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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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musst.«
    »Es geht um mehr als dreißig Leben, Joana«, wandte Carter Prewitt ein.
    »Ich will dich nicht verlieren, Carter. Was wäre ich ohne dich in Oregon?« Ihre Stimme brach und nahm einen flehenden Tonfall an, als sie fortfuhr. »Du darfst nicht reiten und uns allein lassen, Carter. Soll ich dich auf diesem unseligen Trail verlieren?«
    »Denk nicht darüber nach, Darling«, murmelte er. »Morgen bringen wir die Fuhrwerke hinauf. Das wird sicherlich den ganzen Tag in Anspruch nehmen, und am Abend werden wir alle todmüde sein. Und übermorgen, wenn wir geschlafen haben, stimmen wir ab. Die Mehrheit der Stimmen wird entscheiden, ob ich Hilfe aus Fort Hall hole oder ob wir es auf den letzten hundert Meilen bis zum Fort auf eigene Faust versuchen. In Ordnung?«
    »Nein, es ist nicht in Ordnung, wenn dich die Mehrzahl der Stimmen möglicherweise in den Tod schickt.« Und traurig schloss Joana: »Aber es wird wohl so sein, dass ich dich nicht umstimmen werde können.«
    Kurze Zeit des betretenen Schweigens verstrich. Dann ertönte Carter Prewitts Stimme: "Komm her zu mir, Darling. Ich möchte dich im Arm halten. Komm unter den Wagen und lass uns Pläne schmieden, wie wir in Oregon unser Leben gestalten."
    Erst zögerte Joana, dann kroch sie unter das Fuhrwerk.
     
    *
     
    Vor Glenn Jeffersons Fuhrwerk wurden acht Ochsen und Maultiere gespannt. Carter Prewitt ging zwischen den beiden vordersten Zugtieren und führte sie. Jefferson trieb die Tiere mit der Peitsche an. Mahlend setzten sich die großen Räder in Bewegung. Faustgroße Steine wurden unter den Eisenreifen zermalmt wie von einem Mörser. Ein Ächzen ging durch das Gefährt, die Seile strafften sich wie die Saiten einer Geige.  
    Das Wagengespann bewegte sich schwerfällig bergaufwärts. Je steiler der Abhang wurde, desto mehr verlor es an Tempo. Die Ochsen stemmten sich in die Geschirre. Einige Männer kamen heran und trieben sie zusätzlich mit ihren Peitschen an. Andere griffen in die Speichen der Räder. Atemlos sahen Frauen und Kinder zu. In schweißtreibender, mühevoller Arbeit wurde der Schoner Stück für Stück den Hang hinaufgebracht, oben rollte er ein ganzes Stück über den Bergsattel und das Gespann wurde schließlich angehalten.
    Die Tiere waren feucht vom Schweiß, prusteten und keuchten, und auch den Männern lief der Schweiß über die Gesichter. Mehr als eine Stunde hatten sie gebraucht. Sie ließen sich erschöpft und atemlos zu Boden fallen und ruhten aus.
    Unten hatten die Frauen bereits acht Zugtiere vor Carter Prewitts Wagen gespannt. Sie standen unruhig in den Geschirren, als ahnten sie, dass ihnen eine der größten Strapazen des Trails bevorstand. Die Tiere vor Jeffersons Wagen wurden ausgespannt und den Hang hinunter zum dritten Wagen geführt. Die Tiere vor Prewitts Fuhrwerk zogen an …
    Als es Mittag war, hatten sie vier der Schoner oben. Einige Frauen hatten Fleisch gebraten und Kaffee gekocht. Mit Heißhunger verschlangen die Männer die Steaks und dazu altes, hartes Brot. Der starke, heiße Kaffee belebte sie, dennoch waren sie ausgelaugt bis ins Knochenmark.
    Am Nachmittag brachten sie die letzten Prärieschoner hinauf. Es war noch hell, aber an diesem Tag dachte niemand mehr daran, weiterzufahren. Die Ochsen, Maultiere und Pferde wurden freigelassen und grasten. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Fuhrwerke zu einem Kreis zusammenzufahren. Als die Nacht hereinbrach, erklärten sich einige Frauen - unter ihnen Corinna Prewitt -, bereit, die Nachtwache zu übernehmen. Die Männer waren ausgepumpt und brauchten Ruhe. Carter Prewitts schwacher Protest wurde energisch unterbunden.
    Die Nacht verlief ruhig. Als es hell wurde, kam wieder Leben in das Camp. Von Osten her schob sich blauer Himmel, der sich weit nach Süden auszudehnen begann. Im Westen war es diesig. Ein grandioser, überwältigender Ausblick über die wildzerklüftete, schweigende und majestätische Bergwelt bot sich den Menschen.
    James Allison gesellte sich zu Carter Prewitt. »Wie sieht der Weg ins Tal hinunter aus?«
    »Er ist nicht ganz so steil, wie herauf«, antwortete Carter Prewitt. »Wir werden Stangen in die Speichen klemmen müssen, damit die Räder blockieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Fuhrwerke die Zugtiere überrollen und in die Tiefe reißen. Bevor wir uns aber an den Abstieg machen, sollten wir über meinen Vorschlag von gestern beraten. Du hast schon mit den Leuten gesprochen, James. Ich weiß es von Joana.«
    James

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