich beim ersten Mal auf mich gehört, wäre so etwas wie heute nacht gar nicht vorgefallen.«
    »Ihr habt es beide miterlebt?« fragte ich. Einen Augenblick lang war ich gerührt. So großen Anteil nahmen sie am Schicksal meiner Tochter.
    »Sie ist auch meine Erbin«, erinnerte Veritas mich schonungslos. »Glaubst du, ich hätte so einfach geduldet, daß sie ihr etwas antun?« Er schüttelte den Kopf über mich. »Halte dich fern von ihnen, Fitz. Um unser aller willen. Hast du verstanden?«
    Ich nickte. Seine Worte trafen mich nicht, denn ich hatte ohnehin beschlossen, daß ich nicht wissen wollte, wo Molly und Burrich Nessel hinbrachten. Allerdings nicht aus dem Grund, weil sie Veritas’ Erbin war. Krähe und Veritas standen auf und verließen die Jurte, und ich ließ mich wieder auf meine Decken sinken. Der Narr, der auf einen Ellbogen gestützt ein stummer Zuschauer gewesen war, schaute mich an.
    »Ich erzähle dir morgen alles«, sagte ich zu ihm.
    Er nickte stumm. Seine Augen waren riesengroß in dem blassen Gesicht. Dann legte er sich ebenfalls hin, und binnen kurzem war er eingeschlafen, während ich in die Dunkelheit starrte. Nachtauge legte sich neben mich. Er beschützt dein Junges wie sein eigenes, bemerkte er. Das ist Clan.
    Er meinte es tröstlich, aber ich brauchte keinen Trost. Hast du gesehen, wie sie ihnen die Stirn geboten hat? fragte ich voller Stolz.
    Ein sehr tüchtiges Weibchen, stimmte Nachtauge zu.
    Mir war, als hätte ich noch kein Auge zugetan, als Merle den Narren und mich zur Wachablösung weckte. Ich trat aus der Jurte, reckte und streckte mich und überlegte, daß unser nächtliches Wachehalten eigentlich Unfug war. Aber diese letzte Spanne der Nacht war angenehm mild, und Merle hatte einen Topf mit heißer Fleischbrühe am Rand des Feuers zurückgelassen. Ich hatte bereits einen halben Becher getrunken, als der Narr sich endlich ins Freie bequemte.
    »Merle hat mir gestern abend ihre Harfe gezeigt«, sagte ich statt eines Morgengrußes.
    Er griente verschmitzt. »Eine Fingerübung, im wahrsten Sinne des Wortes. ›Ach, dies ist aber nur einer seiner frühen Versuche‹ wird man später darüber sagen.«
    »Krähe sagt, du seist zu leichten Sinnes.«
    »Natürlich bin ich das – ich bin der Narr. Fitz, was tun wir eigentlich hier?«
    »Ich zum Beispiel tue, was man mir aufträgt. Sobald meine Wache zu Ende ist, werde ich einen Ausflug in die Hügel unternehmen und Geißklee für einen Besen schneiden, damit ich Veritas die Steinsplitter wegfegen kann.«
    »Aha. Nun, wenn das keine angemessene Betätigung für einen Katalysator ist. Und ein Prophet, was sollte der

Weitere Kostenlose Bücher