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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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ein halbvolles Glas. Unter halb gesenkten Lidern hervor musterte der Rancher seinen Gefangenen. Plötzlich sprangen seine Lippen auseinander: »Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Dass mein Partner und ich nicht zu Gus Callaghers Bande gehören«, erwiderte Carter Prewitt mit klarer, sachlicher Stimme, jedem seiner Worte eine besondere Betonung verleihend.
    Die beiden Männer starrten sich an. Es war ein stummes Duell, und der Mann mit den schwächeren Nerven musste unterliegen. Dieser Mann wollte Carter Prewitt nicht sein. Er versuchte Waco Prade einzuschätzen und sich ein Bild von ihm zu machen. Sein Blick war forschend.
    Der Rancher schürzte die schmalen Lippen. »Natürlich streiten Sie es ab. Sie wissen, was geschieht, wenn wir Ihnen nachweisen, dass Sie und Ihr Kumpan Callagher-Leute sind.«
    »Wenn Sie den Verdacht haben, müssen Sie uns dem Gesetz überlassen«, sagte Carter Prewitt. »Es gibt doch sicher irgendwo in der Nähe eine Stadt, in der ein Sheriff seinen Sitz hat.«
    »Sicher, die Stadt heißt Leakey. Der Name des County Sheriffs ist Jack Donegan.«
    »Sie müssen uns an ihn ausliefern. Und der Sheriff wird uns laufen lassen müssen. Denn es gibt nicht den geringsten Beweis, dass wir zur Bande Callaghers gehören.«
    Prade zog den Mund schief. »Auf dem Gebiet der Prade Ranch lebe ich nach meinen eigenen Gesetzen.«
    »Es ist das Gesetz des Stärkeren, das Sie sich zu eigen gemacht haben.«
    »Selbst wenn es so wäre …«
    »Haben Sie etwas gegen uns Leute aus dem Süden?«
    »Zwei Cousins von mir sind im Krieg gefallen. Es waren Rebellenkugeln, die sie getötet haben. Außerdem ist eine Reihe von guten Bekannten nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt. Ich empfinde keine Freundschaft für Leute wie Sie.«
    »Hass führt in die Hölle, Mister Prade. Außerdem – wir sind wieder eine Nation. Der Krieg ist seit fast einem Jahr vorbei.«
    Der Rancher winkte ab. Sein Blick schweifte zur Seite, er erhob sich und nahm eine unruhige Wanderung auf. Drei Schritte hin, drei zurück. Dabei legte er die Hände auf den Rücken und verschränkte die Finger ineinander. Seine Stimme erklang: »Jeder ist gefordert, darauf zu achten, dass Ruhe und Frieden in dieser schweren Zeit aufrecht erhalten werden. Es ist einiges aus den Fugen geraten. Und solange Leute wie Gus Callagher in diesem Land ihr Unwesen treiben, kehren weder Ruhe noch Frieden ein.«
    »Schicken Sie einen Boten zum Salado River. Er soll mit meinem Vater sprechen. Und Sie werden die Bestätigung erhalten, dass ich die Wahrheit gesagt habe.«
    »Ein Bote wäre über eine Woche unterwegs«, wandte Waco Prade ein.
    »Ich war über fünf Jahre von zu Hause weg. Eine weitere Woche würde keine Rolle spielen.«
    Prade hielt in seiner Wanderung inne und schaute Carter Prewitt an. »Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll.«
    »Ich will nichts weiter, als dass Sie mir glauben.«
    »Sie und Ihr Gefährte sind alles andere als Vertrauen erweckend.«
    »So sehen Männer aus, die wochenlang auf dem Trail waren, die seit Wochen kein richtiges Essen in den Magen bekommen und kein richtiges Bett gesehen haben.«
    »Ich werde eine Nacht darüber schlafen. Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Carter Prewitt. Der Name meines Gefährten ist James Allison. Sie sollten es uns nicht negativ auslegen, dass wir nicht auf derselben Seite kämpften wie Sie. Seien Sie ein fairer Sieger.«
    Waco Prade lächelte. »Es ist Ihr Pech, Prewitt, in Texas geboren zu sein.«
    Darauf gab Carter Prewitt keine Antwort. Sekundenlang biss er die Zähne zusammen. Hart traten die Backenknochen in seinem Gesicht hervor. Schließlich sagte er: »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass mein Gefährte und ich nicht zu Gus Callagher gehören. Und es gibt nicht den geringsten Beweis, der einen anderen Schluss zulässt. Dies sollten Sie Ihrer Entscheidung zugrunde legen, Mister Prade.«
    »Bringt ihn zurück in den Keller«, ordnete Waco Prade an.
    Die beiden Kerle, die ihn hergebracht hatten, dirigierten Waco nach draußen. Die Sonne war jetzt fast hinter den Hügeln im Westen verschwunden. Der ganze Horizont entflammte in intensiv goldenem Rot, das sich ausbreitete und weit im Norden verblasste.
    Der Sonnenuntergang rief Erinnerungen in Carter Prewitt wach. Er verspürte Sehnsucht nach zu Hause. Farbige Bilder stiegen aus den Nebeln der Vergangenheit empor. Für einen Moment vergaß er die wenig erfreuliche Situation, in der er sich befand. Im nächsten Moment aber holte ihn die Realität

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