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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Ohnmacht versunken und trieb in ihr, ohne seine Umwelt noch wahrzunehmen.
    Tausend Gedanken stürmten auf Cole Shaugnessy ein. Er hielt dem Verwundeten noch einmal die Wasserflasche an die Lippen. Jordan schluckte automatisch. »Warum hat dir der Marshal eine Kugel in die Schulter geknallt?«, fragte er dann.
    Sekundenlang sah es so aus, als hätte Jordan diese Frage gar nicht vernommen. Seine Zähne knirschten, als wieder eine Welle des Schmerzes durch seinen Körper raste. Dann keuchte er: »Es – es geht um Prewitts Krieg mit den Siedlern. Und es geht um den Mord an James Allison.«
    »Allison wurde ermordet?«
    »Ja.«
    »Hast du etwas mit dem Mord zu tun?«
    Die Antwort bestand in einem unverständlichen Gemurmel.
    Shaugnessy warf die Canteen ins Gras und richtete sich auf. Was er gehört hatte, gefiel ihm nicht. Er schloss nicht mehr aus, dass der Verwundete verfolgt wurde. Eine Laune des Schicksals hatte sein Pferd in die Nähe der alten, dem Verfall preisgegebenen Weidehütte geführt. Shaugnessy war zutiefst beunruhigt.
    Er holte sein Gewehr. Dann setzte er sich ins Gras. Von dem Verwundeten kam Stöhnen und Ächzen. Manchmal sprach er wirres Zeug. Er fantasierte.
    Die Nacht schien endlos zu dauern. Endlich aber kündete heller Schein über dem östlichen Horizont den Sonnenaufgang an. Nach und nach wurde es hell.
    Slim Jordan war wieder besinnungslos geworden.
    Shaugnessy ging in die Hütte. Auch zwischen den vier Wänden war es hell genug, sodass er alles erkennen konnte. Die beiden Kinder lagen auf einem Bett. Shaugnessy hatte ihre Hände und Füße an die Bettpfosten gefesselt. Beide waren wach. Shaugnessy band das Mädchen los, zerrte es auf die Beine und stieß es zur Tür hinaus. Ann fing an zu weinen. »Kennst du den?«, fragte Shaugnessy und wies mit der linken Hand auf den am Boden Liegenden.
    »Das ist Slim Jordan«, antwortete Ann mit zittriger Stimme und schniefte. »Er arbeitet auf der Ranch.«
    Shaugnessy brachte das Mädchen wieder in die Hütte und fesselte es.
    »Wir haben Hunger und Durst«, murmelte Amos Prewitt.
    »Ich werde euch schon nicht verhungern lassen«, fuhr ihn Shaugnessy an und verließ die Hütte wieder, ging zu Jordan hin und drehte ihn auf den Bauch. Nachdem er ihm die Jacke vom Leib gezerrt hatte, zerriss er das Hemd über der Wunde. Das Schulterblatt war schwarz vom eingetrockneten Blut. Die Wunde blutete nicht mehr. »Ich kann dir die Kugel nicht herausholen, Jordan«, murmelte Shaugnessy vor sich hin, »denn ich bin kein Arzt. Was tue ich mit dir? Nach Rock Creek kann ich dich nicht bringen, ebenso wenig auf die Triangle-P. Ich will nichts herausfordern.«
    Er trat an Jordans Pferd heran und öffnete die Satteltaschen, fand Verbandszeug und kehrte damit zu Jordan zurück …
     
     
    Kapitel 34
     
    Slim Jordan war notdürftig verbunden. Das Bewusstsein hatte er nicht wieder erlangt. Schweiß rann ihm über das Gesicht. Seine Lippen bewegten sich und formten tonlose Worte. Manchmal brachen Wortbrocken über sie und Jordan bewegte sich unruhig.
    Shaugnessy hatte einen Entschluss gefasst. Nachdem er die Kinder mit Pemmican gefüttert hatte, den er in mundgerechte Stücke gerissen hatte, und sie getrunken hatten, spannte er das Pferd vor den Wagen und legte den Verwundeten auf die Ladefläche. Das Tier, mit dem Jordan gekommen war, band er an das Fuhrwerk.
    Bevor Shaugnessy losfuhr, überprüfte er noch einmal die Fesseln der beiden Kinder. »Ich bin bis zum Mittag zurück«, murmelte er, verließ die Hütte und kletterte auf den Wagenbock.
    Die Fahrt ging über Weideland. Schließlich erreichte Shaugnessy die Postkutschenstraße, folgte ihr etwa zwei Meilen und wandte sich dann nach Süden. Um die Mitte des Vormittags bog er auf den Weg ein, der zur Stadt führte. Von weitem waren die Häuser und der Kirchturm zu sehen.
    Shaugnessy hielt an, sprang vom Bock und leinte sein Pferd vom Fuhrwerk. Ein Blick auf den Verwundeten sagte ihm, dass dieser bei Bewusstsein war. Mit trüben Augen schaute er ihn an. Die Leere in Jordans Blick ließ Shaugnessy vermuten, dass der Cowboy bar jeglichen Gedankens war. Es war ein Blick voller Verständnislosigkeit.
    Cole Shaugnessy schlug dem Pferd vor dem Wagen mit der flachen Hand auf die Kruppe. Das Tier setzte sich schnaubend in Bewegung. Shaugnessy stieg in den Sattel, schaute kurze Zeit dem Gespann hinterher, dann ritt er den Weg zurück, den er gekommen war.
    Das Pferd zog den Wagen mit dem Verwundeten in die Stadt. Menschen wurden

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