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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Stille.
    »Corby hat mich nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst.«
    »Ich mag gar nicht daran zu denken, was sein wird, wenn sie mich in die Mangel nehmen.«
    »Irgendwann werden sie von dir ablassen, wenn sie feststellen müssen, dass du ihnen Callaghers Versteck nicht verraten kannst«, gab Carter Prewitt zu verstehen. »Vielleicht sehen sie dann auch ein, dass …«
    »Ich muss dir etwas gestehen, Carter.«
    Carter Prewitt lauschte den Worten hinterher. Und plötzlich begriff er. Das Begreifen war von schmerzhafter Schärfe. »Du kennst Gus Callagher!«, entfuhr es ihm.
    »Ja. Ich bin ein paar Tage in seinem Haufen geritten. Dann habe ich begriffen, dass am Ende meines Weges ein Stück heißes Blei oder der Galgen steht, wenn ich den Absprung nicht finde. Also setzte ich mich bei Nacht und Nebel ab.«
    »Dann kennst du das Versteck der Bande«, stellte Carter Prewitt fest. Er hatte sich von einem Augenblick zum anderen mit dem Gehörten abgefunden.
    »Es befand sich in den Bergen beim West Nueces River. Ich vermute aber, dass Callagher diesen Schlupfwinkel aufgegeben hat, nachdem ich seinem schießwütigen Verein ohne sein Einverständnis den Rücken gekehrt habe.«
    »Sicher«, murmelte Carter Prewitt. »Er muss mit Verrat rechnen. Was treibt Callagher? Warum führt er den Krieg auf eigene Faust weiter?«
    »Die Yankees haben ihm alles genommen. Callagher besaß eine Farm bei Eagle Pass am Rio Grande. Er war verheiratet, seine Tochter war sieben, sein Junge fünf Jahre alt. Blauröcke überfielen die Farm, töteten seine Kinder, vergewaltigten die Frau und schnitten ihr dann die Kehle durch. Das war wenige Tage bevor Callagher nach Hause kam. Er schwor blutige Rache. Schnell sammelte er eine Horde von Gleichgesinnten um sich. Sie begannen Ranches zu überfallen, auf denen sich Yankees eingenistet haben, und sie machten auch vor kleineren Ortschaften nicht halt, in denen Männer aus dem Norden nach dem Krieg begonnen hatten, Geschäfte zu betreiben. Ich war dabei, als wir eine Yankee-Patrouille zusammenknallten. Die Burschen hatten keine Chance. Das Verhängnis brach über sie herein wie ein Hurrikan.«
    »Callagher ist ein dreckiger Mörder!«, stieß Carter Prewitt mit allen Anzeichen von Abscheu in der Stimme hervor. »Und nach allem, was du mir soeben erzählt hast, klebt auch an deinen Händen Blut.«
    »Sicher sind auch durch deine Kugeln Blaubäuche gestorben.«
    »Im Krieg ist es legitim, den Feind zu töten.«
    »Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe – einen Fehler, den ich in der Zwischenzeit tausendmal bereut habe. Wenn die Kerle dort oben erfahren, dass ich zu Callagher gehörte, werden sie mir kurzerhand den Hals lang ziehen.«
    »Vielleicht hast du den Tod verdient«, knurrte Carter Prewitt. Er konnte kein Verständnis dafür aufbringen, dass James Allison mit einer Horde von Mördern und Brandstiftern geritten war. Er sah jetzt den neuen Gefährten mit ganz anderen Augen und in einem völlig anderen Licht.
    »Jeder macht mal einen Fehler in seinem Leben!«, erregte sich James Allison. »Die Yankees, die in Texas eingefallen sind wie eine Seuche, haben sich nicht gerade gentlemanlike benommen. Mit uns Texanern kennen sie kein Erbarmen. Sie nehmen sich, was ihnen gefällt, und sie haben die Menschen in Texas zu Rechtlosen degradiert.«
    »Das gibt keinem das Recht, auf eigene Faust gegen sie Krieg zu führen und zu morden und zu brandschatzen.«
    »Streiten wir uns nicht, Carter«, versuchte James Allison einen Schlusspunkt unter dieses Thema zu setzen. »Überlegen wir lieber, wie wir hier rauskommen. Ich weiß nicht, ob ich standhalte, wenn sie mir zusetzen. Ich will aber nicht hier auf der Prade Ranch am Ende eines Strickes mein Leben beschließen.«
    Carter Prewitt vernahm ein Geräusch. »Was hast du vor?«
    »Ich versuche den Deckel hochzustemmen.«
    Ein trockenes Knarren war zu vernehmen, als James Allison die Treppe betrat. Er stieg sie zwei Stufen nach oben, dann erreichte er mit beiden Händen den Lukendeckel. Er stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Tatsächlich hob sich der Deckel um einen Zoll. Aber dann verließ Allison die Kraft und der Deckel fiel polternd zurück. Eine hämische Stimme erklang: »Vergesst es, ihr elenden Rebellen! Wir haben eine schwere Kommode auf den Deckel gestellt. Außerdem halte ich Wache. Vergesst es also. Ihr kommt nicht raus aus dem Keller.«
    »Gib es auf, James«, forderte Carter Prewitt von seinem Leidensgenossen. »Aus eigener Kraft können

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