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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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auseinandergeschwärmt. Sicher glaubten sie nicht daran, dass der Weiße bereit war, sich ihnen zu stellen. Sie wähnten ihn sicherlich auf kopfloser Flucht.
    Dass dies ein Irrtum war, begriffen sie, als Carter Prewitts Gewehr peitschte. Eines ihrer Pferde brach vorne ein und rutschte von der Wucht des Tempos getragen dahin. Der Shoshone sprang ab und überschlug sich am Boden, taumelte hoch und brüllte seine Wut hinaus. Da aber fällte Carter Prewitts zweiter Schuss schon das nächste Tier. Der Krieger flog über den Pferdekopf hinweg und blieb auf dem Bauch liegen. Die anderen Verfolger drehten ab und suchten ihr Heil in der Flucht. Jener Krieger, dessen Pferd Carter Prewitt zuerst erschoss, rannte hinter ihnen her.
    Carter Prewitt schwang sich wieder in den Sattel und ritt tiefer in den Wald hinein, dann wandte er sich wieder nach Westen. Und am Abend des darauf folgenden Tages erreicht er Fort Hall. Im Fort standen zwölf Prärieschoner. Sie waren von Bannack heruntergekommen, hatten also den sicheren Trail der kürzeren Strecke quer durch Wyoming vorgezogen.
    Stumm beobachteten die Männer und Frauen den bärtigen, abgerissenen Mann mit den zwei Pferden. Er ritt zu ihnen hin und erfuhr, dass sie in den nächsten Tagen auf dem Oregon Trail weiter nach Westen wollten. Er sagte krächzend: »Auf dem South Pass stehen zehn Fuhrwerke und warten auf Hilfe durch die Kavallerie. Wenn ich morgen mit einer Eskorte aufbreche, können sie in ungefähr zwei Wochen hier eintreffen. Es sind über dreißig Männer Frauen und Kinder. Wir wollen zum Columbia River und an ihm entlang ins Landesinnere, vielleicht sogar bis zum Meer. Was haltet ihr davon, wenn wir gemeinsam reisen?«
    Erwartungsvoll fixierte er die Auswanderer. Einer, ein weißhaariger, bärtiger Mann rief: »Ich denke, es ist im Sinne aller, wenn wir auf euch warten. Im Westen Idahos beginnt das Land der Nez Percé, und einige Gewehre mehr können nicht schaden. Mein Name ist Benedikt Walker. Sind Sie der Scout des Trecks, der auf dem South Pass steht?«
    »Ja. Ich heiße Carter Prewitt.«
    Er ritt weiter und betrat wenig später die Kommandantur.
    Als Carter Prewitt eine halbe Stunde später die Kommandantur wieder verließ, senkte sich die Dunkelheit zwischen die Mauern des Forts. Auf den Wehren patrouillierten die Posten. Aus den Fenstern der flachen Gebäude fiel Licht. Soldaten strebten der Kantine zu. Bei den Fuhrwerken der Siedler brannten einige Feuer. Das Klimpern einer Gitarre erreichte Carter Prewitts Gehör.
    Der Fortkommandant hatte ihm eine Eskorte von fünfzehn Reitern zugesagt. Sie wollten am frühen Morgen aufbrechen. Er dachte an Joana und all die anderen, die auf dem Pass auf ihn warteten und die wahrscheinlich von Sorge und Ungewissheit zerfressen wurden. Joanas Gesicht erschien vor seinem geistigen Auge und ein unbeschreibliches Gefühl begann ihn zu erfassen.
    Tags darauf führte Carter Prewitt den Trupp Kavalleristen nach Osten. Je näher sie der Wind River Range und dem South Pass kamen, umso öfter sahen sie die Späher der Shoshonen. Aber sie wurden nicht angegriffen. Mit der Armee legten sich die Indianer nicht an, denn sie fürchteten die oftmals brutalen Vergeltungsmaßnahmen der Kavallerie. Also hielten sie sich zurück.
    Vier Tage später erreichten sie den South Pass. Die Menschen jubelten. Die Soldaten sicherten den Abstieg ins Tal und legten mit Hand an. Die Wagenkolonne bewegte sich nach Westen. Carter Prewitts Pferd war an das Fuhrwerk geleint. Prewitt und seine Frau saßen auf dem Wagenbock. Er führte die Zügel.
    Carter Prewitt dachte an die Zukunft. Und er war sicher, dass sie gut sein würde. Hin und wieder aber dachte er auch an die vielen namenlosen Gräber, die sie auf dem Trail bis hierher zurückgelassen hatten. In den Herzen jedoch, das wusste er, lebten die Toten weiter …
     
    *
     
    Die Wagen standen auf dem Paradeplatz im Fort. An einer von Sonne, Wind und Regen gekrümmten Stange hing schlaff das Sternenbanner. Feuer brannten und im Wechselspiel von Licht und Schatten sahen die Gesichter der Auswanderer düster und ausgemergelt aus.
    Carter Prewitt, seine Frau, James Allison und Corinna sowie der alte Buck saßen um eines der Feuer herum. Am Himmel hing ein kugelrunder Mond. Die Wolkendecke wies große Löcher auf, in denen Sterne funkelten.
    Schritte erklangen. Fünf Soldaten näherten sich dem Feuer. Vier von ihnen hatten sich Karabiner umgehängt. Bei dem fünften handelte es sich um einen Sergeant, der nur

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