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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Frieden.«
    Ihm entging nicht, dass die Indianer mit kurzen Speeren sowie Pfeil und Boden bewaffnet waren. Die Waffen waren mit kleinen Knochen und Federschmuck verziert.
    Einer der Krieger sagte etwas in seiner Sprache. Sein Tonfall klang barsch und unfreundlich. Schließlich schlug er sich mit der rechten Faust gegen die Brust und schwieg.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte Carter Prewitt. »Spricht einer von euch unsere Sprache?«
    Der Sprecher des Trupps hob den Arm und wies in Richtung der Herde. Dann spreizte er die Finger, hielt sie in die Höhe, schloss die Hand und spreizte erneut die Finger. Dazu gab er einige gutturale Laute von sich.
    »Wenn ich ihn richtig verstehe, dann will er zehn Rinder«, versuchte Carter Prewitt die Zeichensprache des Indianers zu deuten.
    »Ich verstehe das auch so«, pflichtete James Allison bei. »Wir sollten sie ihm geben.«
    Carter Prewitt hob die Hand und zeigte die fünf Finger.
    Der Indianer vollführte eine abrupte, ablehnende Geste mit seiner Linken. Dann bedeutete er noch einmal, dass er zehn Rinder forderte.
    »Okay«, sagte Carter Prewitt. »Er soll seinen Willen haben.« Er wendete das Pferd und ritt zu den Rindern hin, parierte seinen Vierbeiner bei Jud Dermitt und sagte: »Sie verlangen zehn Longhorns. Gib ihnen zwei Stiere und acht Kühe, Jud. Sie werden sich zufrieden zeigen und uns ziehen lassen.«
    Jud Dermitt winkte Dave Hanson, klärte ihn kurz auf, dann sonderten sie die zehn Rinder aus und trieben sie zu den Rothäuten hin. Die Indianer übernahmen die Longhorns und verschwanden bald darauf mit dem kleinen Rudel um eine Waldzunge, die weit in die Ebene hinein reichte.
    »Von welchem Stamm waren sie?«, fragte Dave Hanson.
    Carter Prewitt fühlte sich angesprochen. Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Im Endeffekt ist es auch uninteressant. Wir haben Wegezoll gezahlt, und nun wollen wir die Herde wieder in Marsch setzen.«
     
    *
     
    Anderthalb Stunden später lagerten sie. Die Wolken über dem westlichen Horizont schienen im Sonnenuntergang zu glühen. Ein Reiter kam zum Wagen, der am Ufer eines schmalen Flusses stand. Carter Prewitt und die anderen Treiber, die wachfrei hatten, versorgten am Fluss ihre abgetriebenen Pferde.
    »Gus Callagher ist verschwunden«, sagte der Bursche mit kratziger, heiserer Stimme. Es war einer der Dragrider und hatte Unmengen von Staub geschluckt.
    »Wann?«
    »Vor einer Stunde etwa. Er ritt nach Osten. Ich konnte meinen Platz am Ende der Herde nicht verlassen.«
    »Du hast richtig gehandelt, Owen«, knurrte Carter Prewitt und richtete seinen Blick auf James Allison. »Mir schwant Schlimmes, James.«
    »Was sollte er für einen Grund haben?«, fragte Allison. Plötzlich verfinsterte sich seine Miene. Das Gespräch, das er mit Callagher vor drei Tagen in der Nacht geführt hatte, kam ihm in den Sinn. Und sofort stellte sich bei ihm wieder Beklemmung ein. Er zog die Schultern an.
    »Das ist die Frage«, murmelte Carter Prewitt. »Es sind nicht seine Rinder. Und wenn wir ohne ein einziges Longhorn in Kansas City ankommen, darf es ihn auch nicht interessieren. Wahrscheinlich hatte er die Schnauze voll und hat den Krempel hingeschmissen.«
    James Allison hatte seine Zweifel, schwieg aber.
    Nach dem Essen ging er ein Stück abseits und bedeutete Carter Prewitt, ihm zu folgen. Als Prewitt bei ihm anlangte, stieß Allison hervor: »Ich bin mir sicher, dass Callagher eigene Interesse verfolgt. Er reitet weder für dich, noch für deine Mutter, noch für Corinna.«
    »Sondern?« Carter Prewitts Stirn lag in Falten.
    »Wir treiben für ihn die Herde nach Kansas City!«, presste James Allison hervor. »Er spannt uns mit einer Kaltschnäuzigkeit und Unverfrorenheit sondergleichen vor seinen schmutzigen Karren.«
    »Fantasierst du dir da nicht etwas zusammen?«, fragte Carter Prewitt.
    »Er machte mir gegenüber kein Hehl daraus, dass er große Pläne hat. In diesen Plänen spielt auch Corinna eine Rolle. Callagher will alles – die Herde und deine Schwester. Es wäre ihm sicher ganz gelegen gekommen, wenn du im Gefängnis in Junction verrottet wärst. Und nun ist er losgeritten, um sich sein vermeintliches Eigentum zurückzuholen. Er ist nicht bereit, auch nur ein einziges Rind freiwillig abzugeben.«
    Carter Prewitt hob die linke Hand und fuhr sich nachdenklich mit dem Daumennagel über die Unterlippe. Dann murmelte er: »Wir können nichts tun. Die Hölle verschlinge ihn, wenn es so ist, wie du sagst.«
    In der Nacht

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