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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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schwang auf dem Absatz herum und ging schnell davon. Die Dunkelheit verschluckte ihn. Allison starrte mit brennenden Augen auf die Stelle, an der Callagher aus seinem Blickfeld verschwunden war. Die letzten Worte des Banditen hallten in ihm nach. Sie lösten Unrast in James Allison aus. Was führte Gus Callagher im Schilde? Seine abgestumpfte Seele kannte keine Gefühle. Er war niederträchtig und skrupellos. Begriffe wie Ehre und Charakter waren ihm fremd.
    Allisons Backenknochen mahlten. Du musst mit Carter darüber sprechen, durchfuhr es ihn. Und du musst Callagher auf die Finger sehen. Was er eben sagte, war nicht nur so daher gesprochen. Er gibt sich nicht mit dem Lohn zufrieden, den er mit Carter vereinbart hat. Dieser dreckige Bastard will alles …
    Es gelang ihm nicht, die quälenden Gedanken zu verdrängen. Sie beherrschten ihn und die Angst, dass er Callagher vielleicht nicht daran hindern würde können, seine Pläne und Absichten durchzusetzen, umkrampfte sein Herz. Düstere Ahnungen befielen ihn und wühlten wie mit glühenden Zangen in seiner Psyche.
     
    *
     
    Drei Tage waren verstrichen. James Allison ritt wie jeden Tag, seit sie den Salado Creek verlassen hatten, an der Spitze der Herde. Zu beiden Seiten erstreckten sich bewaldete Hänge weit in die Senke, durch die sie zogen. Das Wetter war seit zwei Tagen wieder schlechter geworden. Bis vor einer Stunde hatte es genieselt. Dampf stieg aus den Wäldern. Es war Nachmittag. Die Sonne, die manchmal zwischen den ziehenden Wolken hervor lugte, stand weit im Westen.
    Und über den Dampf, der über den Baumwipfeln schwebte, erhob sich weiter nördlich eine dunkle Rauchsäule. Sie wurde unterbrochen, um im nächsten Moment erneut in die Höhe zu steigen.
    James Allison drehte sich um und schaute nach Süden. Dort trieb eine Rauchwolke am Himmel. Allison war klar, dass sie das Überbleibsel eines Rauchsignals war. Sein Mund verkniff sich und er wandte sich wieder nach vorn.
    Die Herde marschierte weiter. Im Norden waren jetzt keine Rauchzeichen mehr zu sehen. Allison war jedoch klar, dass etwas vorbereitet wurde – etwas, das er nicht abzuschätzen vermochte, das ihn aber zutiefst beunruhigte. Sein wachsamer, lauernder Blick, in dem sich die Anspannung ausdrückte, die Allisons Nerven vibrieren ließ, strich über die Fronten der Wälder zu beiden Seiten der Senke hinweg und bohrte sich in die Düsternis zwischen den  uralten Stämmen. Allison verspürte Beklemmung.
    Und plötzlich trieben vier Reiter ihre Pferde aus dem Wald. Unwillkürlich fiel Allison seinem Vierbeiner in die Zügel. Der Stier, den er führte, warf den mächtigen Schädel in den Nacken und brüllte. Rinder strömten an ihnen vorbei.
    Die vier Reiter hielten in der Mitte der Senke an und blickten der Herde entgegen. Sie waren mit hellen Hosen und bunten Hemden bekleidet und hatten sich farbige Tücher um die Stirn gebunden, die die langen, schwarzen Haare zusammenhielten.
    Die Herde kam zum Stehen.
    Carter Prewitt, der zusammen mit einem weiteren Reiter die rechte Flanke sicherte, sprengte nach vorn. Die vier Reiter verharrten nebeneinander auf ihren Pferden. Sie muteten an wie Reiterstatuen.
    Prewitt stemmte sich gegen die Zügel und stoppte das Pferd. Sein Blick glitt in die Runde. Nirgendwo waren weitere Indianer zu entdecken. Prewitt ritt weiter, bahnte sich einen Weg durch die Longhorns und erreichte James Allison. »Ich habe schon vor geraumer Zeit Rauchzeichen beobachtet«, murmelte dieser. »Einige ihrer Vettern, die uns weiter südlich entdeckt haben, kündigten unser Kommen an.«
    »Wie es aussieht, wollen sie verhandeln«, bemerkte Carter Prewitt. »Ich glaube nicht, dass sie feindselig gesinnt sind.«
    »Wenn der Satan mit dem Schwanz wedelt, sieht er auch freundlich und friedfertig aus«, murmelte James Allison. Die Flamme des Misstrauens loderte hoch in ihm. Zu viele schreckliche Geschichten hatte er über die Indianer gehört. »Hast du nicht selbst gesagt, dass ihnen ein Ehrenkodex fremd ist und dass sie hinterhältig und mörderisch wie Skorpione sind?«
    »Ich sprach von den Apachen«, knurrte Carter Prewitt. »Hören wir uns an, was sie zu sagen haben.«
    Er ritt an und James Allison folgte ihm.
    Zwei Pferdelängen vor den Rothäuten brachten sie die Pferde zum Stehen. Die beiden Weißen schauten in dunkle, stoisch anmutende Gesichter, in denen die Augen glitzerten wie Kohlestücke. Carter Prewitt hob die rechte Hand und zeigte die Handfläche. »Ho, wir kommen in

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