Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
Vom Netzwerk:
schnelle und ausdauernde Pferde zur Verfügung stellen.«
    Virginia Shaugnessy fasste sich ein Herz. »Ich bitte dich, Dad, lass …«
    »Schweig!«, herrschte Shaugnessy seine Tochter an. »Ich hole mir nur, was mir Prewitt schuldet. Du und Brandon – ihr steht auf Prewitts Seite. Das verrät mir eure Reaktion auf mein Erscheinen. Na schön. Ich habe immer nur das Beste für euch gewollt. Nun seid ihr erwachsen und müsst selbst entscheiden, was gut für euch ist. – In drei Tagen komme ich wieder, Prewitt. Denk an deine Kinder.«
    Shaugnessy ließ die Leinen auf den Rücken des Pferdes klatschen. Das Tier zog an, Shaugnessy lenkte es im Kreis herum und rief über die Schulter: »Und versuch nicht, mir zu folgen, Prewitt. Deine Kinder würden es auszubaden haben.«
    Er verließ die Ranch.
    Joana schluchzte. Carter Prewitt nahm sie in die Arme. »Er wird Amos und Ann kein Leid zufügen«, versuchte er seine Frau zu beruhigen. Nachdem er kurz nachgedacht hatte, fügte er hinzu: »Ich reite in die Stadt und informiere den Marshal.« Dann richtete er seinen Blick auf Brandon Shaugnessy. »Du und Virginia – ihr braucht euch keine Vorwürfe zu machen. Ihr könnt nichts dafür. An dem Verhältnis zwischen euch und mir wird sich dadurch nichts ändern.«
    »Er ist vom Hass zerfressen«, murmelte Brandon Shaugnessy und strich sich mit einer fahrigen Geste über die Augen. Und einem jähen Impuls folgend stieß der Bursche hervor: »Er muss Worten zugänglich sein. Darum reite ich ihm hinterher und biete ihm an, mit ihm zu gehen und irgendwo neu anzufangen. Wie ist es mit dir, Virgy? Ich glaube, wir sind es Carter und Joana schuldig.«
    Virginia nickte. »Ich würde ebenfalls mit ihm gehen, Brandon. Sag ihm das.«
    »Er lässt nicht mit sich reden!«, erklärte Carter Prewitt im Brustton der Überzeugung. »Es wäre vergeblich.«
    »Aber …«
    »Ich reite nach Rock Creek«, sagte Carter Prewitt und fiel damit Brandon Shaugnessy ins Wort.
    »Es wäre vielleicht eine Chance«, murmelte Joana. »Darum bin ich dafür, dass Brandon mit ihm spricht.«
    »Es ist sicher nicht gut, wenn ihm jemand folgt«, versetzte Carter Prewitt. »Er ist unberechenbar und gefährlich und schreckt vor nichts zurück. Ihr alle habt seine Warnung vernommen.«
    Brandon tauchte unter dem Geländer hindurch und sprang von der Veranda. »Ich folge ihm!«, rief er mit aller Entschiedenheit. »Wir dürfen diese Chance nicht ungenutzt lassen.«
    Ehe Carter Prewitt etwas einwenden konnte, rannte Brandon Shaugnessy schon über den Hof und in den Stall.
    Cole Shaugnessy war zwischen den Hügeln im Norden verschwunden.
    »Ich lasse mir ein Pferd satteln«, murmelte Carter Prewitt. »Es wird Talbott interessieren, dass Cole Shaugnessy auf der Ranch war und seine Forderung formulierte.«
     
    *
     
    Brandon Shaugnessy peitschte sein Pferd nach Norden. Im Gras waren die Wagenspuren deutlich zu erkennen. Plötzlich erspähte er das Fuhrwerk in einem Einschnitt zwischen zwei Anhöhen. Er stemmte sich gegen die Zügel und zerrte das Pferd in den Stand. Sein Blick glitt über die Hügelkämme. Und er sah seinen Vater.
    Cole Shaugnessy stand neben einem Busch und starrte zu Brandon herunter. Er hielt das Gewehr an der Hüfte im Anschlag. Langsam ritt Brandon weiter. Shaugnessy ließ das Gewehr sinken, nahm es in die linke Hand, setzte sich in Bewegung und ging schnell hangabwärts.
    Beim Fuhrwerk trafen sich Vater und Sohn.
    Cole Shaugnessy legte sich das Gewehr auf die Schulter. »Warum bist du mir gefolgt?«
    »Um dich zu bitten, mit diesem Irrsinn aufzuhören.«
    »Es ist kein Irrsinn. Ich hole mir nur, was mir zusteht. Von dir und deiner Schwester hätte ich mehr Verständnis erwartet.«
    »Du kannst einen Neuanfang nicht auf einem Verbrechen begründen, Dad. Virgy und ich sind uns einig: Wir gehen mit dir, egal, wohin du dich auch wendest. Voraussetzung ist jedoch, dass du die Prewitt-Kinder laufen lässt.«
    »Ich bin neunundvierzig Jahre alt«, murmelte Cole Shaugnessy. »Und ich bin arm wie eine Kirchenmaus. Das ist die denkbar schlechteste Voraussetzung für einen Neuanfang.« Shaugnessy lachte klirrend auf und schüttelte den Kopf. »Nur der Gedanke an Rache hat mich in all den Jahren durchhalten lassen, Brandon. Der Hass ließ mich den Steinbruch und die Peitschenhiebe der Wärter überstehen. Jeder Schlag schürte ihn - und er wurde grenzenlos. Prewitt muss bezahlen.«
    »Damit besiegelst du den Bruch zwischen uns«, murmelte Brandon. »Und du nimmst in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher