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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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weitere Indianer sprangen in die Wagenburg, die Gesichter vom Hass entstellt. Sie widmeten sich sofort zweien der Siedler, die auf den kläglichen Rest der Shoshonen schossen, die um die Wagenburg rasten.
    Carter Prewitt sprang James Allison bei, der von einem messerschwingenden Krieger niedergerungen worden war. Die Linke des Indianers hatte sich um Allisons Kehle verkrampft, die Rechte mit dem tödlichen Stahl zuckte hoch. Carter Prewitts Fuß flog nach vorne, traf den Shoshonen unter dem Kinn und warf ihn von seinem Schwager. Sofort schnellte er wieder in die Höhe. Carter Prewitt schoss ihn nieder …
    Es war ein Inferno des Grauens. Tote Pferde, tote Indianer, Verwundete, Wimmernde, Sterbende. Und plötzlich schienen die letzten der Shoshonen zu begreifen, dass der Blutzoll, den sie ihrer irrsinnigen Leidenschaft zu zahlen hatten, zu hoch war. Sie ergriffen die Flucht. Es war nur noch ein kläglicher Rest von sieben Kriegern.
    In den Auswanderern löste sich die Verkrampfung, die zitternde Anspannung ihrer Nerven. Überall lagen gefallene Shoshonen und tote Pferde. Einige Mustangs standen mit zitternden Flanken inmitten der Wagenburg. Der Treck hatte ebenfalls wieder Tote zu beklagen. Einen Mann und zwei Frauen - Frauen, die heldenmütig gekämpft hatten und gestorben waren. Und es gab Verwundete. Leichen pflasterten den Weg nach Oregon, das Blut der Getöteten tränkte ihn. Aber die Illusion von Glück und Frieden am Ende des mörderischen Trails lebte noch immer in den Herzen.
    »Die sind wir los«, murmelte Carter Prewitt lahm. »Bis sie sich verstärkt haben, sind wir über den Pass.«
    »Wo andere blutrünstige Rothäute auf uns warten«, rief ein Mann resigniert.
     
    *
     
    Wieder blieben namenlose Gräber zurück. Es waren noch zweiunddreißig Menschen, die den Weg nach Oregon fortsetzten. Sie gaben vier der Fuhrwerke auf. Das Hab und Gut, das diese Fuhrwerke befördert hatten, war auf die anderen verteilt worden oder zurückgeblieben.
    Der Übergang über den Fluss ging reibungslos vonstatten. Gegen Mittag verließen sie den Fluss und fuhren die gerade Route nach Westen. Das Gelände stieg stetig an, wurde immer wilder und unzugänglicher. Die grauen Wolken schienen direkt über ihnen hinwegzuziehen.
    Viele Wochen waren vergangen, seit sie in Denver aufgebrochen waren. Die Strapazen und ausgestandenen Ängste hatten tiefe Spuren in die Gesichter gegraben.
    Der Weg zum Pass wurde schmaler und steiler, soweit man, seit sie den Bozeman Trail verlassen hatten, überhaupt noch von Weg sprechen konnte. Er wand sich in weiten Windungen empor, bohrte sich zwischen die Felsen, und niemand wusste, ob ihn hinter der nächsten Krümmung nicht herabgestürztes Geröll versperrte. Die Route, die sie gewählt hatten, um nach Fort Hall zu gelangen, war in der Vergangenheit von den Wagenzügen gemieden worden. Der Trail über Virginia City und Bannack hätte jedoch einen Umweg von zig Meilen und einen Zeitverlust von mehreren Wochen erfordert.
    Sie zogen an gähnenden Abgründen vorbei, dann hatten sie wieder das Gefühl, die eng zusammenstehenden Felswände erdrückten sie. Hier oben war es, obwohl es schon Mai war, kalt und zugig. Weite Flächen glitzernden Firns in den Schattenfeldern der Felsen blendeten die Augen, und der Wind trieb feine, aber scharfe Eiskristalle wie stählerne Nadelspitzen in die Gesichter. Viele der Wagen wurden von Frauen gelenkt, von denen der Trail das Letzte forderte. Sie hatten ihre Männer verloren. Während sie sich tagsüber voll und ganz auf die Gespanne konzentrierten, weinten sie sich in den Nächten die Augen rot. Sie standen vor den Scherben einer Hoffnung von Ruhe, Frieden und Wohlstand, die sie und ihre Männer veranlasst hatte, nach Oregon auszuwandern. Sie hatten das Land unterschätzt. Und es erteilte ihnen die härtesten Lektionen.
    Schließlich erreichte Carter Prewitt, der vorausritt, einen Bergsattel zwischen den abflachenden Felsen. Er drehte seinen Oberkörper und blickte hinunter zur Wagenkolonne, die nun vor einem steilen Abhang zum Stehen kam. Es war das schwierigste Stück des Passes. Die Spitze des Wagenzugs hatte, nachdem Joshua McGregor tot war, James Allison übernommen. Jetzt sprang Allison vom Bock, legte kopfgroße Steine unter die Hinterräder, um ein Zurückrollen zu verhindern, und stieg zu Carter Prewitt hinauf.
    »Wie sollen wir diesen Steilhang heraufkommen?«, fragte er, als er ziemlich außer Atem oben anlangte.
    »Indem wir vor jeden Schoner acht

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