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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Tasse, die auf dem Tisch stand und die Heather voll geschenkt hatte, wurde kalt.
     
    *
     
    James Allison und Heather lagen nebeneinander im Bett. Ihre Gesichter waren gerötet. Die Geräusche der Stadt drangen verschwommen in den Raum. Die beiden Menschen schwiegen und trieben in den Gefühlen, die sie füreinander hegten. Beide wussten nicht, wie viel Zeit verstrichen war.
    Irgendwann erhob James Allison seine Stimme: »Ich muss auf die Ranch zurück, Heather.«
    »Corinna wird dich fragen, wo du herkommst.«
    »Sie wird wissen, dass ich bei dir war.«
    »Es ist für mich unbegreiflich, dass sie es einfach so hinnimmt.«
    »Ich weiß nicht, ob das der Fall ist«, murmelte James Allison. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie alles in sich hineinfrisst, dass sich alles in ihr staut und dass sie mich hasst. Die Blicke, mit denen sie mich manchmal bedenkt, sprechen eine deutliche Sprache. Möglicherweise kommt es eines Tages bei ihr zum Ausbruch.« James Allison seufzte. »Ich weiß es nicht.«
    Er schleuderte die Bettdecke von sich herunter, richtete den Oberkörper auf und schwang die Beine vom Bett. James Allison war nackt. Eine Narbe unter seinem rechten Schlüsselbein zeugte von Gus Callaghers hinterhältigem Schuss vor mehr als zehn Jahren in der Nähe von Kansas City. Allison drückte sich hoch und begann, sich anzukleiden.
    Auch Heather stand auf und zog sich an.
    Plötzlich sickerte von draußen Poltern und Rumpeln in den Raum. Raue Schreie und das Wiehern eines Pferdes mischten sich in diese Geräusche.
    »Was ist das?«, fragte Heather McGregor.
    »Es hört sich an, als würden sich Fuhrwerke nähern«, meinte James Allison. Er schlüpfte in seine Stiefel.
    Schnell wurden die Geräusche deutlicher. Nun waren auch das Stampfen von Hufen, das Knarren von Wagenaufbauten und das Quietschen der Achsen zu vernehmen.
    James Allison und Heather verließen das Schlafzimmer. In der Küche ging Allison zum Fenster und schaute hinaus auf die Straße. Er konnte nichts sehen und strebte zur Tür, begab sich nach draußen und schaute in die Richtung, aus der sich das Rumpeln und Poltern und all die anderen verworrenen Geräusche näherten. Seine Hände lagen auf dem Vorbaugeländer.
    Eine Kolonne von Fuhrwerken zog heran; schwere Planwagen, die jeweils von vier Ochsen oder Maultieren gezogen wurden. Die Männer auf den Böcken führten die Zügel. James Allison sah Frauen und Kinder, die neben den Wagen schritten. Er zählte elf Fuhrwerke. Der Treck näherte sich von Osten.
    James Allison nagte gedankenvoll an seiner Unterlippe. Der Anblick weckte düstere Erinnerungen in ihm. Aber das lag mehr als zehn Jahre zurück. Der Tod war damals ihr Begleiter gewesen. Das Blut vieler Menschen war auf dem Weg nach Oregon im Staub versickert. Sie hatten der Hoffnung auf ein gutes Leben einen hohen Tribut gezahlt. Unschöne Bilder stiegen aus den Nebeln der Vergangenheit und versanken wieder.
    Langsam zog der Treck vorbei. Einige Rinder, Pferde, Milchkühe, Schafe und Ziegen wurden von einer handvoll Männern und Halbwüchsigen getrieben. Hunde liefen neben den Fuhrwerken her.
    Auf den Gehsteigen und Vorbauten zeigten sich die Bürger der Stadt, um das Schauspiel zu verfolgen, das sich ihnen bot. Der Alltag in Rock Creek war eintönig. Hier bahnte sich willkommene Abwechslung an.
    Heather McGregor war neben James Allison getreten.
    Die Wagenkolonne zog vorbei. Die Geräusche entfernten sich und wurden leiser. Schließlich verließ der Treck die Stadt. Aufgewirbelter Staub legte sich.
    »Sie haben noch vor sich, was wir längst geschafft haben«, murmelte Heather.
    »Sieht so aus, als würden sie am Stadtrand ihr Lager aufschlagen«, bemerkte James Allison. »Sie sind von Osten gekommen. Wahrscheinlich haben sie den Weg über die Bitterroot Berge und Fort Walla Walla genommen.«
    Tatsächlich wurden die Gespanne am westlichen Stadtrand zu einem Kreis zusammengefahren. James Allison schaute nach der Sonne. Sie stand im Südwesten. »Okay, Heather. Ich reite zurück. Gib Joey einen Kuss von mir.«
    »Wann kommst du wieder?«
    »Am Samstag. Es bleibt dabei.«
    James Allison sprang vom Vorbau, band sein Pferd los und zog sich in den Sattel. Das Tier unter ihm tänzelte. Allison trieb es mit einem Schenkeldruck an und hob grüßend die rechte Hand. Heather verabschiedete ihn mit einem glücklichen Lächeln.
    James Allison ritt aber nicht sofort nach Süden, um dem Rock Creek zur folgen und zur Triangle-P zu gelangen, sondern lenkte das

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