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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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reckte sich. Mit der Gabe verbunden, dachte ich, Worte waren überflüssig. Nicht so zwischen Veritas und seiner Königin. Er ging um den Drachen herum, dorthin, wo Kettricken an einem der Feuer saß. Sie war gerade damit beschäftigt, einen Meißel zu schärfen, und das Schaben des Wetzsteins übertönte unsere Schritte. Veritas schaute eine Weile auf sie hinunter, während sie weiterarbeitete, ohne ihn zu bemerken.
    »Meine Gemahlin, wollen wir uns zur Ruhe begeben?« fragte er schließlich.
    Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Mit einer staubgrauen Hand strich sie sich die Haare aus den Augen. »Wie Ihr wünscht«, antwortete sie. Ihrer Stimme war kaum etwas von dem Schmerz anzuhören, den sie empfand.
    »Ich bin noch nicht müde, Majestät. Wenn Ihr wollt, können wir weiterarbeiten.« Krähes fröhliche Stimme streute Salz in offene Wunden. Ich merkte, daß Kettricken keine Anstalten machte, sich nach ihr umzuschauen. Veritas sagte nur: »Manchmal ist es besser auszuruhen, bevor man erschöpft ist. Wenn wir schlafen, während es dunkel ist, können wir im Hellen mit frischen Kräften zu Werke gehen.«
    Kettricken zuckte zusammen wie unter einem Tadel. »Ich kann die Feuer schüren, wenn das Euer Wunsch ist«, sagte sie leise.
    »Nein. Ich wünsche an Eurer Seite zu ruhen, wenn es Euch recht ist.«
    Es war nur das blanke Gerippe seiner Liebe, das er ihr bot; aber sie klammerte sich daran. »Es ist mir recht, mein Gemahl.« Mich schmerzte zu sehen, mit wie wenig sie zufrieden war.
    Sie ist nicht zufrieden, Fitz, und ich bin nicht unempfänglich für ihren Schmerz. Ich gebe ihr, was ich geben kann – gefahrlos geben kann.
    Noch immer konnte er mühelos meine Gedanken lesen. Kleinlaut wünschte ich ihnen eine gute Nacht und machte mich auf den Weg zur Jurte. Als Krähe und ich näher kamen, erhob sich Nachtauge, streckte sich und gähnte.
    Warst du jagen?
    Wo wir noch so viel Fleisch haben? Weshalb sollte ich jagen? Ich bemerkte die ringsum verstreuten abgenagten Knochen. Nachtauge legte sich mitten unter ihnen wieder hin, so reich, wie ein Wolf nur sein konnte. Einen Augenblick lang beneidete ich ihn.
    Merle saß vor der Jurte am Feuer und hielt Wache. Sie hatte ihre Harfe auf dem Schoß. Ich wollte mit einem Nicken an ihr vorbeigehen, dann aber blieb ich stehen, um einen Blick auf die Harfe zu werfen. Mit einem stolzen Lächeln reichte sie mir das Instrument.
    Der Narr hatte sich selbst übertroffen. Statt Blattgold, Schnörkeln oder Intarsien aus Elfenbein oder Ebenholz nur der seidige Glanz geschweiften Holzes und zurückhaltende Schnitzereien, die dazu dienten, die Schönheit der Maserung hervorzuheben. Ich konnte die Harfe nicht ansehen, ohne daß ich den Wunsch verspürte, sie zu nehmen und zu berühren. Das Holz zog die Hände magisch an.
    Auch Krähe blieb stehen, um zu schauen, aber mit schmalen Augen und zusammengepreßten Lippen. »Zu leichten Sinnes. Eines Tages wird es sein Tod sein«, murmelte sie düster und trat vor mir in die Jurte.
    Trotz meines langen und tiefen Schlafs am Tag fielen mir die Augen zu, kaum daß ich mich hingelegt hatte. Ziemlich bald jedoch wachte ich, gestört von einem leisen Geräusch draußen, wieder auf. Ich spürte danach. Männer. Vier. Nein, fünf, die sich langsam auf dem Hügelpfad der Hütte näherten. Sie bewegten sich vorsichtig, wie Jäger. Irgendwo in einem dunklen Raum warf Burrich die Decken zurück. Er stand auf und ging barfuß durch den Raum zu Mollys Bett. Am Kopfende kniete er nieder und berührte leicht ihren Arm.
    »Burrich?« Mehr sagte sie nicht, als wäre ihr sofort klargeworden, daß Gefahr im Verzuge sein mußte.
    »Leise, ganz leise«, hauchte er. »Steh auf und zieh dich an. Wickle Nessel in eine Decke, aber möglichst ohne sie zu wecken. Draußen ist jemand, und ich glaube nicht, daß sie es gut mit uns meinen.«
    Ich war stolz auf Molly. Ohne Aufhebens tat sie, wie ihr geheißen. Sie zog das Kleid über ihr Nachthemd und schlüpfte in die Schuhe. Dann schlug sie Nessel in die Decke ein, bis unsere Tochter aussah wie ein formloses Bündel. Das Kind schlief friedlich weiter.
    Inzwischen hatte Burrich seine Stiefel angezogen und sich mit einem Kurzschwert bewaffnet. Er bedeutete Molly, an das mit einem Laden verschlossene Fenster zu treten. »Wenn ich es dir sage, kletterst du mit Nessel hinaus. Aber erst, wenn ich es sage. Ich glaube, sie sind zu fünft.«
    Im Feuerschein sah ich Molly nicken. Sie zückte ihr Gürtelmesser und stand zwischen der

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