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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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zahlen. Der Rancher hatte dies ihm – dem U.S. Deputy Marshal – gegenüber klipp und klar zu verstehen gegeben. Er besaß das Geld nicht, und keine Bank würde ihm ein Darlehen in Höhe dieses Betrages zur Verfügung stellen, denn Prewitt konnte es nicht dinglich sichern. Die Triangle-P war keine fünfzigtausend Dollar wert. Und sie gehörte Prewitt nur zu drei Vierteln.
     
    *
     
    Slim Jordan hatte den Willow Creek erreicht. Er war erschöpft und vom Blutverlust ausgehöhlt. Die Wunde bereitete ihm unsägliche Qualen. Die Kugel steckte in der Schulter. Jordan war klar, dass sie heraus und die Wunde identifiziert werden musste, da sich sonst möglicherweise Wundbrand hinzu zog.
    Dunkelheit hüllte das Land ein. Jordan lag am Flussufer unter einem Strauch und hatte sich in seine Decke eingewickelt. Dennoch fror es ihn. Die Haut seines Gesichts hingegen war heiß. Seine Lippen waren trocken wie Wüstensand und rissig. Er hatte Fieber.
    Bei jeder Bewegung eskalierte der Schmerz. Immer wieder während des vergangenen Tages war die Wunde aufgebrochen und hatte geblutet. Jordan fühlte sich schwach und elend. Dennoch gelang es ihm nicht, einzuschlafen.
    Die verdammte Kugel bringt dich um!, durchfuhr es ihn. Du brauchst einen Arzt, der sie dir herausholt. Zur Hölle! Die nächste Stadt, in der es einen Doc gibt, ist Pendleton. Der Ort ist gut und gerne sechzig Meilen entfernt. Das schaffst du nie. Ohne die Hilfe eines Arztes aber gehst du elend vor die Hunde. Du krepierst hier draußen wie ein angeschossenes Stück Vieh und die Coyoten werden sich um deine sterblichen Überreste streiten. Irgendwann findet jemand ein paar Knochen, die von dir übrig geblieben sind …
    Der Gedanke an den Tod würgte ihn und das Blut drohte ihm in den Adern zu gefrieren. Seine Zähne schlugen aufeinander. Er griff nach der Wasserflasche, die neben ihm am Boden lag, schraubte sie auf und trank. Die Hand, die die Flasche hielt, zitterte. Wasser rann über Jordans Kinn.
    Die Angst, hier in der Wildnis zu sterben, war wie eine Geißel und wurde in Slim Jordan übermächtig. Sie hämmerte ihm ein, dass er hier nicht bleiben konnte. Du wirst sterben!, dröhnte es durch sein Gehirn. Es gelang ihm nicht, sich dieser Angst zu widersetzen. Sie trieb ihn hoch. Als Jordan stand, musste er gegen ein heftiges Schwindelgefühl ankämpfen. Er überwand es unter Aufbietung all seines Willens und rollte die Decke zusammen. Unablässig stöhnte und ächzte er. Seinen rechten Arm konnte er kaum noch einsetzen. Der Schmerz war wie ein Höllenfeuer.
    Jordan hatte seinem Pferd nicht den Sattel abgenommen, sondern lediglich den Bauchgurt gelockert. Jetzt zog er ihn wieder straff, dann schnallte er die Decke am Sattel fest und hängte die Canteen an das Sattelhorn. Er musste zweimal ansetzen, um aufs Pferd zu gelangen. Es war eine Tortur. Die Schmerzen, die ihm die Wunde verursachte, zuckten bis unter seine Schädeldecke.
    Er trieb das Pferd an. Im Schritttempo trug ihn das Tier durch die Nacht. Immer wieder sank Jordans Kinn auf die Brust. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Bleierne Benommenheit breitete sich in seinem Hirn aus.
    Die Angst, vom Pferd zu stürzen und nie wieder aufzustehen, ließ die Flamme des Widerstandes in ihm aufflackern. Er biss die Zähne zusammen, dass es schmerzte. Irgendwann jedoch verlor er die Kontrolle über sich. Sein Oberkörper kippte auf den Pferdehals. Er spürte, wie er schwächer und schwächer wurde. Nur noch sein Unterbewusstsein signalisierte ihm, dass er im Sattel bleiben musste, dass er verloren war, wenn er vom Pferd fiel. Instinktiv umklammerte Jordan mit beiden Armen den Pferdehals. Irgendwann schwanden ihm sie Sinne. Seine Muskulatur jedoch war derart verkrampft, dass sich seine Umklammerung nicht lockerte. Und so trug das Pferd den besinnungslosen Mann nach Westen …
     
    *
     
    Cole Shaugnessy wurde wach. Das Wiehern eines Pferdes hatte ihn geweckt. Er richtete den Oberkörper auf. Die Finsternis in der verlassenen Weidehütte war mit den Augen nicht zu durchdringen. Leise, regelmäßige Atemzüge verrieten Shaugnessy, dass die beiden Kinder schliefen.
    Shaugnessy saß da und lauschte. Das Wiehern wiederholte sich nicht. Der Mann erhob sich, seine Hand ertastete das Gewehr, das an der Wand lehnte, er repetierte und ging zur Tür. Sie knarrte rostig in den Angeln, als er sie aufdrückte.
    Das Land war in fahles Licht getaucht. Shaugnessy schaute zu dem Pferd hin, das er zusammen mit dem leichten Wagen
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