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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Allison schob die Unterlippe vor und nickte. »Sie sind geteilter Meinung. Viele fürchten, dass du es nicht schaffst. Dass wir ohne dich ziemlich aufgeschmissen wären - das ist wohl keine Frage.«
    »Lassen wir abstimmen«, schlug Carter Prewitt vor.
    James Allison rief die Menschen zusammen. Joana kam mit verschlossener Miene. Sie war absolut dagegen. Die Siedler berieten sich, nachdem Carter Prewitt einige Worte zu ihnen gesprochen hatte. Aus seinen knappen Ausführungen wurde deutlich, dass er es für das Klügste hielt, Hilfe aus Fort Hall zu holen.
    James Allison rief schließlich: »Wer ist dafür, dass er reitet?«
    Einige Hände hoben sich, zögernd kamen weitere hinzu. Allison zählte und kam zu dem Ergebnis, dass die überwiegende Mehrheit dem Vorschlag zustimmte.
    Zwei Pferde wurden gesattelt. Carter Prewitt ging zu Joana hin und legte seine Hände um ihre Oberarme. Sie versteifte unter der Berührung und schlug die Augen nieder. Carter Prewitt sagte eindringlich: »Ich komme wieder, Joana, und werde dir in Oregon ein guter Mann und unserem Kind ein guter Vater sein.« Er nickte und wiederholte eindringlich: »Ich komme wieder, Darling.«
    »Viel Glück, Carter«, murmelte sie mit spröder Stimme. Sie war eine starke Frau. »Ich will es nicht, aber es ist wohl so, dass ich dich nicht zurückhalten kann. Reite mit Gott, Carter. Ich werde beten, dass du heil in Fort Hall ankommst.«
    Er gab ihr einen schnellen Kuss, dann verabschiedete er sich von den anderen. Als er im Sattel saß und anritt, rief James Allison: »Hals- und Beinbruch, Carter. Ich weiß, dass du es schaffst!«
    Carter Prewitt winkte ihnen zu, und wenig später lenkte er die Pferde die abschüssige Strecke hinunter zwischen die Felsen, die weiter unten begannen. In steilen Windungen führte der Trail in die Tiefe. Die Felsen traten zurück und Carter Prewitt ritt zwischen lichtem Baumbestand dahin. Zwischen den Stämmen wucherten Sträucher, riesige Findlinge säumten seinen Weg. Eine Ebene schloss sich an, an deren Ende das Terrain wieder leicht anstieg, und dann fiel das Gelände wieder ab.
    Es war warm. Der Himmel war an diesem Tag wie blank gefegt. Pferd und Reiter warfen einen kurzen Schatten. Als die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, ritt Carter Prewitt durch ein Tal mit saftigem, grünem Gras. Als er sich einmal im Sattel umdrehte, lag die Unwirtlichkeit der Wind River Range hinter ihm.
    Von Indianern hatte er nichts gesehen. In der Runde dehnten sich Wälder bis weit ins Tal hinein. In vier Tagen wollte Carter Prewitt Fort Hall erreichen.
    Am nächsten Tag aber schien sein Glück zu Ende zu sein. Als er aus einer Hügelkette ritt, erschienen auf einer Bodenwelle ein ganzes Stück vor ihm sechs Krieger. Sie waren überraschter als er und zerrten ihre Pferde in den Stand. Carter Prewitt verhielt sich abwartend und beobachtete sie. Sie gestikulierten und palaverten lange, und Carter Prewitt war sich sicher, dass sie zu einem der westlichen Shoshonenstämme gehörten, also nicht zu jenem Kriegshaufen, den Standing Bear führte.
    Das bedeutete aber nicht, dass sie nicht feindlich gesinnt gewesen wären.
    Jetzt waren sie mit ihrer Diskussion am Ende. Sie rissen ihre Tomahawks aus den Gürteln und hämmerten ihren Mustangs die Fersen in die Seiten.
    Das war deutlich genug. Carter Prewitt angelte sich das Gewehr aus dem Scabbard, lud es durch, schoss aber nicht. Er zog sein Pferd herum und gab ihm den Kopf frei. Das Ersatzpferd an der Longe wurde mitgerissen. Carter Prewitt floh nach Süden. Vor ihm dehnte sich die Ebene mit niedrigen Bodenwellen und erinnerte ihn an einen erstarrten Ozean. Schrilles Geschrei holte ihn ein. Wie von Sinnen bearbeiteten die Shoshonen ihre Pferde mit den Fersen. Die Hufe der Tiere schienen kaum noch den Boden zu berühren.
    Unter Carter Prewitt schien der Boden nach hinten zu fliegen. Er verlagerte seinen Oberkörper nach vorn. Die Hügelketten am Ende der Senke rückten schnell näher. Wald bedeckte die Flanken. Der scharfe Reitwind peitschte Carter Prewitts Gesicht. In breiter Linie verfolgten ihn die Shoshonen. Gewiss waren ihre Mustangs zäh und ausdauernd. Der dumpfe Trommelwirbel der unbeschlagenen Hufe schien die ganze Ebene zu erfüllen. Dann jagte Carter Prewitt in eine Hügelfalte, kam in den Schutz des dichten Gehölzes, hielt an und rutschte aus dem Sattel. Hinter einem dicken Baum ging er in Deckung.
    Zweihundert Schritte trennten die Indianer noch von Carter Prewitt. Sie waren

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