Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
Vom Netzwerk:
»Nun musst du auch die Konsequenzen tragen.«
    »Wirst du mit deiner Familie am Columbia River bleiben?«, fragte Shaugnessy lauernd.
    Carter Prewitt zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, nehme aber an, dass ich an einem der Nebenflüsse ein Stück Land in Anspruch nehme, auf dem ich Rinder züchten kann.«
    »Sie werden mich nicht gleich aufhängen, weil ich diesen roten Heiden erschossen habe«, murmelte Shaugnessy. »Und eines Tages werde ich wieder frei sein. Mach dich darauf gefasst, Prewitt, dass ich dich finde.«
    »Willst du dich rächen, weil ich deine Tat nicht vertuscht habe?«
    »Ich wollte hier in Oregon mit meiner Frau und meinen Kindern ein neues Leben beginnen«, presste Shaugnessy hervor. »Sarah liegt in einem einsamen Grab, ich werde für lange Zeit im Zuchthaus verschwinden. Meine Kinder werden ohne mich aufwachsen. Es war nicht notwendig, Prewitt, dass du den Fortkommandanten bezüglich der Höllenfahrt des Häuptlings aufklärtest. Du hättest Rücksicht auf meine Kinder nehmen können. Das Schicksal hat ihnen die Mutter – du aber hast ihnen den Vater genommen.«
    »Für deine Kinder wird gesorgt, Shaugnessy«, murmelte Carter Prewitt, den der Hass Shaugnessys betroffen machte. »Du aber solltest dir deines Unrechts bewusst werden. Geh in dich, Shaugnessy.«
    Prewitt drehte sich um und ging zur Treppe, die nach oben führte. Er sagte sich, dass er richtig gehandelt hatte. Shaugnessys unverantwortliches Handeln hatte Menschenleben gekostet. Dafür musste der Mann zur Rechenschaft gezogen werden.
    In diesem Bewusstsein verließ Carter Prewitt die Wachbaracke.
     
    *
     
    Fort Hall lag hinter ihnen. Die schier endlose Wagenschlange bewegte sich unermüdlich nach Nordwesten. Der Salmon River südlich der Bitterroot Berge war für sie kein nennenswertes Hindernis. Die Nez Percé ließen sie in Ruhe. Zu viele Gewehre hätten ein Blutbad unter ihnen angerichtet.
    Die Wochen vergingen. Und dann erreichten sie den Columbia River. Ein Fest wurde gefeiert, es wurde gesungen, getanzt und getrunken. Bis zum frühen Morgen. Und als sie zu ihrem Fuhrwerk gingen, legte Carter Prewitt seinen Arm um Joanas Schultern. Sie drängte sich eng an ihn und sagte leise: »Ich glaube, wir beide und unser Sohn werden sehr, sehr glücklich hier in Oregon.«
    »Das werden wir«, versprach Carter Prewitt, »ja, das werden wir ganz bestimmt. Aber woher willst du denn wissen, dass wir einen Sohn bekommen?«
    »Ich weiß es ganz einfach, Carter.«
    Und wie auf ein geheimes Kommando blieben sie gleichzeitig stehen, wandten sich einander zu, Carter Prewitt nahm Joana in die Arme, und dann küssten sie sich.
    In Carter Prewitt war plötzlich die Gewissheit, dass die Zukunft ihnen gehörte. Seine Zuversicht war unumstößlich. Seit er vor nicht ganz elf Monaten den Salado Creek verlassen hatte, war er durch die Hölle gegangen. Aber er hatte es geschafft. Dem Neubeginn stand nichts im Weg.
    Es war wie ein Taumel, der den erfasste. Sein Glück kannte keine Grenzen. Er war bereit, die Vergangenheit abzuschütteln.
     
     
     
    3. Buch
    Das harte Gesetz des Carter Prewitt
     
     
    Kapitel 25
     
    Der kleine Ort hatte den Namen Rock Creek. Der schmale Fluss, an dem die Ansiedlung lag, trug denselben Namen. Es gab etwa drei Dutzend Häuser, dazu Ställe, Schuppen und Scheunen, ein Hotel, einen Saloon, eine Kirche, eine Schule, und einen Mietstall – eben alles, was eine Stadt ausmachte. Die Main Street war breit und staubig.
    Es war Nachmittag, als James Allison mitten auf der Straße in den Ort ritt. Unter den Hufen seines Fuchswallachs wirbelte der feine Staub. Es war ein warmer Tag Anfang Mai. Man schrieb das Jahr 1877.
    Auf den Gehsteigen und auf der Straße bewegten sich eine Handvoll Passanten. James Allison wurde gegrüßt. Aus der Schmiede erklangen helle Hammerschläge. Auf einem Vorbau saß ein alter, weißbärtiger Mann in einem Schaukelstuhl und döste vor sich hin. Ein Hund, der im Schatten lag, richtete sich auf, streckte sich und trollte schließlich von dannen.
    Rock Creek vermittelte Beschaulichkeit.
    James Allison lenkte sein Pferd zum Holm vor einem kleinen, sauberen Haus, saß ab und band den Fuchswallach an den von Regen, Wind und Sonne glatt geschliffenen Querbalken. Dann stieg er auf den Vorbau, überquerte ihn mit drei Schritten und klopfte gegen die Tür.
    Heather McGregor öffnete ihm. Sie war jetzt einunddreißig Jahre alt und verströmte sowohl Reife als auch Fraulichkeit. Die blonden Haare trug

Weitere Kostenlose Bücher